Corona in ÖsterreichErster Lohn der Angst: Restriktive Maßnahmen dämpfen Ausbreitung

Corona in Österreich / Erster Lohn der Angst: Restriktive Maßnahmen dämpfen Ausbreitung
Corona-Kontrolle am Donaukanal in Wien: Nur wer zusammen wohnt, darf so nah zusammen auf einer Bank sitzen – die Wiener erstaunt allerdings noch mehr, dass sie zur Hebung der Moral jetzt aus Polizeilautsprechern mit Rainhard Fendrichs Hit „I am from Austria“ beschallt werden Foto: dpa/Herbert P. Oczeret

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Die drastischen Einschränkungen des öffentlichen Lebens zeigen in Österreich erste Wirkung: Die Ausbreitung des Coronavirus bremst sich ein.

Seit einer Woche steht das Leben in der Alpenrepublik praktisch still. Außer Lebensmittelhandel und Apotheken sind alle Geschäfte geschlossen, ebenso Restaurants und Bars sowie die meisten Schulen, die nur in den unteren Stufen einen Notbetrieb zur Betreuung von Kindern von „systemrelevanten“ Ärzten, Krankschwestern oder Polizisten aufrechterhalten. Handydaten des Telekombetreibers A1, die der Regierung anonymisiert zur Verfügung stehen, belegen, dass die Ausgangsbeschränkungen von der Bevölkerung zunehmend konsequent eingehalten werden.

Jetzt winkt der erste Lohn der Angst vorm Virus: Die Zahl der Infizierten hat zwar am Sonntag die Dreitausendermarke übersprungen, der Anstieg auf 3.026 Erkrankte bedeutet jedoch „nur“ noch einen Zuwachs von 13,6 Prozent – den bisher geringsten Tagesanstieg. Von Freitag auf Samstag hatte die Zuwachsrate noch 21 Prozent betragen, vor Beginn der drastischen Einschränkungen des öffentlichen Lebens vor einer Woche lag sie bei 40 Prozent. Zehn Menschen sind dem Virus bisher erlegen.

Zu früh für Entwarnung

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bewertete die guten Nachrichten gestern wohl bewusst zurückhaltend, um kein Nachlassen der Disziplin einer unter Quarantäne stehenden Nation auszulösen. Der Grünen-Politiker bezeichnete die Entwicklung als „stabil“ und gab zu bedenken, dass in der kommenden Woche eine weitere deutliche Verringerung der Zuwachsraten notwendig sei. Das Zwischenziel – ein Zuwachs im einstelligen Bereich – liegt nun jedenfalls in Reichweite.

Schon jetzt steht aber fest, dass alle Maßnahmen bis 13. April in Kraft bleiben werden. Ob und inwieweit es danach zu Lockerungen kommen kann, hängt nicht nur von der Entwicklung in Österreich ab, sondern auch von jener in den Nachbarländern.

Parallel zu den Corona-Fallzahlen steigt seit zwei Wochen auch die Zustimmung zur türkis-grünen Bundesregierung von Kanzler Sebastian Kurz. Hatten anfangs manche die Restriktionen für eine überzogene Reaktion gehalten, herrscht mittlerweile breiter Konsens, dass richtig und zeitgerecht, vor allem: schneller als in Deutschland, gehandelt wurde. Kritisiert werden nun eher jene Behörden, die wie im Tiroler Wintersportort Ischgl aus Rücksicht auf die Wirtschaft zögerlich gehandelt hatten.

Regierung im Hoch

In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Akonsult beantworteten 90 Prozent die Frage, ob das Krisenmanagement der Regierung gut gewesen sei, 47 Prozent mit „ja“ und 43 Prozent mit „eher ja“. Einer anderen Umfrage zufolge halten 92 Prozent die Beschränkung der Bewegungsfreiheit für gerechtfertigt. Am Sonntag gab es sogar Lob von einem, der Kanzler Kurz in der Vergangenheit auch durchaus kritisch gegenüberstand: Wiens Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn konstatierte der Regierung einen „guten und verantwortungsvollen Weg“.

Dieser führt freilich auch in eine höhere Verschuldung. Das schnell und mit Zustimmung der Opposition geschnürte 38-Milliarden-Hilfspaket für Corona-geschädigte Unternehmer und Arbeitnehmer trug zwar viel zur guten Benotung des Krisenmanagements bei, wird aber irgendwann einmal finanziert werden müssen. Derzeit gilt die Devise von Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP), der die Folgen der Krise „koste es, was es wolle“, für alle abfedern will. Weil die Zeche auch wer zahlen muss, droht ein Wiederaufflammen der alten Verteilungskämpfe, sobald sich das Virus verabschiedet hat.

Vorerst ist von der Opposition wenig zu hören. Nur ein FPÖ-Politiker schaffte es gestern in die Schlagzeilen: Die Polizei hat am Samstagabend in Heiligenkreuz in der Steiermark eine „Corona-Party“ beendet. Vier Männer wurden angezeigt, darunter der freiheitliche Landtagsabgeordnete Gerhard Hirschmann (FPÖ). Er kam mit einer Abmahnung davon, kassierte aber von Landesparteichef Mario Kunasek für das „inakzeptable“ Verhalten einen Rüffel und von den anderen Parteien Rücktrittsforderungen. Hirschmann entschuldigte sich und will sich in den kommenden Tagen sozial engagieren.

Graucho
23. März 2020 - 8.54

In der ARD sah man gestern sechs(6)Polizisten die eng bei acht(8)Leuten standen,alle ohne Mundschutz, um diesen zu erklären,dass es verboten ist Gruppen zu bilden. Da sucht man nach Logik vergebens.