RadsportCorona-Chaos in Italien: Radsport droht Absagenflut

Radsport / Corona-Chaos in Italien: Radsport droht Absagenflut
Die Absage des Rennens Strade Bianche wirbelt den Rennkalender auch bei einigen luxemburgischen Sportlern durcheinander: Christine Majerus wäre genau wie Bob Jungels in Italien gestartet.  Foto: Tageblatt-Archiv/Rom Helbach

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Viel Ungewissheit und freiwilliger Verzicht: Das neue Corona-Virus hat auch im Radsport viel Durcheinander zur Folge und löst womöglich eine Renn-Absagenflut im prestigeträchtigen Frühjahr aus. Auch die luxemburgischen Radprofis sind betroffen. 

Corona-Frust statt Schotter-Gaudi: Für die luxemburgischen Landesmeister Bob Jungels (Deceuninck-Quickstep) und Christine Majerus (Boels-Dolmans) war der staubige Klassiker Strade Bianche, nach dem Omloop Het Nieuwsblad vergangene Woche, eigentlich eines der ersten lohnenswerten Ziele der Saison. Ein Rennen in der Toskana, das in den letzten Jahren zunehmend an Prestige gewann, nun aber am Donnerstag abgesagt wurde – denn das in Italien besonders aktive Corona-Virus stellt derzeit auch den Profiradsport vor große Schwierigkeiten.

Seit Mittwochabend, seit dem weitreichenden Dekret der italienischen Regierung, war der Entscheidungsdruck gewachsen – und die Konsequenz praktisch unausweichlich: Kein Rennen am Samstag. Manche Rennställe wie die britische Ineos-Mannschaft oder die niederländische Equipe Jumbo-Visma hatten dem bereits vorgegriffen und Starts abgesagt. Das deutsche Team um den Luxemburger Jemyp Drucker nicht, Bora-hansgrohe wartete auf die offiziellen Maßnahmen.

„Wir sind von den Vorgaben der Behörden abhängig, und das ist auch gut so“, sagte Bora-Teamarzt Jan-Niklas Droste im Gespräch mit dem SID. Droste bezeichnete die italienischen Regeln zur Risikominimierung als „streng“. Ein Radrennen unter den gegebenen Umständen auszutragen, sei „schwierig, weil ich nicht sagen kann, wir lassen keine Besucher rein.“ Er rechne gleichwohl damit, dass „von Fall zu Fall“ entschieden werde.

Ungewisse Zukunft

Für den Fall Strade Bianche (Männer und Frauen) wurde nun Klarheit geschaffen. Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte hatte Sportveranstaltungen bis zum 3. April verboten, es sei denn, sie fänden unter Ausschluss von Publikum statt oder es werde ein Mindestabstand zwischen Personen von mindestens einem Meter gewahrt. Diesen Umständen war in der Kürze der Zeit vom Veranstalter RCS, der alle wichtigen Rennen in Italien ausrichtet, nicht Rechnung zu tragen.

RCS hofft, die Wettbewerbe zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr nachholen zu können, doch die Sorgen lassen nicht nach. Im März kommt die Radsportsaison so richtig in Gang und Italien wird zum Mittelpunkt vor allem wegen des Frühjahrsklassikers Mailand-Sanremo (21. März). Ob bis dahin den Auflagen entsprochen werden kann oder Covid-19 inzwischen ganz neue Anpassungen verlangt, wer weiß das schon? „Wir sind nicht blauäugig, aber kein Virologe kann sagen, was in drei Wochen ist“, erklärte Droste.

Andere verhalten sich sowieso restriktiver als Bora-hansgrohe. Ineos (bis 23. März), Mitchelton-Scott (22. März) und Astana (20. März) wollen zunächst für einen festen Zeitraum gar keine Wettkämpfe bestreiten. Das gilt auch für Paris-Nizza in Frankreich, obwohl das Rennen zur Sonne vom 8. bis 15. März nach wie vor auf dem Programm steht. Ag2r La Mondiale wird vorerst kein Rennen in Italien bestreiten. Ben Gastauer, der zum Teil der Mannschaft bei Tirreno-Adriatico gezählt hätte, muss nun eine größere Lücke in seinem Rennkalender hinnehmen. Anders ist es bei Bob Jungels: Der 27-Jährige wird nun an Paris-Nice teilnehmen. Ursprünglich sollte der luxemburgische Landesmeister beim Tirreno-Adriatico starten. Nun muss ein anderer Fahrer, der für das Rennen in Frankreich vorgesehen war, weichen. Dieses Szenario könnte bei so manchen Teams Unruhe auslösen.