Reform der Luxemburger RettungsdiensteEin gutes Zeugnis für CGDIS

Reform der Luxemburger Rettungsdienste / Ein gutes Zeugnis für CGDIS
Dank verschiedener Anstrengungen konnte die Reaktionszeit der Rettungskräfte zwischen dem Anruf beim 112 und dem Eintreffen am Ort des Geschehens bereits um eine Minute auf knapp 14 Minuten verringert werden Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Eine erste Zwischenbilanz der Reform der Luxemburger Rettungskräfte fällt deutlich positiv aus. Ein unabhängiges Expertentrio hat vor allem die einheitliche Struktur, die Ausbildung und die Aufwertung der Notrufzentrale hervorgehoben. Startschwierigkeiten aber seien nicht ausgeblieben.

Rund 20 Monate nach der Reform der Luxemburger Rettungsdienste hat eine unabhängige Expertengruppe eine positive Zwischenbilanz gezogen. Bis auf anfängliche Kinderkrankheiten und kleine Detailfragen falle die allgemeine Beurteilung wirklich gut aus, so das Fazit. Die Zusammenlegung von freiwilligen Feuerwehren und Zivilschutz im „Corps grand-ducal d’incendie et de secours“ (CGDIS) sei eine umfangreiche Aufgabe gewesen. „Ziemlich viel davon ist gut geworden“, meinte etwa Franz-Josef Molitor, der das CGDIS mit Jean-Mathias Goerens und François Maurer näher unter die Lupe genommen hat.

Bereits 2010 hatte der Katastrophenschutzexperte und ehemalige Berater im deutschen Bundesinnenministerium die Luxemburger Rettungsdienste mit den zwei Kollegen ein erstes Mal unter die Lupe genommen. Dabei hatte das Trio in vielen Punkten Nachholbedarf festgestellt. Knapp zehn Jahre später aber habe sich Luxemburg „ein integriertes und kohärentes Hilfeleistungssystem gegeben, in dem alle Akteure an einem Strang ziehen“, so Molitor, der auch die Flexibilität des neuen Systems lobte. Von kleinen Unfällen bis hin zu Katastrophen – das CGDIS sei nun für alle Begebenheiten gewappnet.

Bis zur Reform waren zwei Akteure im Rettungswesen aktiv: die freiwilligen Feuerwehren, die unter die Verantwortung der Gemeinden fielen und die „Protection civile“, die von staatlicher Seite geführt wurde. Ziel der Zusammenlegung war es, die Ressourcen zu bündeln und ausreichend Kräfte zu haben, um den Menschen in Not schnell und wirksam helfen zu können – und das flächendeckend. Laut Expertentrio ist diese Rechnung auch aufgegangen. Die einheitliche Struktur habe sich in den letzten Monaten bereits mehrmals erfolgreich beweisen können, unterstrich Franz-Josef Molitor.

So sei es den Verantwortlichen nicht nur gelungen, beide Strukturen unter einen Hut zu bekommen, sondern auch mit einer Hierarchie zu versehen, die klare Vorgaben habe, so der deutsche Experte. Positiv sei auch, dass das neue Gesetz alle Phasen des Katastrophenzyklus abdecke und die Notrufzentrale deutlich aufgewertet habe. Der 112 sei nicht mehr nur für die Inmarschsetzung der Rettungskräfte zuständig, sondern handele auch antizipierend, indem die Zentrale etwa die Kommunikation zwischen der Unfallstelle und weiteren Diensten übernimmt.

Fachliche Professionalität wird geschätzt

Deutlich an Qualität gewonnen habe auch der vorbeugende Brandschutz. „Diese Einheit wurde zentralisiert und bietet inzwischen eine kompetente Dienstleistung an, die besonders von Gemeinden allseits geschätzt wird“, stellte Molitor fest. Gefruchtet hätten auch die Anstrengungen in puncto Ausbildung. Statt der Wissensvermittlung setze das CGDIS nun auf Kompetenzvermittlung. Die Nachfrage sei so groß, dass die Räumlichkeiten regelmäßig aus allen Nähten platzten. „Ein deutlicher Beweis für die Wertschätzung, die der Ausbildung nun entgegengebracht wird“, so Molitor. Vor allem aber habe man feststellen können, dass das CGDIS inzwischen wegen seiner fachlichen Professionalität von allen Akteuren der Gesellschaft geschätzt werde.

Dass eine Reform dieser Ausmaße nicht ohne gewisse Startschwierigkeiten auskommt, liegt auf der Hand. Das stellen auch die unabhängigen Experten in ihrem Bericht fest. So betont Molitor, dass es durchaus Anfangsschwierigkeiten gab, der Grundansatz jedoch stimme. Jean-Mathias Goerens, der ehemalige Regierungsberater im Luxemburger Innenministerium, sprach ebenfalls von Kinderkrankheiten und Detailfragen, die es noch zu lösen gibt. So habe man im Bericht auch vereinzelte Anregungen festgehalten, was etwa die Kommunikation mit der Führung in der hauptstädtischen Zentrale und den Gemeindeverantwortlichen angeht. Auch gebe es mitunter noch Probleme bei der Gleichstellung von freiwilligen und professionellen Rettungskräften.

Innenministerin Taina Bofferding freute sich über das gute Zeugnis für die von ihrem Vorgänger Dan Kersch angestoßene Reform der Rettungsdienste. Es handele sich aber nur um eine Zwischenbilanz.
Innenministerin Taina Bofferding freute sich über das gute Zeugnis für die von ihrem Vorgänger Dan Kersch angestoßene Reform der Rettungsdienste. Es handele sich aber nur um eine Zwischenbilanz. Foto: Editpress/Julien Garroy

Innenministerin Taina Bofferding zeigte sich entsprechend zufrieden mit den Befunden des Expertentrios. So habe sie feststellen können, dass das CGDIS eine Antwort auf Fragen gefunden habe, die im ersten Bericht von 2010 aufgeworfen wurden. Natürlich befinde sich der Rettungsdienst 20 Monate nach der „Jahrhundertreform“, wie die Ministerin es nannte, noch immer im Aufbau. „Hier handelt es sich um eine tief greifende Reform, die in vielen Punkten noch am Laufen ist“, so Bofferding. Für ein endgültiges Fazit sei es noch zu früh.

Primäres Ziel sei es gewesen, eine „optimale Notfallversorgung flächendeckend“ anbieten zu können. Ein wichtiger Baustein seien die Rettungskräfte selber. 7.734 Mitglieder zähle die Familie des CGDIS inzwischen. „Und die Familie wächst immer weiter“, freut sich die Innenministerin. „Das ist auch gut so: Wir können jede helfende Hand gebrauchen. Wir können stolz sein auf all diese Frauen und Männer, die sich in den Dienst der Öffentlichkeit stellen.“ Schließlich sei die Aufgabe des CGDIS eine der wichtigsten Dienstleistungen der öffentlichen Hand, so Bofferding abschließend. Einsätze nach dem Tornado im Süden des Landes oder bei den schweren Waldbränden im letzten Jahr hätten denn auch gezeigt, dass die Rettungsdienste dieser Aufgabe gewachsen seien.

Der Bericht des Expertentrios (auf Französisch) ist auf der Internetseite des CGDIS erhätlich.