SportfischerverbandFLPS-Präsident übt Kritik: „Umweltministerium verstößt gegen eigene Gesetze“

Sportfischerverband / FLPS-Präsident übt Kritik: „Umweltministerium verstößt gegen eigene Gesetze“
Präsident Jos Scheuer bemängelt die schlechte Gewässerqualität.  Foto: Editpress/Julien Garroy

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Die Sportfischerei steht infolge eines gewandelten Umwelt- und Tierschutzbewusstseins häufig in der Diskussion. Jos Scheuer, Präsident der „Féderation luxembourgeoise de la pêche sportive“, dem Dachverband von 62 Sportfischervereinen, kann die Vorwürfe nicht verstehen. Im Gegenteil, er und die Sportfischer ärgern sich über trübe Gewässer. Das Tageblatt hat sich anlässlich der Jahreshauptversammlung mit Scheuer über die Themen Gewässerqualität und Schutz des Biotops unterhalten.

Tageblatt: Herr Scheuer, Sie prangern regelmäßig die Gewässerqualität an. Hat sich diese in der Vergangenheit mit dem Bau neuer Kläranlagen nicht verbessert?

Jos Scheuer: Nein, da muss ich Sie enttäuschen. Unsere Flüsse sind vielerorts mit Umweltgiften belastet. Auch moderne Kläranlagen sind nicht in der Lage, Medikamentenrückstände oder Mikroplastikpartikel aus den Abwässern zu filtern. Ergo nehmen die Fische alle Umweltgifte auf und speichern diese in ihren Zellen. Ich möchte an dieser Stelle aber auch an die großen Umweltkatastrophen der vergangenen Monate erinnern. In Bettemburg flossen 300 Kubikmeter ungeklärte Abwässer in die Alzette, in Beggen entleerten sich 20.000 Kubikmeter Abwasser aus der Kläranlage in den Fluss. Bei mindestens zwei Großbränden flossen erhebliche Mengen an schadstoffbelasteten Löschwasser in die Korn bzw. in die Sauer. Vielerorts versickert Abwasser aus Wohnsiedlungen und Unternehmen mehr oder weniger unbemerkt in Flüssen und Bächen. Die Mosel leidet nicht nur am Cattenom-Kühlwasser, sondern auch am Personen- und Frachtschiffverkehr. Kurzum, die Qualität der Gewässer ist schlichtweg schlecht.

Ist es eigentlich noch empfehlenswert, Fische aus unseren Gewässern zu verspeisen?

Vor dem häufigen Verzehr von heimischen Fischen warnen die staatlichen Instanzen aufgrund der Schadstoffbelastung. Also sollte man eher wenig Fisch aus unseren heimischen Wasserläufen essen. Diese Frage stellt sich jedoch immer weniger. Die Essgewohnheiten der meisten Menschen haben sich eh geändert. Viele Supermarktkunden kaufen exotische Sorten an der Fischtheke oder bevorzugen Tiefkühlkost. Diese Fische stammen größtenteils aus Zuchten.

Als Sportfischer liefern Sie durch Erhebung der Fischbestände wichtige Daten über die Gewässerqualität. Wie gut ist eigentlich der Kontakt mit dem Umweltministerium und den staatlichen Kontrollinstanzen?

Der Dialog zwischen Umweltministerium und Sportfischerverband ist schon seit Jahren abgebrochen. Ministerin Carole Dieschbourg ignoriert uns und unsere Arbeit. Die Sportfischer sind häufig die Ersten, die Verunreinigungen der Gewässer feststellen. Die staatlichen Kontrollen der Fließgewässer sind nur minimal, die Umweltpolizei beschäftigt gerade mal zwei Beamte. Der „Conseil supérieur de la pêche“ sollte mindestens einmal jährlich tagen. Dieses Gremium ist schon seit zwei Jahren in Folge nicht zusammengekommen. Das Umweltministerium verstößt somit gegen eigene Gesetze. Auf der Gegenseite erschwert es uns das Ausüben der Sportfischerei durch ständig neue Auflagen. Dabei gefährdet die Verwaltung das gesellschaftliche Leben einer bedeutenden Vereinigung, ohne dadurch jedoch die Wasserqualität aktiv zu verbessern.

Wie steht es um den Fischbestand im Allgemeinen?

Die Äschen reagieren sehr sensibel auf Veränderungen der Wasserqualität. Deren Bestand ist stark bedroht. Doch auch bei anderen Fischarten gibt es Probleme. Der Fischbestand lässt sich momentan fast nur noch durch das Aussetzen von neuen Fischen aus Zuchten ausgleichen.

Gefährden natürliche Feinde den Fischbestand ebenfalls?

Ja, in der Tat. Einerseits gibt es eine Überbevölkerung von Kormoranen, sie fressen etwa 500 Gramm Fisch täglich. Andererseits sind unsere Flüsse durch eine invasive Art, die Schwarzmeergründel bedroht. Diese Fischart breitet sich rapide aus und frisst die Brut der heimischen Fische sowie Jungfische und andere Wasserlebewesen auf. Der natürliche Feind dieser invasiven Fische, der Zander, hat sich nur geringfügig vermehrt. Es herrscht ein absolutes Ungleichgewicht im Fließgewässer.

Wie gedenken Sie, in Zukunft gegen die Probleme vorzugehen?

Im Rahmen der Jahreshauptversammlung am Sonntag haben sich die Delegierten für die Gründung einer Ökosektion ausgesprochen. Wir haben alle der FLPS angegliederten Vereine aufgefordert, mindestens ein Mitglied für diese Aufgabe zu ernennen. Durch ein flächendeckendes Netz können nun alle Probleme und Umweltschäden erfasst und dokumentiert werden. Die Sektionen können somit auch zielgerechter vor Ort die Behörden, etwa die Gemeinden, über Missstände informieren und gegebenenfalls eine Reaktion erwirken. Last but not least hoffen wir auf den Dialog mit dem Umweltministerium. Gewässerqualität geht uns alle etwas an, nicht nur die Sportfischer.

Jacques Zeyen
24. Februar 2020 - 8.54

" wou d'Uelzecht duerch d'Wise sténkt.. " Jaja,lieber Jos. Längst vorbei die Zeiten als hunderte Angler aus dem "Minette" morgens aus den Zügen stiegen um den Tag an Mosel und Sauer zu verbringen. Heute ist der kleinste Seitenbach unserer großen Flüsse eine Kloake. Wegen Überdüngung geschlossen, könnte man sagen.