DiekirchHier wird’s dem Esel nie zu bunt: Bei der Kavalkade ging es stürmisch und nass zu

Diekirch / Hier wird’s dem Esel nie zu bunt: Bei der Kavalkade ging es stürmisch und nass zu
 Fotos: Editpress/Didier Sylvestre

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Es ist jedes Jahr ein Großereignis in der närrischen Zeit, das monatelang im Voraus bis ins letzte Detail organisiert wird. Die Rede geht von der „Dikkricher Cavalcad“. Die erste Ausgabe fand vor 150 Jahren statt, und dieses Jubiläum war denn auch ein Aushängeschild des diesjährigen Umzugs durch die „Eselstadt“.

Zum besseren Verständnis sei uns ein kurzer Ausflug in die Geschichte erlaubt. „Die erste Diekircher Kavalkade fand im Jahr 1870 statt. Während der folgenden Jahre feierten die Diekircher Fasching, aber ohne Kavalkade, was durch Geldsorgen zu erklären war. Aber in den Jahren 1882, 1883 und 1884 zogen wieder drei Kavalkaden durch die Straßen der Stadt. Der vierte Fastnachtsumzug fand am Montag, den 1. März 1897 statt. Der nächste Umzug führte 1900 durch Diekirch. Die Kavalkaden 1927 und 1939 waren die letzten Umzüge vor dem Zweiten Weltkrieg.

Erst 1946 wurde die „Dikkricher Cavalcad“ wieder ins Leben gerufen. Um die Umzüge von 1947 und 1949 zu finanzieren, wurde eine Geldsammlung bei den Diekircher Einwohnern abgehalten, da die Unkosten für die Vereine zu hoch waren. Dann dauerte es bis 1954, bevor sich die nächste Kavalkade, mit 30 Wagen und Gruppen, am 28. Februar in Bewegung setzte. Dies sollte einmal für lange Jahre die letzte sein, weil es an allen Ecken und Enden an Geld fehlte.

25 Jahre später, am 25. Februar 1978, fand sich eine Gruppe begeisterter Karnevalsnarren unter dem Namen „d’Eeselen aus der Sauerstaad Dikkrich“ zusammen, um den Fasching und die Kavalkade in Diekirch wieder aufleben zu lassen. Am 25. Februar 1979 setzte sich wieder eine Kavalkade in Bewegung. Seitdem fand sie jedes Jahr statt, mit der Ausnahme von 1991, wo weltweit alle Karnevalsumzüge wegen des damals ausgebrochenen Golfkrieges abgesagt wurden (siehe auch www.cavalcade.lu). Dieser Schnelldurchlauf der Geschichte der Diekircher Kavalkade gibt unter anderem Aufschluss darüber, warum heute das 150. Jubiläum gefeiert wird, obschon es erst die 41. Kavalkade war, die an diesem Sonntag durch die Straßen des Sauerstädtchens zog.

Als Regenmantel verkleidet

„Soll ich oder soll ich nicht“, diese alles entscheidende Frage stellten sich am Sonntagmorgen wohl viele Narren und Närrinnen beim Blick aus dem Fenster. Die Wetterfrösche hatten es die letzten Tage angekündigt und sie sollten Recht behalten: Nieselregen gepaart mit heftigen Windböen, Schmuddelwetter eben. Die eingefleischten Karnevalisten ließen sich nicht umstimmen, doch viele Eintags-Narren zündeten zu Hause den Kamin an und legten vorausschauend eine Decke für das Mittagsschläfchen aufs Sofa.

Die, die sich trotzdem überwinden konnten, als Regenmantel verkleidet ins Sauerstädtchen zu reisen, sahen 58 Festwagen, Fanfarenzüge und Gruppen, die sich um 14.30 Uhr in der Gilsdorferstraße in Bewegung setzten und alles daransetzten, auf ihrem Weg durch die „Eselstadt“ bis hin zur „Al Seeërei“ die Zaungäste in „Rämmi-Dämmi“-Stimmung zu bringen.

Der Song des Tages war nicht etwa die Titelmelodie der amerikanischen Literaturverfilmung „Vom Winde verweht“, sondern das Lied „Mam Esel un der Spëtzt“, das speziell zur Jubiläumsausgabe aufgenommen wurde. Das hatte auch seinen guten Grund, denn die Jury, die die Festwagen und Fußgruppen bewertete, hatte im Vorfeld angekündigt, dass jede Gruppe, die dieses Lied singt, spielt oder trillert, einen Extrapunkt in der Bewertung erhält.

Stadt im Ausnahmezustand

Egal wer im Nachhinein gewonnen hat, am Sonntag hatten bei dem vorherrschenden Schmuddelwetter wohl alle einen Preis verdient. Die Gruppe, die unseres Erachtens nach die beste Stimmung verbreitete, war eine Tanzgruppe unter der Bezeichnung „L’étoile du Cap-Vert“. Alles in allem sei aber erwähnt, dass die Qualität des Angebots gegenüber Vorjahren nicht mehr so hoch war. Was absolut fehlte, waren Musikgruppen. Das zehn- und mehrfach verstärkte teutonische Malle-Gejohle aus den meterhohen Lautsprechern hat Überhand genommen, sehr zum Leidwesen der Zaungäste.

Pünktlich um 17 Uhr setzte der Nieselregen wieder verstärkt ein, was viele der Besucher dazu brachte, schnell den Heimweg anzutreten. Schade um die viele Arbeit, die sich die zahlreichen Vereine in der Sorge um das leibliche Wohl der Gäste gemacht hatten. Zur allgemeinen Stimmung über das Faschingswochende hinweg braucht man nicht viel zu sagen, denn die ist in Diekirch immer gut. Hier wird es dem Esel nie zu bunt. Ganz im Gegenteil! Die Stadt steht gleich mehrere Tage Kopf.

Das diesjährige Programm sah am Donnerstag eine Faschingsparty für Kinder, am späten Nachmittag die Vorstellung des Jubiläumsbuches und des bereits erwähnten Songs und am Abend die Altweiberfastnacht vor. Freitags ging der traditionelle „Hippiquesbal“ über die Bühne, samstagnachmittags konnten die kleinen Piraten, Paw Patrols, Mignons, Cowboys, Sheriffs, Prinzessinnen, Spider- und Supermen wieder ausgelassen in der „Al Seeërei“ feiern und am Sonntag bildeten der Umzug und der anschließende „grousse Fuesbal“ den offiziellen Abschluss des närrischen Treibens. Jedenfalls für dieses Wochenende.

Jungblut
24. Februar 2020 - 17.52

@Baerchen Zu aerem Beitrag: Thema verfeelt! Wien schons am Ausland war (Köln, Mainz, Düsseldorf) den geseit mat wat fir engem Opwand do den Zuch organiséiert gëtt an wat engem do GRATIS (!) fir en Spektakel gebueden gëtt. Thema vun der Cavalcade sollt Karneval sin an net een Besäufnis fir d'Landjugend! Wei stoung op den Ween: KV Hochprozentig an KV Saufkäpp. Wow! Wat en Niveau!

Baerchen
24. Februar 2020 - 13.56

Kerr Jungblut kennt ierch jo selwer helefen an deen Dag Auswanderen mir Hun schons genug Verbots Schelder asw

Jungblut
24. Februar 2020 - 10.47

Dikkrecher Cavalcade gëtt ëmmer mei zu engem Massenbesäufnis. Ënnert engem Familienfrëndlchen Cortege den een och nach bezuelen (!) muss, stellen ech mir en bëssi mei vir, wei Diskothéiken op Rieder mat bessofener Landjugend, dei sech selwer feiert an 2 Tonnen Konfetti duerch d'Loft schéisst. Am Ëmzuch war bal keen eenzegen den net eng Bécks Béier, Cola-Vodka, Gin-Tonic oder een anert alkoholescht Gedrénks an der Hand hat. D'Musek op den Ween war éischter Clubmusek, also Techno an Elektro. keng Spuer vun Karneval... 3 Mol dat selwecht Thema am Cortege: Casa Traversini... D'Organisatoren sollten sech vielleicht mol Gedanken maachen wat den Zuch duerstellen soll. Ech als Dikrecher hun et peinlech fonnt.