Corona-KriseDrastische Maßnahmen in Norditalien zum Schutz vor dem Virus

Corona-Krise / Drastische Maßnahmen in Norditalien zum Schutz vor dem Virus
 Foto: Luca Bruno/AP/dpa

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Ärzte und Pfleger unter Quarantäne, Bars, Schulen, Kirchen und Sporthallen geschlossen: Rund ein Dutzend Städte in Norditalien haben drastische Maßnahmen ergriffen, nachdem dort mindestens 20 Fälle des neuartigen Coronavirus diagnostiziert worden sind. Italien ist das erste europäische Land, in dem Einheimische an dem Virus starben. Mit landesweit mindestens 30 Infektionsfällen ist es zugleich das am stärksten von der Epidemie betroffene Land Europas.

Am Freitag meldete Italien das erste europäische Opfer durch das Coronavirus: Adriano Trevisan, ein 78-jähriger pensionierter Maurer aus einem kleinen Dorf in Venetien. Am Samstagmorgen starb eine 75 Jahre alte Italienerin in der Nachbarregion Lombardei. Beide waren wegen anderer Krankheiten ins Hospital eingeliefert worden und wurden dann positiv auf das neuartige Coronavirus getestet.

„Die große Frage“ sei der Urspurng der Infektion, sagte der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia, dem Sender Rainews24. In Venetien gebe es zwei weiteren Infektionsfälle. Die Betroffenen hätten weder Kontakt mit Chinesen gehabt noch mit Rückkehrern aus China.

Eine Häufung der Fälle gibt es in der Kleinstadt Codogno in der Region Lombardei, wo ein 38 Jahre alter Wissenschaftler der Firma Unilever auf der Intensivstation liegt. Insgesamt wurden in Codogno fünf Mediziner und elf weitere Menschen positiv auf das neuartige Coronavirus getestet, unter ihnen die im achten Monat schwangere Ehefrau des 38-Jährigen, ein Freund von ihm und drei ältere Menschen aus dem engeren Umfeld. Sie trafen sich alle in derselben Bar. Die 60 Mitarbeiter von Unilever in Codogno werden jetzt auf das neuartige Coronavirus getestet.

Schließung von öffentlichen Gebäuden

Die Gesundheitsbehörden der Lombardei haben die Person, die für die Ansteckung verantwortlich ist, noch nicht eindeutig identifiziert. Es könnte sich jedoch um einen Italiener handeln, der im Januar aus China zurückkehrte und sich danach mehrfach mit dem Wissenschaftler zum Essen traf.

Aus Furcht vor einer weiteren Ausbreitung der Viruserkrankung ordneten die Behörden am Freitag die Schließung öffentlicher Gebäude in mehreren Städten für mindestens eine Woche an. Auch Büchereien, Rathäuser und Geschäfte müssen geschlossen bleiben, Karnevalsumzüge wurden abgesagt. In der größeren Stadt Cremona waren am Samstag die Schulen geschlossen.

Die Straßen in Codogno sind wie ausgestorben. „Es ist unglaublich: Jetzt ist das China, das wir im Fernsehen sehen, bei uns“, sagt die Inhaberin einer Bäckerei der Nachrichtenagentur Agi. Vor der Notaufnahme der 15.0000-Einwohner-Stadt prangt ein Schild mit der Aufschrift „Kein Zutritt – geschlossen“. Rund 250 Menschen, darunter 70 Ärzte und Pfleger, wurden isoliert, um sie auf das Virus zu testen, nachdem sie mit den Infizierten in Kontakt gekommen sind.

Bis vor kurzem hatte Italien nur drei Fälle des Coronavirus gezählt, alle drei hatten sich im Ausland infiziert und werden noch in Rom behandelt. Zwei chinesische Touristen befinden sich noch in Quarantäne, ihr Zustand hat sich in den vergangenen Tagen jedoch verbessert. Ein Italiener infizierte sich auf dem Kreuzfahrtschiff „Diamond Princess“ vor der japanischen Küste. Er kehrte am Samstagmorgen mit rund 30 weiteren italienischen Passagieren in die Heimat zurück und wurde unter Quarantäne gestellt.

Sully
22. Februar 2020 - 16.03

"Sie trafen sich alle in derselben Bar." Aha! Mal wieder das alte Sprichwort: "Wer sich in de Bar begibt, der fällt darin um."