Leben bei der ArmeeSoldat John Derneden über Zusammengehörigkeitsgefühl, den  Tod im Munitionslager und die Causa Schleck

Leben bei der Armee / Soldat John Derneden über Zusammengehörigkeitsgefühl, den  Tod im Munitionslager und die Causa Schleck
„Kameradschaft in der Armee ist wichtig“, sagt Adjutant Major John Derneden (rechts im Bild), hier im Rahmen einer Militärübung mit Unteroffizier Thierry Dondelinger   Foto: privat

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John Derneden, 50, ist gerne Berufssoldat. Seit 33 Jahren ist er dabei. Im Tageblatt-Gespräch redet er über den Tod seines Bruders Luc und über seine bevorstehende Mission in Afghanistan. Auch die „Causa Schleck“ kommt zur Sprache. John Dernedens Schilderung ist nicht allgemeingültig, sie erlaubt aber einen Einblick, wie die Affäre um den Präsidenten der Armeegewerkschaft SPAL auf dem Herrenberg gesehen wird.

Wer Berufssoldat wird, geht ein gewisses Risiko ein. Das weiß John Derneden nur zu gut. Vor einem Jahr, am 14. Februar 2019, stirbt sein Bruder Luc Derneden bei der Explosion im Munitionsdepot der Armee auf Waldhof.
„Meine Schwester, die bei der Polizei arbeitet, hat mich über den Unfall informiert – dass es schlimm sei. Details fehlten. Kurze Zeit später aber war klar, dass mein Bruder unter den Opfern ist.“

Wie die Armeeführung nach dem Unglück gehandelt habe, bezeichnet John Derneden rückblickend als exemplarisch. „Obwohl alle unter Schock standen, hat es ein großes Entgegenkommen aller Verantwortlichen gegeben.“ Wegen des Unfalls macht er niemandem einen Vorwurf: „Nein, auf keinen Fall!“

Mit 17 zur Armee

John Derneden ist 17, als er zur Armee kommt. Heute ist der Unteroffizier 50 Jahre alt und nimmt dieses Jahr an seiner dritten Auslandsmission teil. Es geht nach Masar-e-Scharif in Afghanistan. Er war bereits im Kongo und mit den Blauhelmtruppen in Ex-Jugoslawien. „Das gehört zum Leben als Berufssoldat dazu“, sagt er.

Er wirkt nicht wie ein Draufgänger und verklären tut er seinen Job auch nicht. „Der eine wird Metzger oder Bäcker. Ein anderer Soldat.“ Eigentlich habe er Mechaniker werden wollen, erzählt er. Bei einem Tag der offenen Tür bei der Armee habe er aber dann den Entschluss gefasst, sich zu melden.

Diesen Schritt hat er nie bedauert. Heute ist er Sportinstruktor und Chef der Sporthalle. Damals wie heute habe ihm die Kameradschaft in der Armee gefallen. Und: „Im Einsatz für Land und Leute zu sein, den Menschen zu helfen, wie bei den Überschwemmungen im Müllerthal, beim Tornado im Süden des Landes oder eben bei einer Auslandsmission.“

Bei den jungen Rekruten vermisse er manchmal dieses Zusammengehörigkeitsgefühl, sagt er im Gespräch. Aber für die, die durchhalten und dabei bleiben, für die sei die Armee eine Schule fürs Leben und böte viele Aufstiegsmöglichkeiten. Deshalb würde er auch ohne zu zögern den Job bei der Armee empfehlen.

Aber körperlich fit sollte man doch schon sein? – „Ja klar, aber das ist weniger schlimm, als oft geschildert wird, eigentlich kann jeder den Anforderungen gewachsen sein“, so John Derneden, „mit Training und gutem Willen“. 

„Causa Schleck“

Über 700 Leute arbeiten zurzeit in der Kaserne. Die Stimmung auf dem Herrenberg bezeichnet er als „allgemein gut.“ „Da kennt eigentlich jeder jeden.“ Man redet miteinander. – Auch über die „Causa Schleck“, sagt John Derneden. Er versteckt nicht, dass ihm die Sache nicht gefällt. „Ich persönlich war schockiert, als ich in der Presse von der Rücktrittsforderung an General Duschène gehört habe.“

Ein Freund, der damals noch Vizepräsident der Armeegewerkschaft (SPAL) war, dann aber zurückgetreten ist, konnte auch nicht weiterhelfen „Er sagte mir, er habe nicht Bescheid gewusst über die Forderung.“ Das Unbehagen, das die „Causa Schleck“ auslöst, besonders auf dem „Härebierg“ in der Kaserne, beruht John Dernedens Aussagen zufolge vor allem auf einem Mangel an Kommunikationsbereitschaft des SPAL-Vorstandes.

Warum die ganze Geschichte so gelaufen ist, wisse er, der selbst Mitglied im SPAL ist, und viele andere nicht wirklich. „Als Gewerkschaftsmitglieder hätten wir gerne Erklärungen erhalten, haben aber keine bekommen. Fragen, wie es zu der Rücktrittsforderung gekommen sei, ob es im SPAL-Vorstand eine Abstimmung gab, wurden nicht oder ausweichend beantwortet.“

Der Forderung nach einer außerordentlichen Generalversammlung des SPAL sei bisher auch nicht nachgekommen worden. Viele Mitglieder des SPAL seien nicht einverstanden mit der Vorgehensweise. „Nun werden wir unsere Fragen bei der ordentlichen Generalversammlung des SPAL stellen und wir hoffen, dass Christian Schleck sie uns gibt.“

Über die Prozedur, wie mit dem Präsidenten der Armeegewerkschaft umgegangen wurde und die in der Presse thematisiert wurde, sei man nicht wirklich im Bilde, es habe aber auch darüber vom Vorstand leider keine Informationen gegeben. 

Derneden schließt die Möglichkeit nicht aus, dass prozedurale Fehler geschehen sein könnten, das komme in jeder Verwaltung vor. Dann müsse man darüber reden. Aufklärung darüber erhoffe man sich, wie gesagt, aber zuallererst von Christian Schleck selbst. In einer Versammlung des SPAL, nicht in einem anderen Rahmen, betont Derneden. „Der SPAL-Präsident soll auf den Herrenberg kommen und sich vor seinen Gewerkschaftsmitgliedern erklären!“

Für John Derneden hat das Vertrauen in den Präsidenten gelitten. Seine Einschätzung hat einen persönlichen Hintergrund und hängt mit dem Unglück am „Waldhaff“ zusammen. „Christian Schleck war nicht vor Ort, auch beim Begräbnis meines Bruders und von Mike van de Berg war er nicht anwesend, und er fehlte auch beim Gedenkakt auf dem Herrenberg. Das ziemt sich nicht für einen Gewerkschaftspräsidenten.“ 

stark
23. Februar 2020 - 15.25

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