Festival des migrationsDrei Tage multikulturelles Feiern in der Luxexpo

Festival des migrations / Drei Tage multikulturelles Feiern in der Luxexpo
 Grafik: CLAE

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Mehr als 30.000 Besucher statteten dem Festival im Vorjahr einen Besuch ab; die Veranstalter hoffen dieses Jahr, die 40.000-Grenze zu knacken. Seit 1981 ist das „Festival des migrations“ ein fester Bestandteil der Volksfestagenda. Am letzten Februar-Wochenende findet die 37. Ausgabe statt mit Musik, Rundtischgesprächen und viel Kulinarischem.

1981 waren es nur einige vereinzelte Tische, die auf dem Knuedler aufgebaut waren, und die Zahl der Besucher war überschaubar. Inzwischen sind es über 30.000 geworden, die mit anderen Kulturen zusammen feiern wollen. Und vom Knuedler wanderte das Festival über den Escher Brill-Platz, den Glacis, die Victor-Hugo-Halle in die Luxexpo. Im Jahre 2000 wurde dann aus dem „Festival de l’immigration“ das „Festival des migrations, des cultures et de la citoyenneté“, um der kulturellen Seite der Einwanderung Rechnung zu tragen.

Kultur dekliniert sich in vielen Variationen: Feijoada aus Brasilien, Pasta aus Italien oder doch lieber portugiesischen Bacalhau? Wer schon einmal das Festival besucht hat, der weiß, dass das Kulinarische einen wichtigen Teil ausmacht. Ein weiterer angenehmer Weg, um fremde Kulturen kennenzulernen, führt über die Musik, die beim Festival stets einen großen Stellenwert genießt.

Pilon z.B. ist eine Gruppe von jungen kapverdischen Musikern aus Luxemburg, die voriges Jahr sogar ein Album bei einem New-Yorker Label veröffentlichten. Sie sind das musikalische Highlight der Veranstaltung am Samstag, 29. Februar. Am Vortag gibt es ebenfalls lusophone Musik mit der brasilianischen Sängerin Biah Vascocelos sowie mit zwei anderen kapverdischen Musikern aus Luxemburg: Cassandra Lobo & Cay Rodrigues. Von allen Kulturen steht dieses Jahr die kapverdische Kultur etwas im Vordergrund, erklärte Jean-Philippe Ruiz, Direktionsbeauftragter des „Comité de liaison des associations d’étrangers“ und Koordinator des Festivals, am Donnerstag vor der Presse. Die Kapverdier seien die ersten Schwarzafrikaner gewesen, die nach Luxemburg eingewandert seien, und hätten es darum besonders schwer gehabt. Afrikanische Migranten sei man in Frankreich und Belgien wegen der kolonialen Vergangenheit gewohnt gewesen, nicht so in Luxemburg.

Märchen und Bestattungsrituale

Auf 400 Ständen werden fast alle in Luxemburg vertretenen Kulturen und Nationalitäten ihre Kultur vorstellen. Neben gutem Essen und guter Musik ist der Austausch von Ideen ein wichtiger Bestandteil des Festivals. An allen Tagen finden Konferenzen, Rundtischgespräche und Lesungen mit Schriftstellern statt. Und da einer der ältesten literarischen Kunstformen das Märchen ist, werden drei Märchenstunden für Kinder angeboten, zwei am Samstag und eine am Sonntagnachmittag.

Einen ganz außergewöhnlichen Einblick in fremde Kulturen bietet dieses Jahr das Memorial Café der Universität Luxemburg mit Diskussionen um diverse Bestattungsrituale, Rituale, die ganz besonders je nach Kultur und Religion unterscheiden. Vorgestellt und diskutiert werden christlich-orthodoxe und muslimische Rituale sowie solche aus Portugal, Brasilien und von den Kapverdischen Inseln. Apropos Religion: Religion sei Teil ein jeder Kultur, und hätte deswegen auch ihren Platz bei einem solchen Festival, allerdings sei es kein Ort für Proselytismus, sagt Jean-Philippe  Ruiz.

Gegen den rechtspopulistischen Diskurs

Und es sei auch kein multikulturelles, sondern ein interkulturelles Fest, präzisierte Ruiz. Die Vermischung der verschiedenen in Luxemburg lebenden Kulturen sei die Kernidee des Festivals. Die verschiedenen Kulturen in Luxemburg zeigten hierbei, dass sie nicht nur nebeneinander, sondern miteinander lebten. Der rechtsextremen Theorie des großen Austauschs, der Umvolkung („grand remplacement“), setzt das Festival den „großen Zusammenschluss“ („grand rassemblement“) entgegen. Außerdem seien die vielen Vereinigungen, die das Festival tragen, auch die besten Ansprechpartner, wenn es darum geht, interkulturelle Probleme aus dem Weg zu räumen, und somit Garanten für den interkulturellen Frieden. Bei mehreren Rundtischgesprächen werden auch Themen rund um die Migration angesprochen, so etwa bei der Eröffnungsdebatte am  28. Februar, bei der es um moderne Sklaverei geht. 

Obwohl das Festival in der breiten Öffentlichkeit als eine einzige Veranstaltung wahrgenommen wird, sind es  drei Festivals, die gleichzeitig am gleichen Ort stattfinden. Neben dem 37. „Festival des migrations, des cultures et de la citoyenneté“ findet auch der 20. „Salon du livre et des cultures“ und die 8. „Artsmanif“ statt, bei denen 64 Schriftsteller präsent sind und 70 Künstler ihre Werke ausstellen werden.

Die drei Festivals finden am 28., 29.2. und am 1.3. in der Luxexpo The Box auf Kirchberg statt.
Infos:
www.clae.lu.