EditorialVon Bevormundung und Sturmwarnungen: Die Kultur der Ängstlichkeit

Editorial / Von Bevormundung und Sturmwarnungen: Die Kultur der Ängstlichkeit
Keine Angst, nicht jeder Blitz schlägt ein  Foto: Editpress/Patrick Daxenbichler

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Spontanumfrage auf Facebook. Viele Antworten. In den meisten wird die Sturmwarnung vom letzten Wochenende als gerechtfertigt bezeichnet. Richtig! War sie ja auch. Denn, besser gewarnt sein als ahnungslos ins – vielleicht – offene Messer zu laufen. Aber wenn die Warnung mehr ist als nur Information für mündige Bürger, dann ist sie übertrieben und fehl am Platz. Besonders, wenn sie wie Bevormundung klingt.

Müssen offizielle Stellen sich denn äußern wie Eltern, die ihren Teenies vermeintlich gut gemeinte Ratschläge mit auf den Weg geben? Trau dich nicht raus! Bleibe am besten im Haus! Hallo? Geht’s noch?

Für wie blöd hält man Menschen, denen man sich anmaßt zu sagen, dass sie bei Sturm nicht in einen Wald gehen oder nicht durch die Gegend fahren sollen? Müssen wir jetzt auch vor zu heißem Kaffee warnen? Oder davor, dass man seine Hand nicht in einen Fleischwolf stecken soll? US-amerikanische Zustände? Lebensorientierungshilfe für Dummies?

Die von offiziellen Stellen formulierten Warnungen und die getroffenen Sicherheitsmaßnahmen sind ein Zeichen von Ängstlichkeit (gilt auch für das Coronavirus). Es ist Ausdruck einer Kultur des Ver- und Absicherungswahns. Doch der Versuch, mit Einschränkungen und Strenge das Leben in den Griff zu bekommen, gelingt, wenn überhaupt, nur im Big-Brother-Staat. Autonome Bürger sollten sich vor so viel Hoheitsanspruch auf ihr Denken und Tun jedenfalls in Acht nehmen.

Wenn bei einem Sturm, der ausgewiesenen Wetterexperten zufolge als mittelschwer einzustufen ist, die ganz großen Geschütze aufgefahren werden, dann muss man sich fragen, ob das in Zukunft nun immer so gehandhabt werden soll. Macht man sich darüber Gedanken? War die Haltung offizieller Stellen am vergangenen Sonntag Ausdruck von Hilflosigkeit oder war es der Versuch, Führungsstärke zu zeigen? Weil man die Natur beim Tornado im August 2019 nicht im Griff hatte?

Vergessen wird bei dem Ganzen eigentlich, dass das Leben selbst die größte Gefahr für den Menschen darstellt. Das Leben wird durch Sex übertragen und führt unweigerlich zum Tode. Wer so tut, als könne man hundertprozentig schützend Einfluss nehmen, der irrt leider und täuscht die Bürger. Deshalb sollte, wer als Obrigkeit entscheidet, was zu tun oder zu lassen ist, sich nicht nur seiner Verantwortung, sondern auch seiner Möglichkeiten bewusst sein.

Am vergangenen Sonntag hat sich gezeigt, dass der aktuelle Notfallplan nicht konsequent durchdacht ist. Schüler durften zu Hause bleiben. Die Müllabfuhr auch. Ebenso die Zeitungszusteller. Lehrer nicht. Eltern, die zur Arbeit mussten, auch nicht. Nicht berücksichtigt wurde insbesondere die Frage, wie denn die Schüler, die nicht zu Hause bleiben konnten, zur Schule gelangen sollten. Wenn Sicherheit, dann bitte für jeden. Ja, auch für das arbeitende Volk.

Dabei wäre das Ganze doch flexibler zu regeln. Spontaner. Einfach mal gucken, was wettermäßig so passiert und dann erst reagieren. Pragmatischer.

Am Sonntagabend gab es trotzdem einen Verletzten zu beklagen. Ein Autofahrer nahe Saeul verlor die Kontrolle über seinen Wagen. Nicht wegen starken Seitenwindes. Nein, er hatte laut Pressemeldung wohl etwas zu viel getrunken. Hatte ihn denn niemand zuvor gewarnt?

Paula
14. Februar 2020 - 20.14

@ClaudeK "Dee Stuerm war nu mol esou dass Punktuell kéinten bis 130kmH Wandstéiss kommen, an dat ass guer nët méi esou witzeg, wann een dobäussen ass." Dir braucht jo awer net grad an engem Orkan mam Hond pissen ze goen.

Trefex
13. Februar 2020 - 18.09

Wat e schrott artikel dat do. Ciara war een extratropeschen Zyklon, net mol e bessi wand. Dann och null respekt fir dei 10 Leit di awer an Europa gestuewen sin. An ech hoffen dass dir ni enger Mamm musst erklaeren, weisou hiert kannt vun engem baam erschlo gouf. C'est du n'importe quoi.

Guy
12. Februar 2020 - 20.08

Bravo, gute Analyse!!

Gerner JL
12. Februar 2020 - 17.37

@J.Scholer "als Zeitzeuge der 68/70 " Dir braucht dat net ze betounen, dat war eis scho schmäerzlech kloer.

Clemi
12. Februar 2020 - 17.17

"Dabei wäre das Ganze doch flexibler zu regeln. Spontaner. Einfach mal gucken, was wettermäßig so passiert und dann erst reagieren. Pragmatischer." Ich hätte den gleichen Journalisten gerne gelesen, wäre am Montagmorgen ein Schulkind an einer Bushaltestelle von einem umgefallenen Baum getötet worden..... Davon abgesehen ist a) eine Warnung besser als keine, b) entspricht dieses Vorgehen dem Zeitgeist und der heutigen Gesellschaft, das ist nun mal so, c) entspricht es ebenfalls dem Zeitgeist und der Funktionsweise der heutigen Gesellschaft und ihrer Medien, dass eine solche Warnung ein 10.000fach stärkeres Echo entfaltet als noch vor 20 oder 10 Jahren, d) gibt es natürlich Härtefälle und sind allgemein gültige Lösungen natürlich nicht einfach, e) ist m.M. nach der Artikel genauso maßlos übertrieben wie der Autor die Warnung als maßlos übertrieben darstellt. Und mit Verlaub: "einfach mal gucken was wettermäßig so passiert" und immer nur reagieren, das ist ziemlich hanebüchen, und das gilt für alle Lebensbereiche, und das wird Verantwortungsträgern heutzutage immer wieder gerne von Journalisten!! (und Bürgern) vorgeworfen. Wann d'Kand bis am Pëtz läit ... mieux vaut prévenir que guérir ...

SC
12. Februar 2020 - 16.29

Och wann ech dem Artikel zoustëmmen, sou géif ech awer gaere wëssen wéi deen Editorial ausgesuinn hätt wann keen esou een TamTam gemach gi wier an ët wier trotz gesondem Mënscheverstand een an de Bësch spadséiere gang a wir blesséiert ginn........ Hautdesdags schéngt, egal wéi an egal ënnert wéi engen Emstänn emol Regierungsbashing ugesot ze sin

ClaudeK
12. Februar 2020 - 12.29

Déi verschidde Warnstufen si jo nët nei erfond ginn, mee se bezéien sech op Erfahrunswerter aus der Vergangenheet. Or d'Recommandatiounen bezéien sech op Erfahrungen an Erkenntnisser aus der Verganhenheet. Wann dir dat alles scho kennt, tan-mieux, dir braucht d'Recommandatiounen jo dann nët nach eng Kéier ze liesen. Ech kéint z.B. nët aschätzen, watfir eng Wandgeschwindegkeet elo déi ass , wou et am Bësch geféierlech gët, 60kmH ? 80 kmH? Dee Stuerm war nu mol esou dass Punktuell kéinten bis 130kmH Wandstéiss kommen, an dat ass guer nët méi esou witzeg, wann een dobäussen ass.

Jean
12. Februar 2020 - 9.16

Die Warnung war gerechtfertigt. Was mich stört ist dass das System zu empfindlich ist. Sobald ein paar Schneeflocken vom Himmel fallen sind wir schon bei Gelb oder Orange. Ein mittelschwerer Sturm wird Rot. Was passiert bei einem Schneesturm oder einem Schwerem Sturm? Bekommen wir dann Stufe Rot++? Dann flüchtet sich die Regierung unter die Erde und kommt nach dem Sturm wieder heraus um die Überlebenden weiter zu Regieren.

J.Scholer
12. Februar 2020 - 8.29

Ihr Artikel bringt es auf den Punkt und als Zeitzeuge der 68/70 ..... ziger politisch Interessierten stelle ich immer mehr fest , dass Bevormundung und leider auch die demokratischen Einschränkungen zunehmen. Die Politik verkauft uns gekonnt , nach beste PR Manier die Freiheiten , doch in Wirklichkeit hatten wir in den 60/70 ziger Jahren, auch wenn wir damals revoltierten, ein Mehr an Freiheit.“ Mir wossten dat den Spetzeldengscht en Aan op ons hat. Dat wor et , keenass wéinst sénger Meenong, séngen Aussoen virun den Kadi gezun gin, trotz dat se mat RAF, trotzkisteschen , maoistischen Revolutiounstheorien d’Gesellschaft stierzen wollten oder och d’Politik mat Artikelen an Wullmaus an co duerech den Fleeschwollef gedréit hun .“Traurig viele der damaligen Mitstreiter haben die Seiten gewechselt „ An géint dat wat se deemols op d’Strooss gaangen sin , haut zu hirer Relioun gemeet“.

Den Taxéierten
12. Februar 2020 - 7.34

Nanu. Ein Tageblatt-Editorial, dem ich mich nur anschliessen kann. Es geschehen noch Zeichen und Wunder.

ronald
12. Februar 2020 - 7.10

Am Joer 2020 wëllen 97% vun de Leit keng Responsabilitéit iwerhuelen, weder fir sëch nach fir anerer. Ewei iwerall gëtt dee Volet "outgesourct" an als Resultat sinn et dann Egomanen déi d'Kommando iwerhuelen an fir sie matdenken, hinnen ëmmer méi krank Virschrëften obzwängen an demnächst virschreiwen wéi an wat sie ze denken hun. Die allermannsten Leit machen Gebrauch vun hierem Gehier an iwerhuelen alles wat een hinnen zielt. Merci fir deen Artkel !

Charolli
11. Februar 2020 - 21.52

Jugel, ech bezweifelen ower datt et iergendsengem Spaass mecht wenn sein Daach fort flitt. et gin Leit di beträchtlech Schied haaten, also ech beneiden se net… mee di din mer wierklech leed.

Jugel
11. Februar 2020 - 19.39

Dofir konnten all déi di e maroden Daach haten nuets heemlech Zillen ofmontéieren an dank enges offiziellen Orkans kréien se bei der Reparatur eppes bäigeluecht.