DubaiLuxemburg und Vereinigte Arabische Emirate wollen wirtschaftlich enger kooperieren

Dubai / Luxemburg und Vereinigte Arabische Emirate wollen wirtschaftlich enger kooperieren
Das Interesse der Geschäftsleute aus Dubai an Luxemburg ist an dem vollen Saal zu erkennen Foto: SIP

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Der zweite Tag der Wirtschaftsmission in den Vereinigten Arabischen Emiraten stand ganz im Zeichen der Geschäftsbeziehungen beider Länder. Ein Kooperationsabkommen wurde zwischen den Wirtschaftsministerien unterzeichnet.

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sind Luxemburgs wichtigster Handelspartner am Persischen Golf. Doch das war nicht immer so. Noch bis vor fast zehn Jahren hatte die damalige Regierung den Golfstaat Katar als wichtigsten Partner erkoren. Ein katarischer Staatsfonds erwarb die BIL und die KBL. Auch ein Drittel der Anteile an der Cargolux hatte man nach Katar verkauft. Doch diese Beziehung verlief nicht wie geplant. Die Anteile an der Cargolux kaufte Luxemburg zurück – und verkaufte sie weiter nach China. Auch die BIL wurde bereits an einen chinesischen Konzern weiterverkauft.

Mit den VAE hingegen boomen die Wirtschaftsbeziehungen. In Dubai hat die BIL mittlerweile ein Büro mit 15 Mitarbeitern und die Cargolux hat ein Partnerschaftsabkommen mit Emirates Airlines. Auch für den Luxemburger Sektor der Investmentfonds sind die VAE ein wichtiger Absatzmarkt. Drei von vier Fonds, die den Kunden in den VAE angeboten werden, sind in Luxemburg registrierte Investmentfonds.

Um die Beziehungen zwischen beiden Ländern weiter zu „institutionalisieren“, unterzeichnete Luxemburgs Wirtschaftsminister Etienne Schneider (LSAP) ein Kooperationsabkommen mit dem Wirtschaftsminister der VAE, Sultan bin Saeed Al Mansouri. Beide verpflichten sich zu jährlichen gegenseitigen Besuchen mit Unternehmensvertretern. Im Abkommen werden zudem Themen für eine engere Zusammenarbeit, beispielsweise Fintech und Logistik, festgelegt, wie der Minister aus den VAE erläuterte.

Eine Frage des Vertrauens

Eine von den Regierungen institutionalisierte Beziehung schaffe Vertrauen bei den Unternehmen, unterstrich Etienne Schneider. „Jedes Jahr begegnen sich dieselben Personen wieder. Das fördert die Zusammenarbeit und schafft Vertrauen.“ Auch der Wirtschaftsminister aus den VAE freut sich über die neuen Verpflichtungen. Noch vor Kurzem war er zu Besuch in Luxemburg. Ganz besonders schätze er die geografische Lage des Landes sowie die Flexibilität und Unkompliziertheit der Regierung.

Weiter ging es zur Handelskammer in Dubai. Während eines Seminars wurden einerseits die wirtschaftlichen Vorzüge Luxemburgs der Geschäftswelt der VAE vorgestellt und andererseits den hiesigen Unternehmen die Geschäftsmöglichkeiten in den VAE. Beide Länder sehen sich als echtes Tor zu ihren jeweiligen Regionen.

Erbgroßherzog Guillaume hob hervor, dass er die VAE seit zehn Jahren regelmäßig besuche. Und jedes Mal sei er von Neuem beeindruckt über die rasante Entwicklung. Nach wie vor schießen in den Emiraten immer mehr neue glitzernde Hochhäuser aus dem Boden. „Die VAE sind ein ganz besonderer Partner“, unterstrich er. Er lobte die Anstrengungen des Landes, Tradition, neue Ideen und die wirtschaftliche Entwicklung unter einen Hut zu bringen.

Die Emirate haben derweil noch viel geplant: „In 97 Jahren wollen wir eine Kolonie auf dem Mars haben“, so Omar Kahn von der Handelskammer aus Dubai. Zudem habe man 545 Initiativen gestartet, um zur ersten echten „smart city“ zu werden. Bis 2030 sollen 25 Prozent der Autos in Dubai keinen Fahrer mehr benötigen. Zudem sollen bis dahin 25 Prozent des verbrauchten Stroms von der Sonne kommen. Ein „Museum der Zukunft“ wird gerade gebaut. Man setze auf Nischenprodukte mit hohem Mehrwert, nicht auf Massenproduktion mit günstigen Arbeitskräften. Und für alle diese Projekte werde nach kompetenten Partnern gesucht.

Finanzminister Pierre Gramegna (DP) unterstrich, dass sich die Beziehungen im Laufe der Jahre in Freundschaft gewandelt haben. Dann warb er für Luxemburg als Standort für grüne – und islamische Finanzen. Weiter hob er hervor, dass Post-Brexit-London den Zugang zum EU-Binnenmarkt für Finanzprodukte verlieren werde. Mit anderen Worten: Über Luxemburg gibt es Zugang zu dem europäischen Markt.

Letzte Rede von Minister Schneider

Carlo Thelen, Direktor der Luxemburger Handelskammer, fügte hinzu, dass Luxemburg „ein Land mit unbegrenztem Potenzial“ sei. Gegenüber Journalisten erklärte er: „Der Aufbau von Beziehungen in Dubai geht nur selten von heute auf morgen. Es ist wichtig, oft herzukommen.“ Dem schloss sich Schneider an: „So etwas dauert oft Jahre. Auch beispielsweise bei Google. Wir müssen oft vorbeikommen, ehe sie anbeißen.“

Für Etienne Schneider ist diese Wirtschaftsmission seine letzte als Minister. Zur Eröffnung der Weltausstellung werde er trotzdem kommen. „Als Freund“, wie er sagt. Auch seine am Dienstag gehaltene Rede vor den Unternehmern aus Dubai und Luxemburg war seine letzte als Minister. Insgesamt sei er während seiner Mandatszeit sechsmal mit Handelsdelegationen in die VAE gekommen. Er sei ein „Bewunderer“ des Landes. Gleichzeitig hob er hervor, dass Luxemburg als erstes Land für die Expo 2020 unterzeichnet habe. Die VAE waren dabei die Ersten, die ein Kooperationsabkommen mit Luxemburg im Weltraumbereich eingegangen sind. Das Tätigen von Geschäften funktioniere gut zwischen beiden Ländern.

Während die Unternehmensvertreter beider Länder sich nach den Reden auf die Suche nach neuen Kontakten und Geschäftsmöglichkeiten für ihre Firma machten, zog ein anderer Teil der Delegation weiter zur größten Medizin-Messe der Region, Arab Health. Die Veranstaltung zählt mehr als 4.200 Aussteller und gilt als eine der weltweit wichtigsten Plattformen für die Gesundheitsbranche. Das Großherzogtum nimmt bereits zum zweiten Mal mit einem nationalen Pavillon an der Messe teil. 15 Unternehmen aus dem Großherzogtum sind vertreten.

Der dritte und letzte Tag der Wirtschaftsmission wird ganz im Zeichen der Weltausstellung 2020 stehen. Für den Handelspartner ist eine Luxemburger Beteiligung an der Expo wichtig. Sie soll unter anderem auch genutzt werden, um die wirtschaftlichen Beziehungen weiter auszubauen. „Wir hoffen, dass dadurch der Handel zwischen beiden Ländern weiter angetrieben wird“, so Majid Saif Al Ghurair, Präsident der Handelskammer Dubai.

Blick aus den Räumlichkeiten der Handelskammer auf die Stadt Dubai
Blick aus den Räumlichkeiten der Handelskammer auf die Stadt Dubai  Foto: SIP
de Pol
29. Januar 2020 - 15.39

" Wir müssen oft vorbeikommen, ehe sie anbeissen ". Fragt sich nur, wer anbeisst. Die VAE und China werden uns über kurz oder lang in die berühmte Westentasche stecken.