Einfach nur neugierig seinSchüler des Nic-Biever-Gymnasiums informieren sich über Journalismus

Einfach nur neugierig sein / Schüler des Nic-Biever-Gymnasiums informieren sich über Journalismus
Gut lachen nach zwei Stunden Medienunterricht im Nic-Biever-Gymnasium: die 3D/G und Lehrerin Martine Wilwert (ganz rechts im Bild) Foto: Editpress/Claude Lenert

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Die Klasse 3D/G des Nic-Biever-Gymnasiums in Düdelingen nimmt am nationalen Wettbewerb für Jugendjournalisten teil. Thema: Klima und Umweltschutz. Mit einem Tageblatt-Journalisten sprachen sie über Techniken und darüber, dass Neugierde und Nachhaken wichtige Tugenden in den Medienberufen sind.

Zugegeben, 8 Uhr morgens ist verdammt früh. Für die Schüler, die Englischlehrerin und – ja, besonders auch für den Medienmenschen, der vor der Klasse 3D/G des „Lycée Nic Biever“ in Düdelingen steht und über den Beruf des Journalisten erzählen soll.

Lehrstunde sozusagen über den eigentlich tollsten Job der Welt. O.k., die Begeisterung in der Klasse hält sich in Grenzen. Aber das Interesse ist geweckt. Liegt wohl auch daran, dass es gleich zu Beginn des zweistündigen Unterrichts ein Geschenk gibt. Nämlich noch fast druckfrische Exemplare des „Tageblatt“ und von „Le Quotidien“.

Dann zum Warmlaufen etwas Blattkritik. Halten die Artikel, was Titel und Vorspann versprechen? Sind sie zu groß oder zu klein? Bieten die Fotos und Bildzeilen einen Mehrwert? Bekommt man Lust zum Lesen, und wenn ja, auf welchen Beitrag? Da haben die Mädchen und Jungs schon ihre Meinung dazu: Sie finden den einen oder anderen Titel etwas öde oder vermissen ein Foto. Der Medienmensch gibt Erklärungen darüber, warum jenes so oder so aufgemacht ist – ansonsten nimmt er die Anregungen aber gerne mit in seine Redaktion.

Beharrlichkeit führt zum Ziel

Bei der 3D/G darf es am Donnerstagmorgen aber ruhig noch etwas konkreter zugehen. Die Klasse nimmt nämlich mit verschiedenen Beiträgen über Umweltschutz am nationalen Journalistenwettbewerb „Climate Youth“ teil. Außerdem wollen sie anschließend alle Beiträge in einer Schülerzeitung veröffentlichen. Bitte schon mal vormerken: Die Zeitung erscheint Mitte Mai im Rahmen einer Projektwoche im Düdelinger Gymnasium.

Zu den konkreten Anliegen. „Wie kommen wir an Informationen ran?“ Gute Frage, denn die stellen sich die meisten Journalisten täglich. Informationsbeschaffung ist nämlich gar nicht so einfach. Klar ist: ohne zu nerven, geht oft nicht! Das gefällt dem jungen Publikum. Fragen, nachfragen und immer wieder anklopfen, lautet die Devise. Das will die Klasse jetzt in die Tat umsetzen, denn fast verzweifelt versuchen sie seit einigen Tagen, an die „Youth for Climate“-Bewegung heranzukommen. Scheint nicht so einfach. Nach zwei Stunden Unterricht wissen sie, dass lieb und nett nicht immer zum Ziel führt, sondern Beharrlichkeit oder vielleicht einfach auch ein etwas dreister Aufruf via Facebook: „Hallo Klimaretter, bitte meldet euch, wir brauchen euch“. Mal sehen, was passiert.

Andere konkrete Frage: „Die Länge von Artikeln“. Gut, da hat der Medienmensch seine persönliche Meinung zu, nämlich, dass in der Kürze die Würze liegt und sog. Bleiwüsten kein Zeichen von Fleiß sind. Jedenfalls sollte man immer so viel schreiben wie nötig, um seine Argumente und Meinung rüberzubringen, aber so wenig wie möglich. Weniger ist mehr! Auch das gefällt den Schülern. Wer will schon mehr schreiben, als er unbedingt muss? 

Nächste Frage. Wie macht man Interviews? – Also zuerst mal sollte man den Gesprächspartner ernst nehmen. Ihn respektvoll behandeln. Dazu gehört, dass man ihm im Vorfeld genau sagt, worüber man in welchem Kontext reden möchte. Hinterhältigkeit ist fehl am Platz. Journalismus ist Dienst am Kunden, kein Egotrip. Vor allem kein episches Gespräch führen, wenn man nachher nur einige Sätze veröffentlicht.

Fürs Leben lernen

Und was ist mit Bildern? Fotos und Filmen? Was darf man wo und wann? Muss man jeden und überall um Erlaubnis fragen? Auch darauf gibt der Medienmensch Antwort. Am Ende, nach dem Fotoshooting, bleibt der Eindruck: Interessante Schulstunden, konkrete Fragen. Es hat sich gelohnt. Das Tageblatt wird die jungen Zeitungs- und Filmemacher weiter begleiten und auf ihre Publikation(en) im Mai gerne zurückkommen.

Es bleibt am Ende aber auch die Frage, warum solche Unterrichtsstunden über das Funktionieren von und den Umgang mit Medien eigentlich nicht zum normalen Schulprogramm gehören. Englischlehrerin Martine Wilwert hat, so darf man annehmen, die Botschaft verstanden: Die jungen Menschen wollen fürs Leben lernen, nicht – nur – für die Schule. Danke, 3D/G!