Budget 2020 Auf dem Weg zur Sportstadt 

Budget 2020  / Auf dem Weg zur Sportstadt 
So sehen die Pläne der Architekten aus: Links das Velodrom, rechts die Sporthalle samt Schwimmbad, davor der öffentliche Platz Darstellung: Gemeinde Mondorf

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Politiker verpassen Mondorf gerne den Titel  „Wasserstadt“. Der Zusatz „les Bains“ im Ortsnamen und das „Domaine thermal“ legen das nahe. Dabei geht genauso gerne unter, dass Mondorf die Heimat international bekannter Sportler ist. Vom ehemals stärksten Mann der Welt Jean Grün zieht sich die Linie über die Fahrradprofis Andy und Fränk Schleck bis zu Fußballtrainer Jeff Strasser. Da freut es umso mehr, dass das „Velodrom“ konkrete Form annimmt.

Im Mondorfer Rathaus zögern die politisch Verantwortlichen nicht lange. Der Finger ist schnell in der Höhe – gerade wenn es um Sport geht. Die Gemeinde war die einzige, die sich bewarb, als der Standort Cessingen verworfen wurde. Mit so berühmten Sportgrößen, die während ihrer aktiven Karriere internationales Renommee eingeheimst haben, bietet sich das an. Dann wurde es erst mal wieder still um das Projekt.

Bis die Organisatoren der Tour de France ankündigten, 2017 Mondorf zum Start der vierten Etappe machen zu wollen. Da war das Velodrom wieder auf dem Schirm und LSAP-Sportminister Romain Schneider erinnerte sich an die Bewerbung aus dem Osten. Die mehr als 5.000 Einwohner zählende Moselgemeinde bekam den Zuschlag. Inzwischen ist ein Architekturwettbewerb entschieden und es sind 8,8 Millionen Euro für die vorbereitenden Arbeiten an dem Projekt im Budget 2020 eingeplant. Es ist der größte Ausgabeposten für dieses Jahr, den der Gemeinderat einstimmig beschlossen hat.

Sportlich gut versorgt

Es ist ein Mammutprojekt. Der Bau des Velodroms auf dem Gemeindegelände neben dem Fußballplatz ist Sache des Staates. Gleiches gilt für das geplante Lyzeum am gleichen Platz, deren Schüler die zusätzlich geplante Sporthalle mit Schwimmbad nutzen sollen. Letzteres ist Sache der Gemeinde. „Wir vermieten die Sporthalle samt Schwimmbad nachher an das Lyzeum“, sagt DP-Bürgermeister Steve Reckel, auf dessen Hoheitsgebiet es dann zwei Sporthallen geben wird.

Die andere Sporthalle steht mitten im Ort, in fußläufiger Nähe zur Grundschule mit „Maison relais“. Deren 20 Jahre altes Dach wird 2020 für 1,2 Millionen Euro repariert. „Sie bleibt aber sicher so bestehen, wie sie ist“, sagt Reckel. „Wir sind der Meinung, eine Sporthalle gehört mitten ins Dorf.“ Hinzu kommt, dass die neue Sporthalle neben dem Velodrom, wenn sie denn steht, von morgens acht bis mittags vier Uhr von Schülern des Lyzeums besetzt ist. „Das ist kein Ersatz für die Sporthalle unserer Grundschüler“, sagt der Rathauschef.

86 Millionen Euro als Gesamtbudget 

86 Millionen Euro umfasst das Gesamtbudget der Gemeinde. Der größte Einnahmenposten sind 16 Millionen Euro, die über den Finanzausgleich des Staates in die Gemeindekasse fließen. Noch einmal vier Millionen Euro an Steuern spült das Casino jährlich ins Gemeindebudget. Jeder andere Bürgermeister würde sich erst mal darüber freuen. Der Mondorfer Rathauschef sieht das differenzierter: „Wir haben hier eine Kläranlage bauen müssen, die für 14.000 Menschen ausgelegt ist, obwohl wir nur 5.000 Einwohner haben“, sagt er. „Das sieht nie jemand.“

Bei einer Million Touristen pro Jahr und der höchsten Auslastung im Osten in den Hotels von Mondorf bekommen die steuerlichen Casino-Abgaben dann einen anderen Klang. Sie alle wollen auf die Toilette und sauberes Wasser aus dem Hahn. 550.000 Menschen besuchen das Casino jährlich, 350.000 Gäste zählt das „Domaine Thermal“ im gleichen Zeitraum. Noch einmal 100.000 Touristen kommen „einfach so“, sagt Reckel. Das erfordert permanente Investitionen. Bei einem Überschuss von 1,6 Millionen Euro aus 2019 wegen eines Kredits über knapp acht Millionen Euro, der nicht genutzt werden musste, bleibt ein kleiner Spielraum. Der Staat hat fehlende Gelände gekauft und der Gemeinde damit unter die Arme gegriffen, um das Mammutprojekt „Sportkomplex“ zu realisieren.

„Centre médical“ soll kommen

Ein zweiter Grund für den Überschuss ist die Tatsache, dass geplante Projekte wegen administrativer Hürden nicht in der Geschwindigkeit angelaufen sind wie geplant. „Das hätten wir gerne anders gehabt“, sagt der Rathauschef, obwohl die Bilanz für 2019 positiv ist. 67,8 Prozent der Vorhaben konnten 2019 umgesetzt werden. 2018 waren es 71,5 Prozent, sagt die Gemeindebilanz, die gleichzeitig der eigenen Qualitätskontrolle dient.

Der zweitgrößte Ausgabenposten sind vier Millionen Euro, um drei Häuser samt Gelände anzukaufen. Eines der Häuser ist für den sozialen Wohnungsbau gedacht, im zweiten soll ein lokales Touristenbüro unterkommen und im dritten soll sich ein „Centre médical“ ansiedeln. Es fehlt – wie überall – an Landärzten. „Drei von vier haben in den letzten Jahren aufgehört und es gab keinen Ersatz“, sagt Reckel. „Spezialisten gibt es hier genug.“ Damit steht er nicht alleine da. Grevenmacher hat gerade erst ein „Centre médical“ am Potaschberg etabliert, in Remich gibt es ebenfalls eines. 

Pralle Projekt-Agenda 

Für eine Million Euro bereitet die Gemeinde in der zu Mondorf gehörenden Ortschaft Altwies den Bau von vier Einfamilienhäusern und vier Apartments vor. Die Summe ist erst der Anfang, denn das Projekt wird insgesamt zweieinhalb bis drei Millionen Euro kosten. Die Gemeinde ist Bauherr. „Wir sind der Meinung, wir können das selbst machen“, sagt Reckel.

Ein weiterer großer Ausgabeposten für 2020 ist mit rund 900.000 Euro die Verbesserung der Sicherheit auf den Ausfallstraßen Mondorfs wie der rue d’Ellange, der rue de Remich und der rue Flammang. „Die Autofahrer werden immer undisziplinierter“, sagt der Bürgermeister. „Wir hatten das Gefühl, dass da etwas passieren muss.“ Deswegen werden zur Verkehrsberuhigung alle Zebrastreifen überarbeitet, besser beleuchtet und teilweise die Straßen verengt. Mondorf hat Durchgangsverkehr und liegt direkt am Grenzübergang nach Frankreich. Über 4.000 Fahrzeuge zählt die Gemeinde dort allein morgens und abends.

Mondorf hat eine pralle Agenda bezüglich der anstehenden Projekte. Beim „Mammutprojekt“ Sportkomplex sollen nächstes Jahr die Bagger rollen. Das sagt der Rathauschef und lässt wenig Zweifel daran, dass es so kommt.

Das Velodrom

Das Mondorfer Velodrom hat ein Vorbild. Es steht im niederländischen Apeldoorn. Der „Omnisportkomplex“ in den Niederlanden umfasst eine Hallenfahrradbahn sowie eine Leichtathletikanlage und kann 5.000 Zuschauer aufnehmen. „Wir haben dort gesehen, dass die Radbahn hauptsächlich von Amateursportlern genutzt wird“, sagt Reckel. „Dort gibt es auch Abstellfläche für die Fahrräder“. In Mondorf werden 1.500 Zuschauer Platz finden. Außerdem ist die Halle in Mondorf so konzipiert, dass dort auch Konzerte stattfinden können. Eine Konkurrenz zum Casino mit seinen vielen Veranstaltungen soll das Velodrom nicht sein. „Wenn wir dort ein Konzert organisieren, erfolgt das ganz klar in Rücksprache mit dem Casino“, sagt Bürgermeister Reckel. Beide, Domaine thermal und Casino, stünden dem Velodrom, so wie es geplant ist, positiv gegenüber, betont Reckel im gleichen Atemzug. „Das zieht noch mehr Leute nach Mondorf, die potenzielle Gäste in den beiden anderen Freizeiteinrichtungen sind.“ Den Architektenwettbewerb hat übrigens das gleiche Büro gewonnen, das den Luxemburger Pavillon auf der Weltausstellung in Dubai baut.