InvestmentfondsDie unterschätzte Einnahmequelle des Luxemburger Staats

Investmentfonds / Die unterschätzte Einnahmequelle des Luxemburger Staats
Die Investmentfonds haben sich zur fünftwichtigsten Geldquelle des Landes entwickelt  Foto: Editpress-Archiv

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Nach den Steuern auf Privateinkommen, der Mehrwertsteuer, den Unternehmenssteuern und den Zöllen und Akzisen hat sich der Sektor der Investmentfonds zur fünftwichtigsten Geldquelle des Landes entwickelt. Die sogenannte „Taxe d’abonnement“ bringt dem Staat jährlich mehr Geld ein als Grund- und Erbschaftssteuer zusammen.

Der Sektor der Investmentfonds hat sich in den letzten Jahrzehnten stark entwickelt. Auslöser für den Boom war eine europäische Direktive, die die Regeln für einen Binnenmarkt für Fonds festlegte. Der Standort Luxemburg entwickelte sich. Heute ist das Land der wichtigste Standort für Investmentfonds in Europa und nach den USA der zweite weltweit.

Die „Taxe d’abonnement“ wird auf dem Volumen der Gelder berechnet, die hierzulande von Investmentfonds verwaltet werden. Über zwei Wege kann der Luxemburger Staat mit ihr Geld verdienen: Erstens: Steigt die Geldsumme, die Investoren weltweit über Luxemburger Fonds anlegen, so steigen auch die Einnahmen des Staates. Zweitens: Legt der Wert der an den weltweiten Märkten angelegten Gelder zu, dann steigen die Einnahmen.

Obwohl der Steuersatz an sich niedrig ist, fällt die Summe der eingenommenen Gelder überaus hoch aus. Mehr als eine Milliarde Euro jährlich spült die „Taxe d’abonnement“ derzeit in die Staatskasse. Das sind rund sechs Prozent aller Steuereinnahmen. 1985 waren es erst drei Prozent. Hintergrund ist der Erfolg des Sektors, der es jährlich schafft, neue Investorengelder für die Luxemburger Finanzprodukte zu finden. Im Jahr 1985 stand die Steuer für erst drei Prozent der Einnahmen.

92 Milliarden Euro Zuwachs in einem Monat

Zum Glück für Luxemburg sind EU-regulierte Fonds weltweit gefragte Finanzinstrumente. Seit Jahren steigt das Volumen der verwalteten Gelder von Rekord zu Rekord. Ende November 2019 war das Volumen der von den Luxemburger Investmentfonds verwalteten Gelder auf ein neues Allzeit-Rekordhoch gestiegen: insgesamt 4.670 Milliarden Euro. Innerhalb eines Monats hat sich die Summe somit um 92 Milliarden erhöht – 21 zusätzliche Milliarden kamen von Investoren, 71 weitere wurden mit den bereits angelegten Geldern erwirtschaftet.

Innerhalb der letzten zwölf Monate ist das Volumen der Gelder in den Fonds um satte 11,39 Prozent gestiegen. Das sind satte 477 zusätzliche Milliarden Euro in einem Jahr. Zum Vergleich: 2009 lag die Summe der investierten Gelder noch bei 1.526,6 Milliarden Euro. Die 4.000-Milliarden-Marke wurde im September 2017 überschritten.

Komplexe Steuer

Der Staat kann sich über den explosionsartigen Erfolg des Sektors nur freuen. 2012 brachte die Steuer dem Land rund 600 Millionen Euro. Die Marke von einer Milliarde wurde 2018 überschritten. Im Jahr 2020 rechnet die Regierung laut Haushaltsentwurf mit Einnahmen von 1.087 Millionen Euro.

Für die Zukunft gibt sich die Regierung in ihrer Planung überaus optimistisch. Sie rechnet damit, dass die Einnahmen aus dieser Geldquelle bis 2023 auf 1,3 Milliarden Euro ansteigen werden. Das wäre ein jährliches Wachstum von 6,5 Prozent.

Doch die „Taxe d’abonnement“ ist eine komplexe Steuer. Da die Höhe ihrer Einnahmen unter anderem von Börsenkursen definiert werden, ist ihre Entwicklung nur schwer im Voraus zu planen. Auch belastet sie in einem wettbewerbsintensiven Finanzsektor die Kosten eines Exportschlagers des Platzes. In keinem unserer Nachbarländer gibt es eine solche Sondersteuer auf Investmentfonds.

Magere Rendite bei Staatsbeteiligungen

Wie hoch die Summe der Steuereinnahmen durch Investmentfonds wirklich ist, zeigt sich auch im Vergleich mit den jährlichen Einnahmen aus den staatlichen Beteiligungen an Unternehmen. Es geht um Firmen wie ArcelorMittal, Luxair oder den Energiekonzern Encevo. Doch diese Summe ist viel moderater. In den letzten Jahren lag sie zumeist bei etwas mehr als 200 Millionen Euro.

Obwohl der Staat an einer Vielzahl von Firmen beteiligt ist, werden die Einnahmen aus Beteiligungen nur von einer Handvoll Unternehmen gespeist. Ähnlich wie in den Jahren zuvor standen die Dividenden von BGL BNP Paribas und BNP Paribas auch im Jahr 2019 für die Hälfte aller staatlichen Einnahmen aus dieser Quelle. Den Großteil der anderen Hälfte (40 Millionen Euro oder rund 20 Prozent der gesamten Summe) brachte die BCEE. Für je weitere zehn Prozent stehen die Post und die Beteiligung am Satellitenbetreiber SES.

Die Serie

Im Rahmen der Serie über die Einnahmen des Staates sind erschienen:
Abhängig von immer mehr Arbeitsplätzen: 2.1.2020
Die bedeutendste Geldquelle des Landes: 3.1.2010
Die schwankende Geldquelle: 9.1.2020
Die sichere Geldquelle: 11.1.2020
Die ungeliebte Geldquelle: 16.1.2020
Unterschätzte Investmentfonds 17.1.2020

dranghi
17. Januar 2020 - 22.18

Die Grundsteuer ist ja auch ein Witz aus Gauleiter-Zeiten und richtig reiche Leute erben im Ausland.