BierWenn sich die Wissenschaft mit Getränkedosen beschäftigt

Bier / Wenn sich die Wissenschaft mit Getränkedosen beschäftigt
Bierdosen sind nicht nur wegen ihres Inhalts interessant Foto: Luc Laboulle

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Wissenschaft beschäftigt sich nicht nur mit den ganz großen Fragen, sondern auch mit Alltagsproblemen der Menschen. Forscher versuchen sogar, Getränkedosen ihre letzten Geheimnisse abzuringen.

Bevor man eine Cola-Dose öffnet, sollte man auf jeden Fall mit dem Zeigefinger dagegen tippen. So verhindert man, dass eine Dose, die geschüttelt worden ist, überschäumt. Dieses Wissen ist ebenso verbreitet wie falsch. Wissenschaftler aus Dänemark haben das Ritual überprüft und kamen zu dem Schluss, dass das Klopfen eine geschüttelte Bierdose nicht daran hindert, überzulaufen.

Dabei ist die vermeintliche Erklärung hinter dem Ritual erst einmal einleuchtend: Wird eine Dose geschüttelt, dann bilden sich Bläschen in dem Getränk. Das Tippen soll bewirken, dass sich Bläschen am Boden und an den Wänden der Dose lösen und nach oben steigen. Wird die Dose geöffnet, dann kann das Gas entweichen, ohne dass Flüssigkeit herausspritzt. Die Wissenschaftler konnten diese These nicht bestätigen.

Tausend dänische Dosen

Die Forscher der Syddansk Universitet benutzten für ihren Test 1.031 Dosen der dänischen Brauerei Carlsberg. Sie gingen nach allen Regeln der Kunst vor. Zuerst wurden die Dosen in vier Gruppen eingeteilt: geschüttelt und geklopft, geschüttelt und nicht geklopft, nicht geschüttelt und geklopft sowie nicht geschüttelt und nicht geklopft. Dann wurden die Dosen bis auf 0,01 Gramm genau gewogen, zwei Minuten lang geschüttelt (oder auch nicht), geklopft (oder auch nicht), geöffnet und erneut gewogen. Die Wissenschaftler konnten keinen signifikanten Unterschied zwischen geklopften und ungeklopften Getränkedosen feststellen. Der Bierverlust bei geschüttelten Dosen konnte durch das Klopfen nicht merklich reduziert werden.

Die Forscher geben übrigens an, dass sie die Bierdosen zwar von Carlsberg erhalten haben, die Brauerei allerdings nicht in die Studie eingreifen konnte und auch kein besonderes Eigeninteresse an dem Resultat hatte. Auch sonst hätten sie keine Finanzierung erhalten. Zwar haben sich schon andere Forscher mit dem Thema beschäftigt, geben die Forscher zu, jedoch hätten die sich bislang auf Angaben der Getränkehersteller verlassen oder wiesen wissenschaftliche Schwächen auf.

Kein Bier wurde verschwendet

Wie die Versuchsleiterin Elizaveta Sopina gegenüber dem Nachrichtensender CNN erklärte, wurde kein Bier verschwendet. Die geöffneten Dosen wurden an „freiwillige Trinker“ verteilt – größtenteils Studierende.
Die dänischen Forscher haben leider kein „Rezept“ parat, mit dem das Überschäumen verhindert werden kann. „Scheinbar ist das einzige Mittel, den Verlust von Flüssigkeit zu vermeiden, zu warten, bis sich die Bläschen wieder setzen, bevor man die Dose öffnet“, schreiben sie.

Getränke-Dosen sind – so unscheinbar sie auch sind – ein Meisterwerk der Ingenieurskunst. Das gilt ganz besonders für die Lasche, mit der die Dose geöffnet wird. In der Form, wie wir sie heute kennen, wurde sie 1975 von Daniel F. Cudzik zum Patent angemeldet. Zuvor hatten Dosen eine einfache Lasche zum Abreißen. Den nutzlosen Verschluss haben viele Menschen in die Landschaft oder in die Dose geworfen. Beides war keine optimale Lösung. In seinem Patent schreibt Cudzik: „Der abgerissene Streifen mit der daran befindlichen Lasche werden womöglich unachtsam weggeworfen – mit ungewollten Folgen. Etwas Umweltverschmutzung und ein Verletzungsrisiko für nackte Füße.“ Zusätzlich seien viele dieser Getränkedosen aus Aluminium. Es kostet weniger Energie, das Material zu recyceln, als neues aus Erz zu gewinnen. Deshalb sei es von Vorteil, wenn die Lasche nicht komplett abgerissen wird, sondern an der Dose bleibt.

In einem Artikel von 2012 verweist das Magazin Slate auf einen Artikel im The Journal of the American Medical Association von 1976. Darin heißt es, dass in einem Zeitraum von 3,5 Jahren sieben Kinder behandelt wurden, weil sie diese Verschlüsse verschluckt und sich Verletzungen an der Speiseröhre zugezogen hatten. Mindestens ein Kind sei gestorben. Weiter heißt es, die Verschlüsse seien auf Röntgenaufnahmen nicht zu erkennen.

Hebelwirkung

Cudziks Öffnungsmechanismus ist kinderleicht zu bedienen, aber relativ komplex. Der kleine Bügel, mit dem die Dose geöffnet wird, ist in seiner Mitte mit der Dose verbunden. Wird das hintere Ende des Bügels angehoben, dann liegt der Hebelpunkt zuerst am anderen Ende des Bügels. Dort, wo der Bügel mit der Dose verbunden ist, wird ein kleines Loch gerissen, durch das Druck aus der Dose entweichen kann. Ein Zischen ist zu hören. Dadurch verändert sich das Kräfteverhältnis und der Hebel ändert seine Funktion. Der Hebelpunkt ist jetzt in der Mitte – dort, wo der Bügel mit der Dose verbunden ist. Das vordere Ende des Bügels übt Druck auf die Öffnung auf, die Sollbruchstellen geben nach und die Öffnung wird nach unten geklappt. Kein Teil der Dose wird abgerissen.

Die ersten Getränkedosen hatte überhaupt keinen Öffnungsmechanismus. Nach der Prohibition in den USA bot eine Brauerei ab 1933 Bier in Dosen an. Dabei handelte es sich um gewöhnliche Konservendosen. Mit einem Dosenöffner wurde ein Loch in die Oberseite gestochen, durch das man das Bier trinken konnte.

J.Scholer
12. Januar 2020 - 8.24

Vielleicht sollte die Wissenschaft auf die Problematik der Getränkedosen hinweisen , dass diese enorme Ressourcen verschwenden, die Umwelt belasten.Dem so ebenfalls Einwegflaschen, Plastikverpackungen, ......