Von Verlierern, Überraschungssiegern und Nutznießern – Die Wahlen in den Bezirken

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Süden: Der einst rote „Minett“ wird grüner

Nur zwei der 23 Gewählten sind Frauen

Die beiden großen Volksparteien CSV und LSAP mussten auch im Südbezirk Verluste hinnehmen und jeweils ein Mandat abgeben. Nutznießer sind „déi gréng“ und die Piraten. Die Grünen verfügen im Süden nun über drei Sitze und sind zusammen mit der DP drittstärkste Partei. Stärkste Kraft bleibt die CSV mit sieben vor der LSAP mit sechs Sitzen. Damit sind die Sozialisten so schwach wie noch nie im Süden. Die ADR behält ihre beiden Mandate. Auch „déi Lénk“ behält ihren Sitz. Unter den 23 direkt Gewählten sind nur zwei Frauen.

Von Luc Laboulle

Auch wenn die CSV (-5,33%) in prozentualen Anteilen fast zweieinhalb Prozent mehr verloren hat als die LSAP (-2,97%), müssen beide einen Sitz im Südbezirk abgeben. Die CSV kommt künftig auf sieben, die LSAP nur noch auf sechs Mandate. Damit sind die Sozialisten so schwach wie noch nie zuvor in ihrer traditionellen Hochburg. Doch auch die CSV war seit 1999 nicht mehr unter acht Mandate gefallen.

Der Süden in Zahlen

Anzahl der Kandidaten
Frauen: 108
Männer: 122

Gewählte Abgeordnete
Frauen: 2
Männer: 21

Eingeschriebene Wähler
Im Süden waren 103.083 Wähler eingeschrieben.

Stimmzettel
In der Urne: 92.785
Gültig: 85.275
Ungültig: 4.313
Leere Stimmzettel: 3.197
Briefwahl: 14.479

Großer Gewinner im Süden sind „déi gréng“, die um fast 4,9% zulegen konnten und nun auf drei Sitze kommen. Auch die Piraten erzielten mit einem Plus von 3,96% einen Achtungserfolg und stellen künftig einen Abgeordneten im Südbezirk. Die DP verteidigte trotz geringer Verluste ihre drei Mandate. Knapp zulegen konnte die ADR, die ihre zwei Sitze behält. Auch „déi Lénk“ hält ihr Resultat und demnach auch ihr Mandat von 2013.

Einzelresultate

Der bei weitem bliebteste Kandidat im Süden ist Außenminister Jean Asselborn (LSAP). Mit 40.283 Wählerstimmen liegt er weit vor dem CSV-Spitzenkandidaten Marc Spautz, der lediglich 28.686 Stimmen für sich verbuchen konnte. Auf Platz drei kam der Düdelinger Kammerpräsident Mars di Bartolomeo (LSAP) mit 27.310 Stimmen. Gemeinsam mit Dan Kersch und Georges Engel schafften mit Alex Bodry und Dan Biancalana zwei weitere Düdelinger LSAP-Kandidaten den direkten Einzug ins Parlament. Taina Bofferding, Lydia Mutsch und Yves Cruchten haben nur bei einer Regierungsbeteiligung der LSAP die Möglichkeit, nachzurücken.

Für die CSV schafften es hinter Spautz noch Félix Eischen, Georges Mischo, Michel Wolter, Jean-Marie Halsdorf, Gilles Roth und Nancy Kemp-Arendt direkt ins Parlament. CSV-Generalsekretär Laurent Zeimet landete etwas enttäuschend nur auf Platz acht. In seiner Gemeinde Bettemburg verlor die CSV rund acht Prozent.

Mit Josée Lorsché („déi gréng“) und Nancy Kemp-Arendt wurden im Süden nur zwei Frauen ins Parlament gewählt.

Gewinner Traversini

Insbesondere bei den Listenstimmen (330.809) konnte die CSV gegenüber der LSAP (236.187) punkten. Bei den Einzelstimmen lagen die Sozialisten (167.273) hingegen vor der CSV (157.662).

Wenig überraschend konnten „déi Gréng“ in der Stadt Differdingen ihr bestes Ergebnis erzielen. Mehr als 9 Prozent gewannen sie gegenüber 2013. Das liegt vor allem an der Beliebtheit des Differdinger Bürgermeisters Roberto Traversini, der sein Resultat um mehr als 1.000 Stimmen verbessern konnte und im Südbezirk mit Felix Braz und Josée Lorschée ins Parlament gewählt wurde.

Zu den großen Verlierern gehört in Differdingen neben der CSV (-7%) die DP, die über 6 Prozent verlor. Traversinis Vorgänger, Bildungsminister Claude Meisch, musste mehr als 900 Stimmen gegenüber 2013 einbüßen. Mit Pierre Gramegna und Max Hahn hat er trotzdem seinen Platz in der Abgeordnetenkammer sicher.

Beachtlich ist auch der Zuwachs der Piraten in Differdingen, die ihr Ergebnis von 3,14 auf 9,1 Prozent verdreifachten und mit ihrem Kandidaten Marc Goergen ins Parlament einziehen. „déi Lénk“ stagniert bei rund 6 Prozent und das trotz der erneuten Kandidatur des Gemeinderatsmitglieds Gary Diederich. Die ADR legte in Differdingen nur um 1 Prozent zu.

In Esch/Alzette fallen vor allem die hohen Verluste der CSV auf, die 2017 noch bei den Gemeindewahlen zu den Gewinnern zählte. 8 Prozent büßten die Christsozialen in der Minettemetropole ein, wo sie seit einem Jahr mit Georges Mischo den Bürgermeister stellen. Mischo konnte auf der CSV-Liste zwar das beste Ergebnis in Esch erzielen, blieb aber rund 150 Stimmen hinter Jean Asselborn zurück. Und das obwohl die CSV mit 40.066 weitaus mehr Listenstimmen als 2013 (31.602) in Esch verbuchen konnte. Etwas enttäuschend ist das Resultat der früheren LSAP-Bürgermeisterin und

esundheitsministerin Lydia Mutsch, die hinter Asselborn und Di Bartolomeo in Esch nur Platz drei belegte und damit lediglich 70 Stimmen mehr als Taina Bofferding einfuhr.

LSAP-Hochburgen

Die Hochburgen der LSAP im Süden bleiben weiterhin Düdelingen und Rümelingen. In Düdelingen verloren die Sozialisten zwar genau wie die CSV drei Prozent, blieben mit 33,8 jedoch deutlich vor der CSV, die nur 22,18 Prozent erreichte.

Auch in Rümelingen bleibt die LSAP trotz Verlusten von 6 Prozent mit rund 30,34 Prozent stärkste Kraft. Bürgermeister Henri Haine hatte auf eine Kandidatur verzichtet. Die CSV verlor 3 Prozent und kommt auf 23,48%. Die Piraten konnten ihr Resultat in Rümelingen auf 8,11 Prozent verdoppeln. „déi gréng“ stiegen von 7,6 auf 10,8 Prozent. Die KPL, die in Rümelingen im Schöffenrat sitzt, hielt sich bei 4 Prozent.

In der Gemeinde Kayl liegen CSV und LSAP immerhin fast gleichauf, und das obwohl auch hier der LSAP-Bürgermeister John Lorent sich in diesem Jahr nicht mehr zur Wahl stellte.
In allen anderen Gemeinden im Südbezirk behält die CSV auch ohne den langjährigen Premierminister Jean-Claude Juncker die Oberhand, selbst wenn die Verluste sich deutlich bemerkbar machen. In den meisten Südgemeinden liegen sie zwischen 8 und 5 Prozent. Dies gilt nicht nur für Minette-Gemeinden wie Petingen, Differdingen, Schifflingen oder Sanem, sondern auch für andere CSV-geführte Südgemeinden wie Mamer, Hobscheid, Kehlen oder Kopstal, wo die CSV gar 9 Prozent verlor. Eine kleine Ausnahme bildet Michel Wolters Käerjeng, wo die CSV „nur“ drei Prozent einbüßte.

 

Zentrum: Wenn drei sich streiten …

François Bausch erfolgreichster Spitzenkandidat – Piraten sind drin

Die Grünen konnten, wie im landesweiten Trend, auch im Bezirk Zentrum die größten Stimmenzugewinne verbuchen, während die CSV die größten Verluste dort hinnehmen musste.

Von Guy Kemp

Wenn drei sich streiten, freut sich der Vierte, könnte man geneigt sein, im Zentrum zu behaupten. Denn Grund zur Freude hat François Bausch allemal. Als einzige der vier großen Parteien haben seine Grünen im Bezirk Zentrum die größten Gewinne verbuchen können. Zudem hat die Partei in keinem anderen Bezirk mehr zugelegt als eben im Zentrum.
Und für Bausch persönlich kommt hinzu, dass er sein persönliches Resultat um rund 8.500 Stimmen auf 19.889 Stimmen verbessern konnte.

Im Gegensatz zu den drei anderen großen Parteien haben die Grünen auch kein Mandat verloren, sondern gleich zwei dazugewonnen. Sowohl was die Sitzzahl als auch den Anteil der Stimmen anbelangt, wurden die Ökos von den Wählern damit vor die LSAP auf den dritten Platz geschoben.


Die CSV bleibt trotz ihrer klaren Verluste von minus 6,17 Prozent und des Verlustes eines Mandats weiterhin die stärkste Kraft im Zentrum. Nur im Osten hat die Partei verhältnismäßig noch stärkere Verluste hinnehmen müssen. Die Christlichsozialen setzen damit den nach 2009 einsetzenden Abwärtstrend, so wie andere Parteien, von damals 38,6 auf nunmehr 29,14 Prozent unvermindert fort. Damit hat die Partei seitdem rund ein Viertel ihrer Wählerschaft verloren.

DP erobert Hochburgen zurück

Das Zentrum in Zahlen

Anzahl der Kandidaten
Frauen: 85
Männer: 104

Gewählte Abgeordnete
Frauen: 6
Männer: 15

Eingeschriebene Wähler
Im Zentrum waren 72.986 Wähler eingeschrieben.

Stimmzettel
In der Urne: 63.516
Gültig: 59.254
Ungültig: 2.660
Leere Stimmzettel: 1.602
Briefwahl: 11.566

Die geringsten Verluste musste die DP einstecken. Mit gerade einmal 0,85 Prozent Minus konnten sich die Liberalen im Zentrum halten und sogar bei den letzten Parlamentswahlen verloren gegangene Hochburgen wieder zurückerobern. Während die CSV 2013 in allen Gemeinden des Bezirks die Nase vorn hatte, konnte sich die DP gestern in Luxemburg, Bartringen und Strassen, wenn auch jeweils sehr knapp, als stärkste Partei durchsetzen. Trotz ihrer geringen Verluste mussten die Liberalen dennoch einen Sitz abgeben und kommen nur mehr auf fünf Sitze.

Auch die LSAP konnte den nach 2004 (18,78 Prozent) einsetzenden Abwärtstrend bei diesen Wahlen nicht aufhalten. Noch einmal 2,92 Prozentpunkte gingen den Sozialisten verloren, was ebenfalls mit dem Verlust eines Sitzes in der Kammer einhergeht.
Freuen dürfen sich die Piraten im Zentrum, wo sie mit Parteichef Sven Clement einen ihrer beiden Sitze einfahren konnten. Zulegen konnten ebenfalls die ADR und „déi Lénk“, allerdings reichte es nicht für einen zusätzlichen Sitz. Die Kommunisten und die Partei Demokratie blieben unter einem Prozent.

Grüne gewinnen dort, wo die CSV verliert

Die Grünen konnten ihre größten Gewinne dort einfahren, wo die CSV ihre größten Verluste verzeichnen musste: in den Randgemeinden von Luxemburg-Stadt (Grüne +6,7 Prozent; CSV -7,6 Prozent), wie Sandweiler (Grüne +8,7 Prozent, CSV -7,3 Prozent), Niederanven (Grüne +7,07 Prozent; CSV -7,99 Prozent), Bartringen (Grüne +5,3 Prozent; CSV -8,2 Prozent) oder Strassen (Grüne +7,54 Prozent; CSV -7,99 Prozent). In Mersch übrigens musste die CSV mit -9,05 Prozent einen ihrer größten Verluste im Bezirk hinnehmen.
Wie sieht es nun mit dem persönlichen Abschneiden der Kandidaten aus? Hier bleibt Xavier Bettel weiter die Nummer eins mit 30.774 Stimmen, was allerdings einen Verlust von 1.290 Stimmen im Vergleich zu den Wahlen von 2013 bedeutet. Claude Wiseler konnte seinerseits etwas zulegen (+798) und kommt auf 27.388 Stimmen. Etienne Schneider wiederum verlor 2.710 Stimmen und kommt nunmehr auf 16.872 Stimmen.

Bei den Grünen konnte sich neben François Bausch vor allem auch die Zweitgewählte Sam Tanson enorm verbessern. Sie legte von vormals 7.867 auf nunmehr 17.290 Stimmen zu und dürfte mit diesem Ergebnis wohl Aussichten auf einen Ministerposten haben, wenn die Grünen wieder einer Regierung angehören werden.

Auffallend bei der LSAP ist das Abschneiden von Staatssekretärin Françine Closener. Zwar konnte auch sie mehr Stimmen als 2013 verbuchen, kommt aber wie damals nicht am Zweitplatzierten Marc Angel und dem Drittplatzierten Franz Fayot vorbei. Profitieren von ihrem Ministeramt konnte hingegen Corinne Cahen, die mit einem deutlichen Stimmenzuwachs gegenüber den letzten Wahlen sowohl Simone Beissel als auch die hauptstädtische Bürgermeisterin Lydie Polfer hinter sich ließ und sich als Zweite der DP im Zentrum platzierte.

Viviane Reding hinter den Erwartungen

Mit Spannung wurde das Abschneiden von Viviane Reding bei der CSV erwartet, die sich zu Beginn des Wahlkampfs bereits als Ko-Spitzenkandidatin neben Claude Wiseler aufbauen wollte. Die ehemalige Europaabgeordnete kam allerdings mit 17.922 Stimmen nur auf den vierten Platz. Vor ihr sind neben Claude Wiseler noch Serge Wilmes (20.809 Stimmen) und Diane Adehm (18.010). Das dürfte wohl hinter den Erwartungen von Viviane Reding liegen, die auf den folgenden Plätzen Marc Lies (17.573 Stimmen) und Laurent Mosar (17.210) dicht hinter sich hat. Bemerkenswert auf der CSV-Liste ist zudem das doch mittelmäßige Abschneiden der langjährigen Abgeordneten Martine Mergen (Platz 13), aber auch von Claudine Konsbruck (Platz 11), die seit Juli Marcel Oberweis im Parlament ersetzte.

 

Norden: LSAP verliert zweiten Sitz, ADR nutzt Gunst der Stunde

Status quo bei den anderen Parteien

Reichlich Spannung wurde im Vorfeld für den Bezirk Norden prognostiziert. Und es kam auch so: Die CSV bleibt mit vier Sitzen stärkste Partei. Die DP (2) bleibt ebenfalls beim Ergebnis von vor fünf Jahren. „déi gréng“ halten ihren Sitz, während die LSAP ihren zweiten Sitz verliert – zugunsten der ADR, die im Norden kräftig zulegt. Trotz eines Zugewinns von mehr als vier Prozentpunkten reicht es derweil nicht für die Piraten.

Laurent Graaff

Heiß her ging es gestern im Norden, denn speziell bei der LSAP und „déi gréng“ stand viel auf dem Spiel. Nachdem die LSAP 2013 einen zweiten Sitz erringen konnte, verloren die Sozialisten diesen beim gestrigen Urnengang wieder durch ein Minus von 1,35 Prozentpunkten. Insgesamt kamen die Sozialisten im Norden aber auf 15,87 Prozent, was insgesamt 54.682 Stimmen entspricht.

Der Norden in Zahlen

Anzahl der Kandidaten: 72
Frauen: 26
Männer: 46

Gewählte Abgeordnete: 9
Frauen: 1
Männer: 8

Eingeschriebene Wähler:
Im Norden waren 47.223 Wähler eingeschrieben.

Stimmzettel
In der Urne: 43.393
Gültig: 40.292
Ungültig: 3.101
Leere Stimmzettel: 1.766
Briefwahl: 6.747

Direkt in die Chamber gewählt wurde einzig Spitzenkandidat Romain Schneider. Der Minister für Soziales, Sport und Kooperation kam auf insgesamt 12.331 Stimmen und damit auf ein ähnlich starkes Ergebnis wie 2013. Zweitgewählter wurde Parteipräsident Claude Haagen. In ihrer Hochburg Diekirch fuhr die LSAP fast ein Plus von zehn Prozent ein. Drittgewählter wurde Carlo Weber. Interessant ist zudem, dass die LSAP auch in Wiltz ganz stark zulegte – und zwar um fast 16 (!) Prozentpunkte. Obwohl mit Frank Arndt der Bürgermeister aus der Ardennenstadt nicht mehr kandidierte.

Nutznießer ADR

Nutznießer des LSAP-Sitz-Verlustes im Norden ist die ADR, die auf 9,79 Prozentpunkte kommt, was einem Plus von 3,43 Prozent entspricht. Mit dem Sitzgewinn erzielt die „Alternativ Demokratesch Reformpartei“ das gleiche Ergebnis wie bei den Parlamentswahlen im Jahr 2004 und 2009. Jeff Engelen, Gemeinderat in Wintger und Mann der ersten Stunde, wird die Farben der ADR in Zukunft auf dem „Krautmaart“ vertreten. Der 65-Jährige, der auf 6.094 Stimmen kommt, distanzierte Spitzenkandidat Michel Lemaire deutlich. Drittgewählter wurde Guy Arend. In manchen Gemeinden (z.B. Pütscheid: 13,79 Prozentpunkte, Wahl: 13,09 Prozentpunkte) kam die ADR weit über den Durchschnittswert (9,79 Prozentpunkte) im Norden.

Neben der LSAP stand auch für „déi gréng“ sehr viel auf dem Spiel. „Nach dem Tod von Camille Gira stehen die Grünen am Scheideweg“, hatten wir in unserer Samstagausgabe geschrieben. Reichlich Erwartungsdruck lastete demnach auf den Schultern von Spitzenkandidat Claude Turmes, dem Nachfolger von Camille Gira als Staatssekretär im Umweltministerium. Es kam also auf „Superturmes“ an. Und Turmes wuchs in der Tat über sich hinaus und holte 11.243 Stimmen. Mit diesem Ergebnis trug der ehemalige Europaabgeordnete maßgeblich zu dem prima Ergebnis bei, denn die Grünen verbuchen ein Plus im Norden von 3,66 Prozent und landen bei insgesamt 13,54 Prozentpunkten. Der Sitz im Norden war also alles andere als in Gefahr, sondern konnte locker gehalten werden, um es mal so zu formulieren. Auf Rang zwei folgen Stéphanie Empain, die 5.692 Wählerstimmen für sich verbuchen konnte, gefolgt von Gérard Anzia mit 4.844 Stimmen.

DP bleibt bei zwei, CSV bei vier Sitzen

Status quo heißt es ebenfalls bei der DP, die wie 2013 auch zwei Sitze im Norden holt. Allerdings büßten „déi Blo“ etwas mehr als sechs Prozentpunkte ein und fallen von 23,71 auf 17,13 Prozent. Schwer zu sagen, woran das liegt. In der Hinsicht wird wohl oder übel Ursachenforschung betrieben werden müssen. Direkt gewählt sind Landwirtschafts- und Weinbauminister Fernand Etgen (9.819 Stimmen) sowie André Bauler (9.227 Stimmen). Es folgen Wohnungsbauminister Marc Hansen und Edy Mertens auf den Plätzen drei und vier.

Die frühere Judoka Marie Muller landet derweil abgeschlagen auf dem letzten Platz. Genau wie die DP bleibt auch die CSV bei ihren vier Sitzen, trotz eines kleinen Minus von rund 1,5 Prozent. In ihrer traditionellen Hochburg sind die Christlich-Sozialen nach wie vor das Maß aller Dinge und kommen auf 32,69 Prozentpunkte. Spitzenkandidatin Martine Hansen holte dabei 20.249 Stimmen und unangefochten die Pole-Position. Ihr folgen Marco Schank, „Député-maire“ aus Esch/Sauer, der reichlich Federn lassen musste, Emile Eicher, „Député-maire“ aus Clerf, sowie Aly Kaes, „Député-maire“ aus Tandel. Dort machte die CSV mit 40,61 Prozentpunkten indes das beste Ergebnis im ganzen Norden.

Piraten mit Plus von 4,3 Prozentpunkten

Lange sah es gestern auch so aus, als könnten die Piraten im Nord-Bezirk einen Sitz ergattern. Vor fünf Jahren waren sie aus dem Stand auf 3,37 Prozentpunkte gekommen. Letztlich blieb der Zähler nun bei 7,67 Prozentpunkten stehen, was ein Plus von 4,3 Prozent im Vergleich zu 2013 bedeutet. Kein Geringerer als Jean Colombera, Bürgermeister aus Vichten, war für dieses Ergebnis verantwortlich. Colombera, der einst sowohl als Unabhängiger als auch für die ADR in der Chamber saß, kam auf 5.074 Stimmen. Ihm folgen Ben Allard und Andy Maar.

Ebenfalls nicht für einen Sitz reichte es bei „déi Lénk“, die auf 3,53 Prozentpunkte kommen – das ist ein Plus von fast einem Prozent im Vergleich zu 2013. Keine Rolle spielte die KPL (0,79 Prozentpunkte), die an dieser Stelle auch nur der Vollständigkeit halber erwähnt wird.

Im Osten nicht viel Neues

Hohe Verluste für die CSV, moderate für die LSAP

Die Verteilung der sieben Mandate im Osten ist die gleiche geblieben wie im Wahljahr 2013, das ist das Ergebnis der Nationalwahlen 2018. Es folgt dem nationalen Trend, Verlierer sind die beiden großen Volksparteien CSV und LSAP. Überall? Nein. In Mertert-Wasserbillig hat dieses Mal die LSAP auf nationalem Niveau – wenn auch nur knapp – mehr Stimmen eingefahren als die CSV.

Von Wiebke Trapp

Im Osten büßen beide Volksparteien Stimmen ein. Dramatisch ist es aber für die CSV, die hier immer auf eine klassische und treue Klientel zurückgreifen konnte. Zwar hat sich immer noch jeder dritte Wähler für die CSV entschieden, trotzdem stehen 7,5 Prozent weniger Stimmen im gesamten Wahlbezirk im Ergebnis. In den einzelnen Gemeinden nimmt sich der Verlust teilweise desaströs aus. Minus 10,7 Prozent in der Fusionsgemeinde Schengen und um die 9 Prozent weniger Stimmen in Echternach und Rosport-Mompach. Mit Minuswerten rund um 8 Prozent folgen Bech, Consdorf, Manternach Stadtbredimus und Dalheim. Spitzenreiter bei den Minuswerten ist mit 11,6 Prozent weniger Stimmen für die Christsozialen Befort.

Das wiegt umso schwerer, als die CSV mit dem „Name Dropping“-Effekt bekannter Gesichter wie Françoise Hetto-Gaasch und Octavie Modert einen Erfolg herbeisehnte. Beide Kandidatinnen sind auf der politischen Bühne erfahren und hatten unter der Regierung Juncker Ministerposten inne – Hetto-Gaasch für Tourismus und Mittelstand und Modert als Kulturministerin. Zwar konnte Hetto-Gaasch in „ihrer“ Gemeinde Junglinster ihre Hausmacht behaupten, sie fuhr doppelt so viele Stimmen ein wie Modert. In anderen Gemeinden fielen die Unterschiede knapper aus. Am Ende steht: Im Parlament sitzen mit Françoise Hetto-Gaasch, Octavie Modert und dem Grevenmacher Bürgermeister Léon Gloden die gleichen Gesichter wie vorher.

Der Osten in Zahlen

Anzahl der Kandidaten
Frauen: 30
Männer: 26

Gewählte Abgeordnete
Frauen: 3
Männer: 4

Eingeschriebene Wähler
Im Osten waren 36.595 Wähler eingeschrieben.

Stimmzettel
In der Urne: 33.320
Gültig: 31.352
Ungültig: 1.141
Leere Stimmzettel: 823
Briefwahl: 5.484

LSAP verliert moderat

Dagegen nimmt sich der Verlust der LSAP im Osten mit 1,7 Prozent im gesamten Wahlbezirk vergleichsweise moderat aus. Für eine stand gegen 20 Uhr gestern Abend noch nicht fest, wie es weitergeht. Wenn „Gambia“ nicht fortgesetzt werden kann und Spitzenkandidat Nicolas Schmit keinen Ministerposten annimmt, verliert Tess Burton (LSAP) aus Grevenmacher ihren Sitz im Parlament. „Ich bin im Moment nicht mehr in der Chamber“, bestätigt Tess Burton, die gestern mit ihren Parteifreunden im „Melusina“ ausharrte. „Bei einer neuen Koalition unter Beteiligung der LSAP ist ja auch noch nicht klar, wer welchen Ministerposten bekommt“, sagt sie. Schon wieder hängt das Schicksal der 32-jährigen Geschäftsfrau aus Grevenmacher an dem von Schmit. Der „Gambia“-Arbeitsminister, ein Posten, bei dem man sich selten Freunde macht, hatte zuletzt 2016 den Finger bei der Nachfolgefrage von Henri Grethen (DP) beim Europäischen Rechnungshof gehoben. Der wiederum wollte Verwaltungsratspräsident der „Spuerkeess“ werden, was letztendlich nicht geklappt hat. Für den Fall, dass es geklappt hätte, wurde Tess Burton als Nachfolgerin gehandelt.

Eine einzige Ausnahme in der Verlustrechnung der LSAP gibt es: Mertert-Wasserbillig hat dieses Mal eher rot gewählt als 2013. Zwar ist der Vorsprung der LSAP in Mertert ein knapper, gerade mal 0,3 Prozent mehr Stimmen – aber immerhin. In der Moselgemeinde verliert die LSAP nur 2,5 Prozent, die CSV muss dafür doppelt so viele Stimmen einbüßen – ein Minus von 5,8 Prozent. Der eigentliche Gewinner in der Gemeinde aber sind die Piraten, die satte 5,7 Prozentpunkte zulegen.

DP gewinnt hinzu

Noch ein anderer muss um den Einzug ins Parlament fürchten. Obwohl „déi gréng“ mit 3,4 Prozent mehr an Stimmen im Osten zulegen konnten, ist nicht sicher, ob Henri Kox wieder im Parlament sitzen wird. Trotz 16,5 Prozent der Stimmen im gesamten Wahlbezirk Osten bleibt es bei einem Sitz. Der ehemalige Bürgermeister von Remich war für „déi gréng“ in einer Doppelspitze mit „Gambia“-Umweltministerin Carole Dieschbourg angetreten. 38,5 Prozent weniger Stimmen als Dieschbourg bedeutet, dass er klar Zweitgewählter wurde. 2013 hatte Kox noch die meisten Stimmen. Sie wurde aber Ministerin.

Bleibt noch die DP. zwei Prozent mehr Stimmen als beim letzten Mal im ganzen Bezirk, den gerade erst 2013 errungenen zweiten Sitz im Parlament bestätigt und Mondorf und Remich können getrost als Hochburgen gelten. 36,09 Prozent und 3,02 Prozent mehr Stimmen als bei der letzten Wahl in Mondorf für die DP, auch in Remich konnte die Partei ihre Vormacht mit einem Plus von 6,94 Prozent auf 26,7 Prozent ausbauen. In Mondorf hat mehr als jeder Dritte die DP gewählt, in Remich mehr als jeder Vierte. Der „Secrétaire général“ der Partei, Gilles Baum aus Junglinster, und der Bürgermeister von Mondorf, Lex Delles, werden die Partei im Parlament vertreten. Auf den Plätzen folgen Carole Hartmann und die ehemalige RTL-Moderatorin Monica Semedo.