Wespen sind nicht nur lästige Störenfriede – Luxemburger Verein wirbt um Verständnis

Wespen sind nicht nur lästige Störenfriede – Luxemburger Verein wirbt um Verständnis

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Viele Menschen haben Angst vor diesem kleinen, gelb gestreiften Insekt mit Stachel: Die Wespe wird oft als heimtückischer Plagegeist angesehen. Ihr negatives Image ist jedoch ungerechtfertigt.

Eigentlich sind Wespen sehr nützliche Tiere: Sie bestäuben Blüten und sind natürliche Schädlingsbekämpfer. Von den neun Wespenarten, die man in Luxemburg finden kann, können lediglich zwei dem Menschen Probleme bereiten. Der Lebenszyklus dieser beiden Arten ist länger und kann bis Oktober oder gar November dauern. Deswegen können sie im Hochsommer schon mal lästig werden und es auf unser Essen absehen, erklärt Elisabeth Kirsch vom Verein natur&ëmwelt. Außerdem bilden sie sehr große Völker und sind deswegen auffälliger. Den Nestbereich verteidigen sie aggressiver als andere, so Kirsch weiter.

Allgemein wird zwischen Langkopf- und Kurzkopf-Wespen unterschieden. Die beiden Gruppen haben verschiedene Arten und Weisen, ihre Nester zu bauen. Allgemein nicht so bekannt ist, dass die Hornisse auch zu den Wespen zählt. Sie ist allein schon aufgrund ihrer Größe einfacher von den anderen zu unterscheiden.

Die Feldwespe ist eine weitere Unterart. Sie sieht durchaus anders aus als die gewöhnliche Wespe: Sie fällt durch ihre orangenen Fühler auf und hat eine etwas andere Form. Ihre Nester haben keine Hülle, sondern bestehen aus offenen Waben.

Ruhe bewahren

Elisabeth Kirsch gibt einige Tipps dazu, wie ein friedliches Zusammenleben zwischen Mensch und Wespe gelingen kann: Auch wenn es einem schwerfällt, soll man in jedem Fall Ruhe bewahren. Will sich das Insekt über das Essen hermachen, dann soll man hektische Bewegungen vermeiden, denn das versetzt die Wespen in Alarmbereitschaft. Fuchteln macht sie zudem nervös. Man kann jedoch versuchen, die Wespe mit der Hand fernzuhalten.

Auch rät Kirsch davon ab, die Tiere anzupusten, denn das CO2 in der Atemluft stellt ein Alarmsignal für die Wespen dar, woraufhin diese eventuell angreifen. Die Nester sollen nicht in Schwingung versetzt werden. Man soll also nicht daran rütteln oder dagegen klopfen bzw. schlagen. Nach dem Essen sollen die Reste weggeräumt und Gläser sowie Büchsen zugedeckt werden, damit kein Tier hineinfliegen kann. Stark riechende Parfüms und Cremes können zudem Wespen anlocken.

Die Anflugschneise zum Nest, das Einflugloch und der Eingang sollen nicht versperrt werden. Wespen haben eine Flugbahn – ähnlich wie bei einem Flughafen –, auf der sie ein- und ausfliegen. Wer sich ihnen hierbei in den Weg stellt, macht sie nervös und provoziert somit vielleicht eine Attacke. Viele Menschen reagieren allergisch auf das Gift von Bienen und Wespen, doch die beiden scheiden nicht dasselbe Toxin aus. Bei Menschen, die auf Bienenstiche allergisch sind, muss ein Wespenstich also nicht zwangsweise eine krankhafte Reaktion hervorrufen.

Hornissen sind friedfertiger als gedacht

Im Volksmund heißt es, dass sieben Hornissenstiche ein Pferd töten und drei einen Menschen. Dies stimme jedoch nicht, erklärt Kirsch. Hornissen seien zwar größer, ihr Gift jedoch nicht gefährlicher. Der Stich könne lediglich als schmerzhafter empfunden werden, da der Stachel größer ist. Doch die Wahrscheinlichkeit, überhaupt von einer Hornisse gestochen zu werden, sei wiederum kleiner, weil es sich hierbei um sehr friedliche Insekten handelt: „Sie hinterlassen nur einen großen Eindruck.“

Nester müssen auch nicht unbedingt entfernt werden. Hier bietet sich eine Entscheidung je nach Situation an. Wenn sich das Nest an einer Stelle befindet, an der man öfter vorbeigeht, und ein Bewohner zudem noch allergisch ist, dann stellt sich die Frage, ob das Risiko nicht zu groß ist. Ist das Nest jedoch an einem Platz, den kaum einer aufsucht, dann reicht es vielleicht schon, ein Fliegengitter ins Fenster zu hängen. Es hinge immer von der Gesamtsituation ab. Wenn nötig, gibt es auch Firmen zur Schädlingsbekämpfung, die Nester entfernen. Die Feuerwehr greift nur im Notfall ein.


Der Lebenszyklus sozialer Wespen

Die sozialen Wespen bilden einjährige Völker, die im Herbst absterben. Nur begattete Jungköniginnen überwintern in einer Kältestarre. Im Frühling sucht die Jungkönigin einen geeigneten Standort, um ein neues Volk zu gründen. Sie beginnt mit dem Bau eines Nestes aus zerkautem Holz. Aufgrund der vielen Gefahren wie Feuchtigkeit und der natürlichen Feinde sterben neun von zehn Königinnen, bevor sie einen neuen Staat bilden können. Nachdem sie den richtigen Ort für ihr Nest gefunden hat, legt die Königin ihre Eier in die Waben und versorgt die geschlüpften Larven. Diese verpuppen sich und schlüpfen nach circa vier Wochen als Arbeiterinnen. Sie kümmern sich dann um den Nestbau und die Brutversorgung.


Die Königin hat nur noch die Aufgabe, Eier zu legen. Im Sommer werden keine Arbeiterinnen mehr produziert, sondern Geschlechtstiere herangezogen. Die fruchtbaren Männchen und Weibchen begeben sich dann auf den Hochzeitsflug. Im Herbst stirbt das Volk (alte Königin, Arbeiterinnen und Männchen) ab. Das verlassene Nest wird nicht wieder besiedelt. Im Gegensatz dazu bilden die Bienen mehrjährige Völker, die zusammen im Bienenstock überwintern. Zum Schutz vor der Kälte bilden sie eine sogenannte Wintertraube, mit der Königin in der Mitte.

Die erwachsenen Wespen ernähren sich von Nektar, Pflanzensäften, Honigtau der Blattläuse sowie von Früchten bzw. Fallobst.

Sie haben es auch auf unsere Süßspeisen abgesehen, die reich an Kohlenhydraten sind. Die Larven mögen Insekten und Spinnentiere sowie proteinreiche Fleischspeisen.


Dieser Überblick über die Wespen-Arten stammt aus der neuen Info-Broschüre des Vereins zum Thema, die hier als PDF heruntergeladen werden kann.


Die Nester der Feldwespen haben keine Hülle. Sie setzen sich aus offenen Waben zusammen und reichen nicht über mehrere Etagen.