Bob Jungels: „Die flachen Etappen waren der Horror“

Bob Jungels: „Die flachen Etappen waren der Horror“

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Als Vierter in der Gesamtwertung ging Bob Jungels in den gestrigen Ruhetag. Noch gezeichnet von der schwierigen Etappe nach Roubaix zeigte sich der 25-Jährige entspannt und zuversichtlich. Das Tageblatt war am Ruhetag im Teamhotel in Chambéry zu Gast und hat mit ihm über seine erste Woche gesprochen.

Von unserem Korrespondenten Pascal Gillen aus Chambéry

Tageblatt: Bob, du bist am Sonntag gestürzt. Wie geht es dir und wie hast du die Etappe erlebt?
Bob Jungels: Es ist nur eine andere Farbe auf der Haut, da gibt es keine Probleme. Ich gewöhne mich immer mehr daran. Die Etappe war sehr eigenartig. Nach fünf Kilometern ist Richie Porte schon ausgeschieden. Movistar hat José Joaquin Rojas verloren. Das hat mir schon etwas Sorgen bereitet. Über Funk haben wir immer die Neuigkeiten mitbekommen. Und dann war ich selbst in einen Sturz verwickelt. Aber es ist wie Paris-Roubaix, man muss immer weiterfahren.

Was ist bei dem Sturz genau passiert?
Es war etwa 65 Kilometer vor dem Ziel. Auf der Straße hat ein Fahrer vor mir die Kontrolle verloren und ich hatte dann keine Chance mehr, auszuweichen.

Bist du dennoch mit der einzigen Kopfsteinpflaster-Etappe zufrieden?
Das Team hat gut gearbeitet. Das Finale war sehr kompliziert, mit weniger Kopfsteinpflasterpassagen, da diese eher in der Mitte der Strecke waren. Als Yves Lampaert angegriffen hat, war ich leider zu weit hinten. Ich fühlte mich gut, es gab vielleicht die Chance, zu ihm aufzuschließen, aber die Etappe war kein Desaster.

Neun Etappen sind vorbei und jetzt geht es in die Berge. Denkst du, dass du dort mithalten kannst?
Ich fühle mich sehr gut. Heute (Montag, Anm. d. Red.) sind wir noch ein paar Anstiege gefahren. Ich bin auf meinem Niveau. Danach muss man sehen, ob ich den Besten im Berg folgen kann. Aber ich bin selbstbewusst und hatte in der ersten Woche die richtige Form.

Dass die Berge jetzt kommen, bedeutet auch, dass die flachen Etappen weniger werden. Bist du darüber glücklich?
Ich bin mehr als glücklich, dass ich die flachen Etappen erst mal hinter mir gelassen habe. Jeden Tag gab es Stürze, in denen auch Favoriten zu Fall gekommen sind. Danach herrscht im Feld immer Panik. Vor allem für Fahrer des Gesamtklassements ist das der Horror. Ich hatte den großen Vorteil, dass ich immer mit meinen Mannschaftskollegen vorne gefahren bin.

Ihr führt die Mannschaftswertung zwar an, aber für viele ist das nicht sehr relevant. War die Woche für eure Mannschaft dennoch eine gute?
Es wurde vor der Tour oft gesagt, dass uns die erste Woche ziemlich liegen müsste. Wir haben zwei Etappen gewonnen, es hätten aber auch vier oder fünf sein können. Mit etwas mehr Glück bei den Sprints und einer besseren Organisation im Teamzeitfahren wäre das sicherlich drin gewesen. Nun beginnt ein ganz neuer Abschnitt der Tour.

Wie gehst du diesen neuen Abschnitt an? Hast du eine Taktik für die Berge?
Für mich ist es relativ einfach. Wie die letzten Jahre auch will ich so lange wie möglich mithalten. Aber ich hoffe natürlich auch, dass ich mal attackieren kann. Ich vergesse nicht, dass es das schwierigste Rennen der Welt ist. Deswegen werde ich auch eher defensiv als aggressiv fahren.

Heute geht es zum ersten Mal einen Berg der höchsten Kategorie hoch. Was erwartest du dir von diesem Tag?
Ich weiß nicht. Man muss sehen, wie sich das Rennen entwickelt. Ich weiß nicht, ob die Fahrer, die bereits Zeit verloren haben, direkt attackieren oder nicht. Es sind immerhin noch zwei Wochen. Es ist heute eine harte Etappe mit harten und steilen Anstiegen. Ich gehe aber davon aus, dass viel passieren wird. Romain Bardet wird das Feuer wohl eröffnen.

Wer macht für dich den stärksten Eindruck?
Sky ist in einer schwierigen Situation. Wenn Froome attackiert, gibt es vielleicht Probleme für Thomas. Nibali macht einen sehr gelassenen Eindruck. Er macht sich wenig Sorgen um das Rennen, da er weiß, was er tut. Außerdem ist er ein sehr starker Abfahrer, was ihn auch heute zum Topfavoriten macht.

Liegen dir die Berge bei der Tour de France in diesem Jahr eher?
Ja, die Berge hier sind sehr lang, teilweise 30 km. Die Anstiege haben eine konstante Steigung. Das liegt mir besser als die kurzen steilen Anstiege. Aber in der zweiten Woche wird man mehr sehen. Heute sehen wir erst mal, ob sich jeder gut erholt hat und frische Beine hat.

Du hast 22 Sekunden Rückstand auf das Gelbe Trikot. Ist das für dich noch ein Ziel?
Es gibt eine Chance auf das Gelbe Trikot. Greg (van Avermaet) und Philippe (Gilbert) werden in den Bergen wohl nicht mehr dabei sein. Thomas ist allerdings sehr stark. Aber eines ist sicher: Ich werde mir kein Bein ausreißen, um mir das Trikot des Führenden zu holen. Ich weiß, wie stressig es ist, wenn man es hat.

Hast du mehr Druck als bei sonstigen Rennen verspürt? Immerhin bist du der Mann, der für Quick-Step Floors im Gesamtklassement fahren soll.
Ein Fahrer, der für das Gesamtklassement fährt, hat meistens einen hohen Druck. Man denkt immer, dass man vorne fahren muss, dort aber zu viele Kräfte lassen könnte. Wenn man aber hinten fährt, ist man sturzgefährdet. Deswegen ist die Wahl nicht groß. Der Druck ist da, du willst keine Sekunde verlieren.

Was ist nach der ersten Woche dein Ziel in Paris?
Ich habe vor der Tour gesagt, dass ich von einer Top-10-Platzierung träume. Jetzt bin ich 4. und verfolge immer noch dasselbe Ziel. Aber man hat bei Richie (Porte) gesehen, dass es schnell gehen kann. Deshalb will ich mich nicht zu sehr auf eine Platzierung am Ende der Tour konzentrieren, sondern jeden Tag mein Bestes geben und präsent sein.

Josy Miersch Junior
17. Juli 2018 - 11.39

Die TdF beginnt erst jetzt ! Für unseren einzigen Nationalfahrer hängt alles von der Taktik vom "Grand Mage et Sage" LEFEVERE ab. In der ersten Woche konnte man leider sehen dass die Unterstützung für Bob sehr schwach war. Hoffe dass er in den hohen Bergen gut mithalten kann, dann müsste die Mannschaft ihn endlich bedingungslos helfen, sogar Julian A. Sehr gut ist dass er jetzt mit THOMAS im Gesamtklassement ganz vorne liegt, die Scheinwerfer auf die Favoriten FROOME,BARDET, NIBALI etc gerichtet sind und nur sehr wenige ihn auf der Rechnung haben ! Allez Bob !

Jacques Zeyen
17. Juli 2018 - 11.06

..und dann kommen die Berge und Herr Froome. Das wird auch ein Horror. Trotzdem viel Glück Bob.