Wichtiger Wegbegleiter: Die Tour de France und das Doping

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Eine Reform wäre dringend notwendig, findet Chris Schleimer.

Obwohl die Tour de France noch nicht einmal gestartet ist, sind die Dopingdiskussionen, ein ständiger und wichtiger Wegbegleiter, schon wieder entbrannt. Der Freispruch von Chris Froome sei ein neuer Tiefpunkt des Radsports, meinte der Anti-Doping-Experte Fritz Sörgel im Gespräch mit dem Tageblatt. Diese Entscheidung würde die Sportart wieder in die 2000er-Jahre zurückkatapultieren, also in die Epoche von Lance Armstrong und Jan Ullrich.
Viele Sportler, Funktionäre und Fans empfanden die Entscheidung des Welt-Radsport-Verbandes UCI als Schlag ins Gesicht.

Doch muss man sich die Frage stellen, ob der Radsport, auch wenn er wieder auf dem gleichen Stand wie vor 15 Jahren ist, nicht immer noch einen gewaltigen Vorsprung gegenüber anderen Sportarten hat. Zum Beispiel dem Fußball, wo die FIFA während der Weltmeisterschaft selbst für die Dopingkontrollen zuständig ist und die Welt-Anti-Doping-Agentur nicht einmal eine Beobachterrolle hat. Oder dem Tennis, wo Serena Williams vor Wimbledon eine Kontrolle verweigert, den Doping-Kontrolleur aus der Wohnung schmeißt und sich über zu häufige Tests aufregt.
Dass ein solches Verhalten im Radsport undenkbar ist, hat aber weniger mit dem konsequenten Vorgehen des Weltverbandes UCI zu tun als viel mehr mit jahrelangem Unvermögen. Denn eigentlich hat doch kein internationaler Sportverband ein Interesse daran, Dopingsünder zu entlarven und somit eigenständig für schlechte Publicity zu sorgen. Dennoch ist die ständige kritische Betrachtung eine Chance für die Sportart. Ist der Radsport oder aber die Leichtathletik nicht gerade wegen der ständigen Skandale, die ans Licht kommen, noch etwas glaubwürdiger als andere Sportarten, in denen zum Beispiel renommierte Mediziner immer noch behaupten können, dass Doping nichts bringe?
Viel schlimmer als für den Radsport ist die Affäre Froome für die allgemeine Anti-Doping-Bewegung. Sörgel sprach von einer „Bankrotterklärung“ im Hinblick auf die Welt-Anti-Doping-Agentur, die nicht ausschließen konnte, dass der zu hohe Wert des Asthmamittels Salbutamol bei Froome auf spezifische Gegebenheiten wie Dehydrierung zurückzuführen ist. Deshalb wird nun zum gefühlten tausendsten Mal eine grundlegende Reform des Anti-Doping-Kampfes gefordert. Vielleicht hat der Freispruch von Froome – ob gerechtfertigt oder nicht, sei einmal dahingestellt – auch etwas damit zu tun, dass das jährliche Budget seines Teams höher ist als das der WADA, die damit sämtliche Sportler weltweit kontrollieren muss.

Eine Reform wäre also wirklich dringend notwendig. Wieso nicht einfach die Idee des französischen Journalisten Pierre Carrey von Libération aufgreifen und die Athleten zum Arbeitsarzt schicken? Wer aus gesundheitlichen Gründen unter Medikamenteneinfluss steht, wird einfach krankgeschrieben. Ein Dachdecker turnt auch nicht auf den Dächern herum, nachdem er gerade eine Ladung Tramadol oder anderer starker Schmerzmittel eingeworfen hat. Bis es aber so weit ist, werden wir die kommenden drei Wochen wieder mitfiebern und uns ärgern, wenn wieder ein Doper erwischt wird, der uns einmal mehr für dumm verkauft hat. Wem das alles zu viel Aufregung ist, dem bleibt immer noch die Fußball-WM oder Wimbledon.

roger wohlfart
15. Juli 2018 - 13.18

Hendel Pier @: die radelnde Apotheke ist wieder on Tour ! Oberstes Gebot: lass dich nicht erwischen! Und dies gilt für sämtliche Hochleistungssportarten. Der Sport ist das Spiegelbild unserer verlogenen Gesellschaft.

Hendel Pier
6. Juli 2018 - 11.30

Das heutige Dopingproblem beruht auf den TUEs (Therapeutic Use Exemptions), von denen Athleten fast aller Sportarten abusiven Gebrauch machen. Man braucht sich dazu nur im Internet die geleakten Listen mit den Namen der Sportler und ihren TUEs anzusehen. Hier sind alle populären Sportarten vertreten- Diese TUE's gehören abgeschafft! Wie Chris Schleimer schreibt, wenn jemand krank ist soll er sich erholen und kein Hochleistungssport betreiben. Es kann doch nicht sein, dass besonders jene die gesundheitlich nicht gut drauf sind, durch die TUEs zu den höchsten Leistungen fähig sind.

roger wohlfart
5. Juli 2018 - 15.41

Td F und Doping sind so unzertrennbar wie Doping und Radsport. Die Gedopten sind den Dopingfahndern immer um eine Nasenlänge voraus. Daran wird sich vermutlich in absehbarer Zukunft nichts ändern. Allerdings ist der Druck auf die Profiradfahrer auch enorm, sowohl von den Mannschaften ( Arbeitgeber ), als Auch von der Presse und den Zuschauern. Die Anforderungen werden immer grösser und unmenschlicher: kein Berg ist zu hoch, keine Abfahrt zu gefährlich, und das alles will in einem Wahnsinnstempo bewältigt werden. Und dazu gibt es dann die faule Ausrede, dass schon immer gedopt wurde und die fatalistische Einstellung, dass sich das auch nicht ändern wird. Als ob es die schrecklichen Bilder von Simpsons Sterben am Mont Ventoux, vor 50 Jahren, nicht gegeben hätte. Das war kein Heldentod, das war der Tod eines Moglers.

Jacques Zeyen
5. Juli 2018 - 8.38

Wie sagte einst der Kabarettist Priol." Ich schaue mir diese Apothekenrundfahrten nicht mehr an." Alle Leistungssportarten sind betroffen,natürlich. Alle Mittel sind nicht nachweisbar wenn man sich richtig anlegt. Solange ein Zöllner mit einem Spürhund erfolgreicher ist als die Leute der WADA,sollte man es dabei belassen. Einen sauberen Sport wird es also nicht geben. Die Prohibition hat auch nicht funktioniert weil immer Abnehmer da waren und es um viel Geld ging.