DTM und Le Mans als Ziele

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Dylan Pereira fuhr 2017 seine zweite Saison im internationalen Porsche Supercup. Die Rennen also, die im Rahmenprogramm der Formel-1-Grand-Prix stattfinden, im TV live ausgestrahlt werden und somit automatisch dem breiten Publikum zugänglich sind. Ein Exklusiv-Interview mit dem luxemburgischen Porsche-Supercup-Piloten. 

Von unseren Korrespondenten Norbert Nickels und Marie-Jo Nickels

Bei seiner motorsportlichen Aktivität wird Dylan Pereira von seiner ganzen Familie moralisch und finanziell stark unterstützt und all dies hat in den vergangenen Monaten seine ersten Früchte in Form von konkreten Podiumsergebnissen gebracht. Bereits im Alter von vier Jahren saß er zum ersten Mal im Kart, mit zehn bestritt er seine ersten Kart-Rennen und 2014 stieg er dann aufs Auto um. 2016 bestritt er seine erste Porsche-Supercup-Saison für das Partrax-Momo-Megatron-Team von Andreas Leberle (früher Zackspeed und IndyCar), das in Echternach angesiedelt ist.

Bereits in seinem ersten Jahr machte Pereira mit einigen starken Leistungen auf sich aufmerksam und landete zum Schluss auf Gesamtrang 13 bei mehr als doppelt so vielen Startern. Für 2017 beschloss die Pereira-Familie dann, ins österreichische Lechner-Team umzusteigen, um dort zuerst das Middle East Championship und dann die Porsche-Supercup-Saison zu bestreiten. Im neuen Jahr steht dann erneut das Gleiche auf dem Programm, allerdings mit noch höheren Zielen.

Das Tageblatt hat sich mit dem 20-Jährigen, der übrigens auch für den Titel „Sportler des Jahres“ nominiert war, unterhalten.

Tageblatt: Dylan, du bist im Winter die Rennen des Porsche Middle East Cups gefahren. Inwiefern hat dir dies für die Saison im Porsche-Supercup geholfen?

Dylan Pereira: Bei der Middle-East-Serie hast du viel mehr Testzeit, hier beginnt das Rennwochenende schon mit vier Stunden Training am Donnerstag. Beim Porsche Supercup hingegen hast du während des gesamten Wochenendes lediglich anderthalb Stunden Test und Qualifikation. Der Middle East Cup hat mir also viel Testzeit gebracht und somit konnte ich Erfahrung auf der Strecke sammeln, das Set-up optimieren und die Limits meines Autos, vor allem beim Bremsen, ausreizen.

Sind beim Porsche Supercup die Tests außerhalb der Rennwochenenden eigentlich begrenzt?

Nein, du kannst so viel testen, wie du möchtest, solange es dir dein Budget eben erlaubt (grinst).

2017 konntest du im Porsche Supercup, im Rahmen der Formel-1-Grand-Prix, drei Podiumsplätze in Spielberg, Silverstone und Spa herausfahren. Waren dies auch für dich deine besten Rennen 2017?

An sich konnte ich bei jedem Rennen neue Erfahrungen sammeln und lernen. Dort, wo ich Fehler gemacht habe, habe ich mir dies notiert, damit ich denselben Fehler nicht nochmals begehe. Mein erstes Podium auf dem Red Bull Ring war natürlich etwas ganz Besonderes, ich war den Tränen nahe, so etwas vergisst du nie mehr in deinem Leben.

Spa war auch toll. Francorchamps betrachte ich als mein „Heimrennen“ und dort auf dem Podium zu stehen, wo unten meine ganze Familie, meine Freunde und meine Sponsoren mir zujubelten, das war schon super.

Viele Rennfahrer behaupten ja, dass alles nach dem ersten Sieg viel einfacher wird. Ist das nach einem ersten Podiumsplatz genauso?

Ich glaube schon. Es gibt dir Selbstvertrauen. Du fängst an, wirklich an dich zu glauben, daran, dass du es schaffen kannst. Aber es ist dennoch ein weiter Weg von Platz drei bis hoch, ganz oben aufs Podium. Um einen Sieg einzufahren, muss alles optimal funktionieren. Vom Piloten über jeden Einzelnen im Team bis zur Technik muss einfach alles passen und jeder muss sein Bestes geben.

Du bist nach deiner ersten Supercup-Saison vom Partrax-Momo-Megatron-Team zum größeren Team Lechner Motorsport gewechselt. Was waren die großen Unterschiede?

Das Team hat allgemein viel mehr Erfahrung, mehr Fahrer, darunter auch etliche mit großem Sachverstand wie z.B. der diesjährige Champion Michael Ammermüller (der unter anderem schon mit Timo Glock in der Formel 3000 gefahren ist, d. Red.). Dies erlaubt uns, die Daten unserer sieben Autos untereinander auszutauschen und auszuwerten. Das kommt dann jedem zugute.

Was ist jetzt dein Ziel für 2018?

Ich will Porsche-Supercup-Champion werden. (Dies sagt er ganz unbescheiden, d. Red.).

Ist dies ein realistisches Ziel? Ist es wirklich möglich, einen alten Rennfuchs wie z.B. Michael Ammermüller in der Gesamtwertung hinter sich zu lassen?

Machbar ist es, jedoch muss alles von A bis Z stimmen. Auch ich muss dafür meine Fitness noch verbessern und ich darf natürlich keine Fahrfehler machen. In Spa und am Red Bull Ring war ich schneller als Ammermüller. Ich konnte mit ihm um den zweiten Platz kämpfen. Es ist nicht unmöglich, ihn zu schlagen, aber ein rennerfahrener Pilot macht weniger Fehler und lässt sich nicht so schnell unter Druck setzen, im Gegensatz zu einem jungen Fahrer.

Die letzten Jahre hattest du neben dem Motorsport auch noch Schule, jetzt bist du Elitesportler in der Armee. Was ändert das für dich?

Bislang war es nicht leicht, am Sonntag Rennen zu fahren und montags schon wieder die Schulbank zu drücken und am Ende des Schuljahres das Abschlussexamen zu schreiben. Jetzt habe ich einen Schulabschluss in der Tasche und bin als Elitesportler in der luxemburgischen Armee. Nach der Grundausbildung muss ich (nur) noch regelmäßig zu Sporttests, doch für den Rest kann ich mich voll auf meinen (Motor-)Sport konzentrieren.

Letztes Jahr hat dir der erfahrene Luxemburger Motorsport-Fotograf und PR-Manager Arthur Thill unter die Arme gegriffen und im Team hat sich dein Trainer Stephan Schröder um dich gekümmert. Was hat dir das gebracht?

Stephan Schröder hat mir sowohl mental wie auch fitnesstechnisch sehr viel geholfen. Mental hat er mich aufgebaut und gelehrt, in schwierigen Momenten auf die Zähne zu beißen, weiterzukämpfen und manchmal auch über meine eigenen Limits zu gehen. Es ist schon erstaunlich, zu sehen, was sein eigener Körper alles leisten kann.

Durch Arthur Thill habe ich viele neue Kontakte knüpfen können und auch neue Sponsoren bekommen. Er kümmert sich um die PR vor und nach den Rennen.

Du hast sehr viele kleine Sponsorenaufkleber auf deinem Auto. Kommen diese vor allem von „family & friends“?

Ja, zu meinen aktuellen Sponsoren zählen viele Freunde und Bekannte. Es ist sehr schwer, Sponsoren (für den internationalen Motorsport) zu finden. Anfangs haben wir versucht, einen großen Sponsor für das Auto zu finden, aber sehr schnell mussten wir feststellen, wie schwer dies ist, also haben wir uns auf die Suche nach kleineren Sponsoren gemacht. Im Endeffekt ist es vielleicht auch besser, mehrere kleinere Geldgeber zu haben als einen großen. Wenn ein kleiner Sponsor ausfällt, dann kannst du deine Saison immer noch zu Ende fahren, wenn jedoch dein einziger großer Sponsor ausfällt, dann ist deine Saison zu Ende.

Zum Schluss noch eine Frage: René Rast, was sagt dir dieser Name?

René Rast ist lange Supercup Deutschland und Porsche Supercup International gefahren und auch mehrfacher Champion dort gewesen. Jetzt ist er amtierender DTM-Champion. Das ist der Grund, warum ich mich dazu entschieden habe, im Porsche Supercup zu fahren. Es gibt viele Fahrer, die ihre Karriere hier angefangen haben und jetzt international große Erfolge feiern. Mein Ziel ist es, später in der DTM oder in Le Mans zu fahren.

Internet: www.dylan-pereira.com