„Meine Maße sind … 2.202 ermordete Frauen“

„Meine Maße sind … 2.202 ermordete Frauen“
Bei der Miss-Peru-Wahl 2017 nutzten die Kandidatinnen die Gelegenheit, um offen über Gewalt an Frauen in Peru zu reden. Statt ihre Maße bekannt zu geben, sprachen sie über eine tragische Statistik. Camila Canicoba: "Meine Maße sind 2202 ermordete Frauen in den letzten neun Jahren."

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Bei der Miss-Peru-Wahl am vergangenen Sonntag gab es eine große Überraschung. Zu Beginn der Show stellten sich die 23 Kandidatinnen dem Publikum vor, gaben ihren Namen und ihre Heimatstadt an. Wie bei Misswahlen üblich sollten sie dann noch ihre Körpermaße erwähnen, doch dieses Jahr war alles anders: Die Schönheiten nutzten die Gelegenheit, um über Gewalt an Frauen in Peru zu sprechen.

„Mein Name ist Camila Canicoba und ich komme aus dem Departement Lima. Meine Maße sind 2.202 gemeldete Frauenmorde in den letzten neun Jahren in meinem Land“, sagte die erste Kandidatin. Es folgten weitere 22 schockierende Angaben aus der Statistik von 2016 des Ministeriums der Frau und gefährdeter Bevölkerungsgruppen.

Organisatorin steht dahinter

So wies Miss-Anwärterin Melina Machuca aus Cajamarca darauf hin, dass 80 Prozent der Frauen aus ihrer Stadt Opfer häuslicher Gewalt seien. Almendra Marroquín aus der Ortschaft Cañete sagte, dass 25 Prozent der Mädchen und jungen Frauen an Schulen missbraucht werden. 65 Prozent der Frauen mit Uni-Abschluss werden von ihren Partnern misshandelt, gab Bélgica Guerra aus Chincha bekannt. Juana Acevedo erklärte, dass über 70 Prozent der Frauen täglich sexueller Belästigung auf den Straßen ausgesetzt seien.

Die Idee, über diese Missstände zu reden, stammt von der Organisatorin des Wettbewerbs, Jessica Newton. „Ich sehe die Misswahl als eine Plattform, um Frauen stärker zu machen. Ich hoffe, dass das Event ihnen weiterhilft. Ich bin gegen jede Art von Gewalt oder Missbrauch“, sagte die ehemalige Miss Peru dem lokalen Nachrichtenportal Peru21.

Die Regierung versprach Massnahmen

Beim Publikum kam die Aktion sehr gut an. Auf Twitter wurde der Hashtag #Mismedidasson („Meine Maße sind“) verbreitet. „Diese Zahlen zeigen, dass endlich Maßnahmen ergriffen werden müssen“, schrieb eine Twitter-Userin.

Nach einem Massenprotest im vergangenen Jahr in der Hauptstadt Lima hatte Perus Präsident Pedro Kuczynski zwar angekündigt, sich für das Einrichten von Anlaufstellen für Frauen einzusetzen. „Der Missbrauch breitet sich in einer Umgebung, in der Frauen nicht gehört und Taten verschwiegen werden, immer weiter aus. So sollte es nicht sein.“

Laut einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2013 rangiert Peru auf Platz drei der Länder mit der höchsten Zahl von weiblichen Opfern sexueller Gewalt durch ihre Partner. Nach aktuellen Umfragen halten 74 Prozent der Einwohner Limas die Gesellschaft für frauenfeindlich – gleichzeitig aber vertreten 53 Prozent die Auffassung, dass eine Frau im Minirock selbst schuld sei, wenn sie belästigt wird.

kle

ROBERT POLFER
3. November 2017 - 4.10

Dat Camila huet courage . E sou eng Fraa geheiert als chef vun der UNO . An dat mengen ech wirklech seriö . Alle Respekt . ( hoffentlech huedet gud boddyguarden . En Sprechwuert vun den Asiaten : Wer die Wahrhei sagt brauch ein schnellws Pferd )