Reaktionen zum Tod Helmut Kohls

Reaktionen zum Tod Helmut Kohls
(Wolfgang Kumm)

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Der "Kanzler der Einheit" kann zu den wichtigsten europäischen Politikern der letzten Jahrzehnte gezählt werden. Sein Tod berührt viele Menschen weltweit.

Helmut Kohl hat Deutschland geprägt wie nur wenige andere Politiker. Ein Vierteljahrhundert hat er die CDU geführt. 16 Jahre war er Bundeskanzler – so lange wie keiner vor ihm und bisher keiner nach ihm. Er war Wegbereiter der Europäischen Union und einer gemeinsamen Währung.

Sein größter Erfolg aber war die Wiedervereinigung. An die deutsche Einheit hat er immer geglaubt und nach dem Fall der Mauer 1989 die Chance gegen alle Widerstände im In- und Ausland ergriffen. Kohl hat Geschichte geschrieben. Sein Tod berührt weltweit.

Reaktionen aus Deutschland

Die CDU-Vorsitzende und Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihren gestorbenen Amtsvorgänger Helmut Kohl als großen Europäer und Kanzler der Einheit gewürdigt. Man werde noch lange bewundern, wie entschlossen er und seine Mitarbeiter die Gunst der Stunde zur deutschen Vereinigung genutzt hätten. „Das war höchste Staatskunst im Dienste der Menschen und des Friedens“, sagte Merkel am Freitag in Rom. „Helmut Kohl ist damit zu einem Glücksfall für uns Deutsche geworden.“ Kohl habe auch ihren Lebensweg entscheidend verändert. „Ich bin ganz persönlich dankbar, dass es ihn gegeben hat.“ Merkel hob hervor, dass Kohl auch ein Modernisierer der CDU gewesen sei.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Verdienste des mit 87 Jahren gestorbenen Altkanzlers Helmut Kohl für die Wiedervereinigung und den Zusammenhalt Europas gewürdigt. „Es ist ihm gelungen, die deutsche Einheit im friedlichen Einvernehmen und in guter Partnerschaft mit unseren europäischen Nachbarn zu erreichen. Ihm verdanken wir, dass Deutschland als europäische und geeinte Nation bestätigt und damit die „Deutsche Frage“ beantwortet wurde“, schrieb Steinmeier laut Präsidialamt am Freitagabend an die Witwe Maike Kohl-Richter. „Wir trauern um einen großen Staatsmann – sein Werk wird Bestand haben. Wir werden Helmut Kohl niemals vergessen“, beendete Steinmeier sein Kondolenzschreiben.

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hat Altkanzler Helmut Kohl als „großen Europäer“ und „großen Staatsmann“ gewürdigt.

„Er war ein großer Staatsmann, ein großer deutscher Politiker und vor allem ein großer Europäer, der sehr viel dafür getan hat, dass nicht nur die Deutsche Einheit gekommen ist, sondern auch dass Europa zusammengewachsen ist“, teilte der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel am Freitagabend mit. „Das ist sein großes Vermächtnis. So wird er uns in Erinnerung bleiben. Wir sind in diesen Minuten in Gedanken bei seiner Familie und seinen Kindern. Es ist ein wirklich großer Deutscher gestorben.“

„Der ewige Kanzler und große Europäer geht. Seine Verdienste um die Deutsche Einheit bleiben. Wir trauern um Helmut Kohl.“ schreibt Justizminister Heiko Maas, während der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir mitteilt: „Ein großer Europäer ist von uns gegangen.“

Der saarländische Fraktionschef der Linken, Oskar Lafontaine, hat den verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl als Europäer und „prägende Persönlichkeit der Politik des 20. Jahrhunderts“ gewürdigt. „Seine Verdienste um die deutsche Einheit sind unbestritten, obwohl die Wirtschafts- und Währungsunion in Ostdeutschland zu erheblichen sozialen Problemen führte“, schrieb Lafontaine am Freitagabend in einer Pressemitteilung. „Obwohl wir politische Gegner waren, hatten wir ein kollegiales Verhältnis.“

Die Führung der Linken hat Helmut Kohl als „eine prägende Persönlichkeit mit einem widersprüchlichen Erbe“ gewürdigt. „Über alle politischen Differenzen hinweg steht heute die Trauer um einen großen Europäer“, erklärten die Vorsitzenden von Partei und Fraktion, Katja Kipping, Bernd Riexinger, Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch am Freitag in Berlin.

Altkanzler Gerhard Schröder hat Helmut Kohl als großen Patrioten und Europäer gewürdigt. „Die Einigung unseres Landes und unseres Kontinents wird auf alle Zeit auch mit seinem Namen verbunden bleiben“, sagte Schröder dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Freitag). „Obwohl wir im Jahr 1998 einen harten Wahlkampf gegeneinander geführt haben und in vielen politischen Fragen weit auseinanderlagen und -liegen habe ich für seine historische Leistung größten Respekt.“

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin und Bundesratspräsidentin Malu Dreyer (SPD) hat den verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl als überzeugten Europäer gewürdigt. „Helmut Kohl verkörpert die europäische Idee wie wenige andere. Er war ein rheinland-pfälzischer Europäer“, erklärte Dreyer am Freitag. Er habe „zu den herausragenden politischen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts“ gehört und „mit großer Zielstrebigkeit und ausgeprägtem Machtbewusstsein“ politisch gewirkt. „Sein großes diplomatisches Geschick war für das Zusammenwachsen Europas entscheidend. Die Wiedervereinigung Deutschlands und die Entwicklung der Europäischen Union werden für immer mit seinem Namen verbunden bleiben.“

Als einen Ausnahmepolitiker hat Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) den verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl bezeichnet. „Unser Land trauert um den Kanzler der Wiedervereinigung“, sagte Seehofer laut Staatskanzlei am Freitagabend. Kohl sei einer der ganz großen Kanzler der Bundesrepublik Deutschland gewesen, ein international hoch geschätzter Staatsmann und ein überzeugter Europäer. „Sein Name wird auf alle Zeit verbunden bleiben mit der Wiedervereinigung unseres Vaterlandes“, sagte Seehofer.

Der ehemalige rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) hat die Verdienste von Helmut Kohl gewürdigt, zugleich aber an den heftigen Meinungsstreit mit dem verstorbenen Altkanzler erinnert. „Er hat wie wenige polarisiert“, schrieb Beck in einem Nachruf, der am Freitagabend vom SPD-Landesverband in Mainz verbreitet wurde. Ein geeintes Deutschland und Europa sei sichtbarer Beleg für das erfolgreiche Wirken des Kanzlers Kohl, schrieb Beck. „Da war aber auch der politische Kämpfer in die eigene Partei hinein und der erbitterte Gegner der „Sozen“, wie er zu sagen pflegte.“

Reaktionen aus Luxemburg

Auch in Luxemburg löste die Nachricht des Todes von Helmut Kohl tiefe Bestürzung aus.

Reaktionen aus Europa

Jean-Claude Juncker setzte nach der Nachricht vom Tod Kohls gleich drei Tweets ab. Er betonte vor allem die enge Freundschaft mit dem ehemaligen deutschen Bundeskanzler.

„Deutschland verliert einen großen Staatsmann“, sagte der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte am Freitag in Den Haag. „Helmut Kohl hat als Bundeskanzler der Einheit die deutsche Geschichte und damit die europäische Geschichte geprägt“.

Auch der belgische Premierminister Charles Michel spricht der Familie Kohl sein Beileid aus:

Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy hat den verstorbenen Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl als „Schlüsselfigur des europäischen Prozesses und der Wiedervereinigung“ Deutschlands gewürdigt. „Mein tiefstes Beileid an die Familie, die Freunde und die Partner von Helmut Kohl“, schrieb der konservative Politiker auf Twitter.

Der österreichische Bundeskanzler Christian Kern würdigte Helmut Kohl als Architekten der Wiedervereinigung. „Helmut Kohl hat im wahrsten Sinne des Wortes Geschichte geschrieben“, so Kern in einer Mitteilung, die er per Facebook verbreitete. „Europa trägt seine Handschrift. Er war Architekt der Wiedervereinigung Deutschlands und er war zentraler Mitgestalter der Europäischen Union, wie wir sie heute kennen.“

Auch Präsident Alexander Van der Bellen würdigte Kohl als großen Europäer. Das habe sich etwa gezeigt, als er mit dem französischen Präsidenten Francois Mitterrand Hand in Hand am Schlachtfeld von Verdun der Kriegstoten gedachte. „Sein staatsmännisches Geschick zeigte Kohl, als er die Chance ergriff und die Wiedervereinigung Deutschlands erreichte“, teilte Van der Bellen mit.

Reaktionen weltweit

Der russische Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow hat Ex-Kanzler Helmut Kohl als herrausragenden Politiker gewürdigt, der deutliche Spuren in der Weltgeschichte hinterlässt. „Die Deutschen haben Helmut Kohl den Spitznamen Kanzler der deutschen Einheit gegeben. Das ist richtig und gerecht“.

In Kohls Amtszeit seien bedeutende Ereignisse gefallen wie das Ende des atomaren Wettrüstens, des Kalten Krieges, der Fall der Berliner Mauer und die deutsche Wiedervereinigung. Diese Ereignisse seien auch riskant gewesen, schrieb der 86-Jährige auf seiner Webseite. „Es war ein großes Glück, dass in dieser schwierigen Zeit an der Spitze der führenden Mächte Staatsmänner waren, die Verantwortungsbewusstsein hatten, die die Interessen ihrer Länder entschlossen vertreten haben, aber die auch in der Lage waren, die Interessen der anderen zu berücksichtigen.“

Der frühere US-Präsident Bill Clinton hat zum Tod von Helmut Kohl dessen visionäre Führungskraft gewürdigt. Damit habe Kohl Deutschland und Europa auf das 21. Jahrhundert vorbereitet. „Er war aufgerufen, einige der monumentalsten Fragen seiner Zeit zu beantworten“, heißt es in einem von Clinton verbreiteten Statement. „Indem er sie richtig beantwortete, machte er die Wiedervereinigung eines starken, prosperierenden Deutschlands möglich und die Schaffung der Europäischen Union.“

Clinton, der von 1993 bis 2001 US-Präsident war, erinnerte sich an einen Berlin-Besuch nach der Wiedervereinigung: „Ich werde nie vergessen, wie ich mit ihm 1994 durch das Brandenburger Tor gegangen bin, zu einer Großkundgebung auf der Ostseite, als ich echte Hoffnung in den Augen Zehntausender junger Menschen gesehen habe“, heißt es in der Erklärung Clintons. „Ich wusste in diesem Moment, dass Helmut Kohl der Mann war, der ihnen dabei helfen konnte, ihre Träume zu verwirklichen.“ Und er fügte hinzu: „Die Geschichte zeigt auch weiterhin, dass er geliefert hat.“

Der frühere US-Präsident George H. W. Bush hat in einem offiziellen Schreiben den gestorbenen Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl als „wahren Freund der Freiheit“ gewürdigt. „Er ist der Mann, den ich als einen der größten politischen Führungsfiguren im Nachkriegseuropa ansehe“, heißt es im Statement von Bush. „Wie viele, die Zeuge wurden der unaussprechlichen Verkommenheit und des Elends dieser Zeit, hasste Helmut (Kohl) den Krieg. Aber er verabscheute noch mehr den Totalitarismus.“

Es sei eine der „großen Freuden meines Lebens“, gemeinsam mit Kohl an der friedvollen Beendigung des Kalten Krieges und an der deutschen Wiedervereinigung innerhalb der Nato gearbeitet zu haben. „Bei all unseren Anstrengungen war Helmut ein Fels – stark und beständig“, heißt es in dem Statement Bushs. „Möge Gott der Allmächtige Helmut Kohl segnen und die Freiheit, die er zu erhalten geholfen hat.“

UN-Generalsekretär António Guterres hat sich „sehr traurig“ über den Tod von Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl gezeigt. Kohl sei ein „persönlicher Freund“ von Guterres gewesen, sagte sein Sprecher Stéphane Dujarric am Freitag vor Journalisten in New York. „Es ist offensichtlich, welche historische Rolle Herr Kohl bei der Wiedervereinigung von Deutschland nur ein Jahr nach dem Fall der Berliner Mauer gespielt hat und beim historischen Weg, auf den er Deutschland gebracht hat, indem er es so gut durch die Wiedervereinigung geführt hat.“

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat „tiefe Trauer“ über den Tod des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl (CDU) geäußert. Der im Alter von 87 Jahren gestorbene Kohl sei „einer der größten Freunde des Staates Israel“ und der Sicherheit des jüdischen Staates „vollkommen verpflichtet“ gewesen, sagte Netanjahu am Freitag nach Angaben seines Büros. „Kohl war der Führungspolitiker, der Deutschland in Entschlossenheit und mit sicherer Hand vereint hat“, sagte Netanjahu. „Seine Sympathie für Israel und den Zionismus ist bei vielen Treffen mit mir deutlich geworden, und in seiner entschlossenen Haltung für Israel, die er immer wieder in Europa und internationalen Foren gezeigt hat.“