MetzeschmelzMit Hammer und Muskelkraft: Sechstes International Blacksmith Festival begeistert die Besucher

Metzeschmelz / Mit Hammer und Muskelkraft: Sechstes International Blacksmith Festival begeistert die Besucher
Mit purer Muskelkraft wird das Eisen in Form gehauen Foto: Editpress/Tania Feller

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Einer der ältesten Handwerksberufe der Menschheit, der des Schmieds, hat bis heute nichts von seiner Faszination verloren, wie man sich am Wochenende in Schifflingen in den ehemaligen Werkstätten der Metzeschmelz überzeugen konnte. Dort luden die Vereinigung Ferroforum sowie die Héphaïstos-Brüderschaft zur sechsten Auflage des Internationalen Blacksmith Festival ein.

Zahlreiche Besucher fanden am Wochenende den Weg in die Werkstätten der Ferroforum Asbl. Hier boten die Veranstalter einen echten Einblick in die Arbeit des Schmieds. Rund 40 Schmiede aus dem In- und nahen Ausland führten den Besuchern ihre Künste um das Eisenschmieden vor. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Schaffung eines gemeinsamen Kunstwerks, vor Ort geschmiedet und zusammengenietet. Spätestens beim Anblick der Schmiedearbeiten zum schätzungsweise zwei Meter hohen Gemeinschaftswerk wurde einem bewusst, wie viel Muskelkraft, aber auch Präzision ein Schmied aufbringen muss. Alle geschmiedeten Einzelteile waren genauestens aufeinander abgestimmt. Mithilfe eines Werkstattkrans bauten die muskulösen Handwerker ein Gerüst zusammen, bestehend aus Seitenteilen und einer Mittelstange. Langsam nahm das bestehende Gemeinschaftswerk, eine Riesenschaukel, Form an. Bis zur Fertigstellung floss noch viel Schweiß. Am Sonntag gegen 12 Uhr wurde das Werk vor Ort offiziell eingeweiht.

Etliche Stunden Arbeit investierten die ehrenamtlichen Schmiede und Ferroforum-Mitglieder in die Restaurierung des größten noch existierenden historischen Lufthammers des Landes, wie Festival-Koordinator Michel Feinen gegenüber dem Tageblatt verriet. Das Resultat lässt sich zeigen: Der 175 kg schwere Hammer aus Anfang der 1900er Jahre ist wieder voll funktionsfähig und wurde mit einem Elektromotor ausgestattet, sodass innerhalb kürzester Zeit ein recht dicker, noch glühend heißer Eisenstab zu einer dünnen und schmalen Stange geschmiedet wurde. Doch bevor die Schmiede überhaupt Eisen zum Verarbeiten hatten, musste dieses aus dem Erz gewonnen werden. Bekannt ist den meisten Menschen der moderne Hochofen, wie er lange auf der „Schmelz“ in Betrieb war. Doch Eisen wurde schon in der Antike gewonnen, und zwar mittels eines Rennofens.

Geschichtsunterricht im Hüttenwerk

Wenn es um diese Art von Geschichtsunterricht geht, führt kein Weg an Schlosser Romain Bohr vorbei. Er hat sich auf paläontologische Experimente und Forschungen im Bereich der Metallgewinnung und Verarbeitung spezialisiert. Bereits vor mehr als 3.500 Jahren hätten die Hethiter diese rudimentäre Technik der Eisengewinnung genutzt. Zusammen mit einem promovierten Chemiker versucht Bohr die Geschichte der Eisengewinnung zu rekonstruieren. Eigentlich keine leichte Aufgabe, da es kaum Aufzeichnungen aus der Antike gibt. Bohr beließ es am Wochenende aber nicht bei chemischen Experimenten. Vor Ort führte er die beeindruckende, aber recht einfache Technik des Rennofens vor. Die Erze „erntet“ Bohr auf Luxemburger Wiesen. Die Rede ist von Wiesenerz, welches in der Region um Luxemburg durch den Gehalt von 90 Prozent Eisenoxid qualitativ sehr hochwertig ist. Dieses wird gewaschen und gereinigt, Holzkohlen werden selbst hergestellt. Der Ofen wird mit Schamottsteinen und kalkfreiem Lehm gebaut. In einem vertikalen Schacht, der mit Eisenerzen und Holzkohle gefüllt wird, entsteht durch den Luftstrom eine hohe Temperatur. Das bei diesem Prozess entstandene Kohlenmonoxid reduziert das Eisenoxid zu Eisen und Kohlendioxid. Das so entstehende Roheisen, die sogenannte Luppe, sammelt sich nach mehreren Stunden am Boden des Rennofens und wird über einen Ausguss abgelassen.

Auch wenn diese Technik sehr rudimentär war, so habe diese noch bis vor etwa 350 Jahren Anwendung in unseren Regionen gefunden, so Bohr. Damit dieser mühselige Prozess überhaupt funktioniert, müssen ständig zwei Leute in einem regelmäßigen Rhythmus Luft über Blasebälge in den Ofen blasen.

Das Blacksmith Festival ist Teil des Sensibilisierungsprogramms der Eisenschmiede. Ferroforum hat sich zum Ziel gesetzt, den Schmieden eine Austauschplattform zu ermöglichen und dabei dieses immaterielle Erbe zu erhalten, wie Michel Feinen gegenüber dem Tageblatt erklärte. Der eigentliche Beruf des Schmiedes werde heute nicht mehr als Beruf in der Schule gelehrt. Vielmehr sei er ein Teil der Ausbildung zum Metallbauer. Somit sei die Gefahr groß, dass dieser Beruf und vor allem das Wissen um die Schmiedekunst verloren gehe, so Feinen.

Solche Veranstaltungen seien wichtig, um die breite Öffentlichkeit an das Berufswesen heranzuführen, so Feinen weiter. Sein Vorhaben ist auf jeden Fall gelungen, etliche Besucher fanden am Wochenende den Weg zum Festival.