JPEEÜberraschungen, Enttäuschungen und Dramen: Was von den JPEE in Malta in Erinnerung bleiben wird

JPEE / Überraschungen, Enttäuschungen und Dramen: Was von den JPEE in Malta in Erinnerung bleiben wird
Der Mannschaftssport überzeugte in Malta fast auf ganzer Linie Foto: Editpress/Mélanie Maps

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Die 19. Spiele der kleinen Staaten sind Geschichte: Es war eine Woche voll von Emotionen, Überraschungen, aber auch Enttäuschungen. Das Tageblatt wirft einen Blick auf das, was in Erinnerung bleiben wird.

Die Überraschung 

Die 29-jährige Lena Bidoli wird wohl noch oft auf ihre tolle Leistung angesprochen werden – denn selbst auf dem Schießstand gab es Glückwünsche von allen und jedem. Die Trap-Schützin, die erst vor zwei Jahren ein Gewehr in den Händen hielt, setzte sich im Shoot-out gegen die Bronze- und Silbermedaillengewinnerin der Olympischen Spiele Alessandra Perilli (San Marino) durch. Das unerwartete Gold, das man ihr um den Hals hing, ließ sie dann auch nicht mehr aus den Augen. 

Die Enttäuschung 

Seit sechs Jahren haben die Judokas inzwischen keine Goldmedaille im Einzeln oder im Team-Wettbewerb geholt. Die Hoffnungen lagen auf den Schultern von Sportsoldat Claudio dos Santos und Studentin Anneta Mosr. Doch in der Kategorie -73 kg gab es für Dos Santos am Dienstag gleich eine Auftaktniederlage, die zur Folge hatte, dass es nur noch um Bronze gehen würde. Mosr ihrerseits kämpfte sich zwar bis ins Einzelfinale, musste sich dann dort geschlagen geben. Bei den Mannschaftswettkämpfen verletzte sich die Nummer eins der Herren dann im ersten Duell und wurde ins Krankenhaus transportiert. Die Herren qualifizierten sich trotzdem für das Finale, wo es genau wie für die Damen eine Niederlage gab. In der Endabrechnung macht das dreimal Silber (Mosr, Team Damen und Herren) und dreimal Bronze (Claudio dos Santos, Nick Kunnert und Tom Schmit). 

Die Dramen

Victor Stein war nach dem Finale im 3x3 kaum zu trösten
Victor Stein war nach dem Finale im 3x3 kaum zu trösten Foto: Editpress/Mélanie Maps

Es waren zwei große Dramen, die sich in den letzten Tagen im Tischtennis und 3×3-Basketball abspielten. Im Teamwettbewerb lagen die FLTT-Herren nach den ersten beiden Einzeln im Finale schon mit 0:2 gegen Malta zurück, bevor man mit dem Doppel die Aufholjagd einleitete. Luka Mladenovic gewann im Anschluss ebenfalls sein Einzel und nun waren alle Augen auf Eric Glod gerichtet. Alles schien sich in Richtung Happyend zu entwickeln, denn der 29-Jährige erspielte sich zwei Matchbälle. Am Ende ging Gold dann doch an das Heimteam. Eine wahre Achterbahn der Gefühle, nach der jeder Eric Glod am liebsten in die Arme genommen hätte. Auch das 3×3-Finale der Herren endete dramatisch. Gleich zweimal hatte Victor Stein die Chance, die Partie per Distanzwurf zu entscheiden, zweimal verpasste der Ball knapp das Ziel. Am Ende siegte Zypern auf gerade einmal einen Punkt (21:20) und der Spieler der Sparta war untröstlich.

Die coolsten Jungs

Sie waren die große Bereicherung dieser Spiele: die Rugby-Herren. Das Team um Kapitän Liam Carroll lieferte nicht nur auf dem Feld ab, denn mit vier Siegen und einem Remis holte man bei der Premiere auf Anhieb Gold. Auch abseits des Parketts zeigten die Rugby-Spieler, wofür ihre Sportart steht. Absolut unkompliziert, immer gut gelaunt und über Wehwehchen wurde sich erst gar nicht beschwert. Bei den Basketballfinals zeigten sie schließlich auch, dass sie ebenfalls für die nötige Stimmung sorgen können und jeder Einzelne auch die Nationalhymne mitsingen kann. Werbung hat dieses Team auf jeden Fall für sich gemacht. 

„Oldies but goldies“

Sie haben wie kein anderes Team die Spiele der kleinen Staaten in Malta dominiert: die luxemburgischen 3×3-Damen. In keinem ihrer Spiele kassierten Nadia Mossong und Co. mehr als acht Punkte und feierten eine souveräne Goldmedaille. „Oldies but goldies“ demnach, denn diese vier Spielerinnen besaßen mehr Erfahrung als das gesamte Damenteam im „traditionellen“ Basketball. 

Die Wartezeit

Sowohl bei den Leichtathleten als auch bei den Schwimmern waren die Doping-Kontrolleure im Dauereinsatz und schwirrten um die Sportler wie Fliegen um eine Torte. Julien Henx wurde nach seinem Sieg über 50 m Schmetterling nicht von einer Dame aus den Augen gelassen, die sich in Geduld üben musste. „Ich kann jetzt noch nicht“, sagte der Sprinter – und zog Interviews, knappe Dusche und Medaillenzeremonie der Pflicht mit dem Becher vor. 

Das Chaos

War es zu Beginn der Woche noch der Linksverkehr, der den Journalisten die größten Sorgen bereitete, so ärgerten sich die Sportler über Schwierigkeiten beim Transport. Besonders die Schwimmer mussten für die Anreise ins Becken über eine Stunde Fahrzeit zu Spitzenzeiten einplanen. Verspätungen bei den Bussen, kaum Flexibilität bei den Fahrzeiten und nicht genug Platz für alle hatten zur Folge, dass die Taxi-App „Bolt“ großen Erfolg kannte. Nicht verlassen konnte man sich zudem auf die Internetseite, die gerne mal falsche Sieger und Ergebnisse auflistete. Fakt ist aber: Vielleicht kostete die Woche auf Malta alle ein paar Nerven, doch im Endeffekt machte die positive Stimmung des Team Lëtzebuerg vieles wieder wett.

Der JPEE-Abschied

Für Bob Bertemes waren die JPEE in Malta die letzten
Für Bob Bertemes waren die JPEE in Malta die letzten Foto: Editpress/Mélanie Mpas

Mit einer letzten Goldmedaille bei den Spielen der kleinen Staaten verabschiedete sich Kugelstoßer Bob Bertemes, der in den nächsten Monaten seine Olympia-Norm werfen will. Die Spiele 2024 in Paris sollen seine letzte internationale Station werden. 

Teamsport überzeugt

Der Kollektivsport, oft das Sorgenkind, hat in Malta auf ganzer Linie überzeugt. Mit Ausnahme der Rugby-Damen fahren alle Mannschaften mit einer Medaille nach Hause. Die beiden neuen Disziplinen – 3×3 und Rugby – überzeugten auf Anhieb mit jeweils einmal Gold. Highlight war aber zweifelsohne das Finale der Basketball-Herren zum Abschluss der Spiele, die Malta im Hexenkessel mit 78:69 besiegten und sich zum ersten Mal in der Geschichte der JPEE damit die Goldmedaille sicherten. 

So geht’s weiter

712 Tage – demnach zwei Jahre – haben die Organisatoren aus Andorra nun Zeit, die 20. Ausgabe der JPEE zu planen. Die Kleinstaatenspiele sollen am 15. Mai 2025 beginnen. Zwölf Sportarten werden im Programm sein – Radsport und Turnen geben ihr Comeback, neu im Programm ist Karate. Danach ist Monaco Gastgeber der 2027er-Edition, bevor Luxemburg 2029 wieder an der Reihe ist. 

Rekorde

Die JPEE sind vor allem für die jüngeren Sportler die Möglichkeit, sich auf internationaler Bühne zu beweisen. Diese Gelegenheit nutzte Sprinter David Wallig, der nicht nur mit Silber über 200 m zurückkehrt, sondern auch mit einem neuen U20-Rekord in der Tasche (21’’28) und der Norm für die U23-EM in Espoo. Mit einem JPEE-Rekord hat derweil Patrizia van der Weken Malta wieder verlassen, diesen pulverisierte sie im Vorlauf über 100 Meter (11’’33). Schade, dass ihre Zeit von 11,11 Sekunden im Finale aufgrund der Windverhältnisse (+2,7) nicht homologiert wurde, dies wäre ein neuer nationaler Rekord gewesen.