Ukraine-KriegKiew erneut massiv mit russischen Raketen und Drohnen beschossen

Ukraine-Krieg / Kiew erneut massiv mit russischen Raketen und Drohnen beschossen
Eine Fünfjährige beim Begräbnis ihres Vaters in Lwiw Foto: AFP/Yurij Dyachychyn

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Russland wirft der Ukraine den erneuten Beschuss seiner Grenzregionen vor und lässt zugleich nach ukrainischen Angaben in seinen täglichen Angriffen auf Kiew nicht nach.

Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist in der Nacht erneut mit russischen Raketen und Drohnen angegriffen worden. Das Luftabwehrsystem der Ukraine habe „alle 15 Marschflugkörper und alle 21 Angriffsdrohnen zerstört“, erklärte die ukrainische Luftwaffe am Freitag im Onlinedienst Telegram. Die russische Armee erklärte hingegen, sie habe in der Nacht Luftabwehrsysteme in der Ukraine bombardiert und „getroffen“. Derweil meldeten die Behörden in der grenznahen russischen Region Belgorod zwei Tote infolge erneuter ukrainischer Angriffe.

Nach Angaben der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft wurde infolge des „massiven Angriffs“ auf Kiew ein elfjähriges Kind verletzt. Ein 68-jähriger Mann sei ins Krankenhaus eingeliefert worden. Auch seien Häuser und Autos beschädigt worden. Der Polizeichef der Region, Andrij Nebytow, erklärte seinerseits, dass nach dem erneuten russischen Angriff „fünf Wohnhäuser beschädigt“ worden seien, vermutlich durch herabfallende Raketenteile. Der nächtliche Luftalarm dauerte demnach „mehr als zwei Stunden“.

Seit Anfang Mai viel mehr Beschuss

Wie der Chef der Militär- und Zivilverwaltung, Serhij Popko, auf Telegram mitteilte, setzte Russland bei der jüngsten Angriffswelle Raketen der Typen X-101 und X-555 sowie iranische Drohnen vom Typ Schahed ein. Dies sei bereits der sechste russische Luftangriff innerhalb von sechs Tagen, erklärte Popko. Russland teilte hingegen am Freitag mit, seine Streitkräfte hätten in der Nacht erfolgreich Luftabwehrsysteme in der Ukraine ausgeschaltet. Alle „anvisierten Ziele“ seien „getroffen“ worden.

Der nächtliche Beschuss der Ukraine durch Russland hat seit Anfang Mai massiv zugenommen – insbesondere rund um Kiew. Die Ukraine prangert diese Strategie als Terror gegen die Zivilbevölkerung an, während die Armee des Landes eigenen Angaben zufolge die Vorbereitungen zu einer Gegenoffensive abschließt. Aus Moskau hingegen heißt es, seine „erfolgreichen“ Angriffe richteten sich gegen militärische Ziele.

Russland verfolgt Experten zufolge mit den verstärkten Angriffen auf Kiew – weitab von den Schauplätzen der Gefechte im Osten und Süden des Landes – das Ziel, die ukrainische Luftabwehr zu schwächen und die geplante Gegenoffensive zu behindern.

Unterdessen unterstrich US-Außenminister Antony Blinken angesichts der lauter werdenden Forderungen nach Friedensverhandlungen mit Russland die entscheidende Bedeutung einer „starken“ Ukraine als Voraussetzung für einen „echten Frieden“. „Gerade, weil wir uns keine Illusionen über Putins Bestrebungen machen, glauben wir, dass die Voraussetzung für eine sinnvolle Diplomatie und einen echten Frieden eine stärkere Ukraine ist, die in der Lage ist, künftige Aggressionen abzuschrecken und abzuwehren“, sagte Blinken mit Blick auf Russlands Präsident Wladimir Putin am Freitag bei einem Besuch in Helsinki.

Wieder Angriffe auf Belgorod

Zugleich bezeichnete er den russischen Angriffskrieg als „strategischen Misserfolg“ und als eine „Fallstudie für Scheitern“. Putins aggressiver Krieg habe Russlands militärische, wirtschaftliche und diplomatische Stärke sowie dessen Einfluss auf absehbare Zeit „erheblich geschwächt“.

Derweil meldeten die Behörden in der russischen Grenzregion Belgorod erneute ukrainische Angriffe. In der zuletzt wiederholt attackierten Region seien zwei Menschen getötet und zwei weitere verletzt worden, teilte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow auf Telegram mit. Demnach wurden auch andere Orte in der Region angegriffen.

Am Donnerstag hatte die russische Armee nach eigenen Angaben mit Hilfe von Artillerie und Kampfjets eine versuchte „Invasion“ ukrainischer Einheiten abgewehrt. Angesichts der verstärkten Angriffe auf die Grenzregion flohen die Bewohner aus den angegriffenen Gebieten und wurden in Notunterkünften untergebracht. (AFP)