Ukraine-KriegKiew erneut von schwerer russischer Angriffswelle erschüttert

Ukraine-Krieg / Kiew erneut von schwerer russischer Angriffswelle erschüttert
In Kiew mussten die Menschen Schutz in Metrostationen suchen – Russland hatte die Stadt wieder unter Beschuss genommen Foto: dpa/Evgeniy Maloletka

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Seit dem Wochenende wurde die ukrainische Hauptstadt massiv von Russland aus der Luft angegriffen. Dabei wurden mindestens zwei Menschen getötet.

Kiew hat am Montag erneut unter heftigem russischem Beschuss gelegen. „Explosionen in der Stadt, in Vierteln im Zentrum“, schrieb Bürgermeister Vitali Klitschko im Onlinedienst Telegram. Der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Walery Saluschny, teilte am Montag mit, die Luftabwehr habe elf Iskander-Raketen über der Hauptstadtregion abgefangen. Journalisten der Nachrichtenagentur AFP hörten am Vormittag mindestens zehn Explosionen sowie Sirenenalarm in der Hauptstadt. Russische Angriffe auf Kiew in den Tagesstunden sind eher selten.

In der Vornacht hatte die Ukraine eigenen Angaben zufolge 37 russische Marschflugkörper und 29 Drohnen abgefangen. Insgesamt seien in der Nacht zum Montag „bis zu 40 Lenkwaffen“ und „um die 35 Drohnen“ von russischer Seite abgefeuert worden, erklärte Saluschny in Onlinediensten. Die Zivil- und Militärverwaltung Kiews teilte auf Telegram mit, strategische Bomber vom Typ TU-95MS hätten Marschflugkörper abgeworfen. Zudem sei Kiew mit Sprengstoffdrohnen attackiert worden.

Der Verwaltung zufolge handelte es sich um die 15. Angriffswelle seit Anfang Mai. Mit den „konstanten Angriffen versucht der Feind, die Zivilbevölkerung in einem Zustand starker psychologischer Anspannung zu halten“, erklärte sie.

Massive Drohnenangriffe

In der Nacht zum Sonntag waren bei den nach ukrainischen Angaben massivsten Drohnenangriffen auf Kiew seit Beginn des russischen Angriffskrieges mindestens zwei Menschen getötet worden. Dem ukrainischen Generalstab zufolge wurden 59 russische Drohnen gezählt und 58 davon abgefangen. Die russischen Angriffe auf Kiew waren seit Jahresbeginn zunächst zurückgegangen, seit Anfang Mai steht die ukrainische Hauptstadt jedoch wieder häufiger unter Beschuss.

Laut der ukrainischen Luftwaffe zielten die Drohnenangriffe auf „militärische Einrichtungen und entscheidende Infrastruktur in den zentralen Regionen des Landes“, vor allem in der Region Kiew. Die Angriffe wurden demnach von den westrussischen Regionen Brjansk und Krasnodar aus geführt.

„Atomwaffen für alle“

Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko lädt andere Länder ein, dem Unionsstaat von Belarus und Russland beizutreten und dann ebenfalls taktische Atomwaffen zu erhalten. „Niemand ist dagegen, dass Kasachstan und andere Länder die gleichen engen Beziehungen zur Russischen Föderation haben wie wir“, sagte Lukaschenko in einem am Sonntagabend veröffentlichten Interview des russischen Staatsfernsehens. „Wenn sich jemand Sorgen macht … (dann) ist es ganz einfach: Treten Sie dem Unionsstaat Belarus und Russland bei. Das ist alles: Es wird Atomwaffen für alle geben.“ Kasachstans Präsident Kassym-Schomart Tokajew wies am Montag das Ansinnen Lukaschenkos zurück.

Bei Angriffen im Westen der Ukraine wurde nach Behördenangaben in der Nacht zum Montag eine Militäreinrichtung getroffen. Dabei seien in der Stadt Chmelnyzkyj fünf Flugzeuge beschädigt worden.

Aus Moskau hieß es, beim Angriff auf ein ukrainisches Flugfeld seien „alle zugeteilten Ziele zerstört“ worden. Die Streitkräfte hätten „präzisionsgelenkte Luft-Boden-Langstreckenwaffen“ eingesetzt, erklärte das russische Verteidigungsministerium.

In den vergangenen Wochen war auch russisches Staatsgebiet mehrfach unter Drohnenbeschuss geraten. Am Samstag wurden bei erneutem Beschuss russischer Grenzregionen nach Angaben örtlicher Behörden mindestens zwei Menschen getötet. In der westrussischen Region Pskow wurde ein Verwaltungsgebäude einer Ölpipeline durch mutmaßliche Drohnenangriffe beschädigt.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow warnte derweil angesichts der Debatte um die Lieferung von F-16-Kampfjets an die Ukraine den Westen vor einer „Eskalation“. „Das ist ein Spiel mit dem Feuer. Da gibt es gar keinen Zweifel“, sagte er in einem Fernsehinterview. Lawrow wiederholte die üblichen russischen Vorwürfe, der Westen wolle mit der militärischen Unterstützung der Ukraine Russland „eine strategische Niederlage zufügen“ und sein Land „zerstückeln“. (AFP)