KonjunkturberichtRückgang der Luxemburger Industrieproduktion um 4,7 Prozent

Konjunkturbericht / Rückgang der Luxemburger Industrieproduktion um 4,7 Prozent
 Foto: Editpress/Julien Garroy

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Die Inflation verlangsamt sich, das Problem der Lieferengpässe ist größtenteils passé, aber dennoch konnten sich noch nicht alle Bereiche der Luxemburger Wirtschaft von den Spannungen erholen. Statec liefert in seinem jüngsten Konjunkturbericht Details zum aktuellen Stand der Dinge.

Die Produktion der Luxemburger Industrie verzeichnet im ersten Quartal 2023 einen Rückgang von 4,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zudem würden die Anzeichen aus den Konjunkturumfragen nicht darauf hinweisen, dass sich die Aktivität im zweiten Quartal erholen wird. Das geht aus dem jüngsten Konjunkturbericht des Statec hervor. Der Rückgang sei größtenteils auf vier Bereiche zurückzuführen: die Energieerzeugung und -verteilung (minus 9 Prozent), die Herstellung von Baumaterialien (minus 35 Prozent), die Textilindustrie (minus 15 Prozent) und die Papierindustrie (minus 22 Prozent).

Das Jahr 2022 sei von einem Rückgang in der Metallindustrie geprägt gewesen, doch die Ergebnisse von Anfang 2023 würden zeigen, dass dieser Bereich sich wieder recht deutlich erholt habe. Bei den Glas- und Kunststofferzeugnissen bleibe der Abwärtstrend der Luxemburger Produktion allerdings weiterhin bestehen.

Die Entwicklung der Luxemburger Industrie liege laut Statec weit unter dem Niveau der Eurozone (plus 0,2 Prozent), das allerdings maßgeblich von Deutschland (plus 0,8 Prozent) und Spanien (plus 1,4 Prozent) getragen wurde. Beide Länder hätten von einem Aufschwung der Automobilindustrie profitiert, wohingegen die Ergebnisse der „meisten anderen Länder negativ waren“, so Statec.

Ende der Versorgungsengpässe

Gute Neuigkeiten gibt es allerdings auch: Der sehr starke Anstieg der Erzeugerpreise von vergangenem Jahr hat sich deutlich verlangsamt und sollte sich in den kommenden Monaten weiter fortsetzen, geht aus dem Bericht hervor. Der Preisrückgang sei auf das weitgehende Ende der Versorgungsengpässe zurückzuführen. Im März 2023 betrug der Anstieg im Jahresvergleich noch 10 Prozent und lag damit deutlich unter jenem vom zweiten Quartal 2022 (plus 30 Prozent im Jahresvergleich).

Entwicklung der Rohstoffpreise
Entwicklung der Rohstoffpreise Grafik: Macrobond/Statec

Doch trotz der Erholung des Angebots auf dem Markt bleibt die Nachfrage schwach, teilt Statec mit. Mehr als 50 Prozent der befragten Industriellen hätten mit einer zu geringen Nachfrage zu kämpfen. Im ersten Quartal waren es sogar 60 Prozent. Beim Jahreswechsel 2021/22 waren es mit nur 20 Prozent deutlich weniger.

Im April 2023 lagen die Preise für alle Rohstoffkategorien unter oder nahe an dem Niveau vom Januar 2022, mit einer einzigen Ausnahme: den Edelmetallen. Besonders die Energiepreise sind seit ihrem Höchststand im Juni 2022 deutlich zurückgegangen, was laut Statec wiederum eine Entspannung bei der Energieversorgung in Europa bewirkt hat.

Die Preise für Agrarrohstoffe würden seit der zweiten Jahreshälfte 2022 dazu tendieren, sich auf einem Niveau zu stabilisieren, das in etwa dem von vor dem Ukraine-Krieg entspreche. Industriemetalle hätten hingegen im Vergleich zum Januar 2022 etwa 15 Prozent an Wert verloren. Diese Entwicklung spiegele die derzeit geringe industrielle Nachfrage wider. Dieser Trend könnte sich jedoch mit der Erholung der chinesischen Wirtschaft wieder umkehren, schreibt Statec.

Rückgang der Inflation

Die Inflationsrate für Industriegüter erreichte mit 5,4 Prozent im April 2023 den niedrigsten Stand seit sechs Monaten in Luxemburg. Auch in der Eurozone war die Inflationsrate mit 6,2 Prozent im April niedriger als noch im März 2023 mit 6,6 Prozent. Generell sei sowohl in Luxemburg als auch in der Eurozone im April 2023 eine Verlangsamung der Inflationsrate bei 60 bzw. 74 Prozent der Produkte feststellbar, so Statec. Im Jahr davor verzeichneten hingegen 40 bzw. 26 Prozent der Produkte eine derartige Preisentwicklung.

Bereits seit Ende Dezember sei ein deutlicher Rückgang der Inflation bei Konsumgütern, deren Produktion stark in Lieferketten eingebunden ist, bemerkbar. Die Verlangsamung der Inflation sei zum einen das Ergebnis der Erholung der weltweiten Produktion, zum anderen auch Ergebnis vom Ende der Null-Covid-Politik Chinas. 

Elektro gewinnt an Popularität

Neuzulassungen von Elektroautos und Plug-in-Hybriden in Luxemburg
Neuzulassungen von Elektroautos und Plug-in-Hybriden in Luxemburg Grafik: SNCA/Statec

Luxemburg setzt immer mehr auf Elektromobilität: Die Neuzulassungen von reinen Elektroautos sind nämlich von Januar bis April im Jahresvergleich um mehr als 55 Prozent gestiegen und machten damit fast 20 Prozent aller Neuzulassungen in dem Zeitraum aus, heißt es in dem Bericht. Die Anzahl der Neuzulassungen von Plug-in-Hybriden sei hingegen seit Ende 2020 relativ stabil geblieben. Ihr Marktanteil sei allerdings im Vergleich zu den beiden Vorjahren sogar leicht zurückgegangen und habe in den ersten vier Monaten des Jahres 2023 lediglich 9 Prozent ausgemacht.

Auf europäischer Ebene sei die Entkopplung der Marktanteile von reinen Elektroautos und Plug-in-Hybriden nicht so ausgeprägt wie in Luxemburg. Erstere hätten 2022 einen Marktanteil von 13 und letzte von 10 Prozent gehabt. Die Statistikbehörde glaubt, dass dieser größere Unterschied in Luxemburg möglicherweise auf das Auslaufen der Subventionen für Plug-in-Hybride Ende 2021 zurückzuführen ist.

Vergabe von Immobilienkrediten

Beantragte und abgelehnte Immobilienkredite in Luxemburg
Beantragte und abgelehnte Immobilienkredite in Luxemburg Grafik: BCE/Statec

Die Hypothekenzinsen in Luxemburg sind seit 2022 stark angestiegen: Anfang 2023 verzeichneten sie einen Anstieg von mehr als zwei Prozentpunkten innerhalb nur eines Jahres. Darüber hinaus verschärften die Banken ihre Bedingungen für die Vergabe von Wohnungsbaukrediten – ein Trend, der sich mit der Gesundheitskrise ankündigte und sich seitdem weiter verstärkt hat.

Dass diese Entwicklungen nicht ohne Folgen an den Haushalten vorbeigehen, liegt auf der Hand. Einerseits wird die Kreditfähigkeit der Haushalte geschmälert, andererseits veranlassen sie Interessierte dazu, ihren Immobilienkauf auf einen Zeitpunkt zu vertagen, an dem die Zinsen wieder sinken (laut Statec voraussichtlich 2024).

Banken würden hierzulande von einem Rückgang der Anträge auf Immobilienkredite berichten. Gleichzeitig steige auch der Anteil aller abgelehnten Kreditanträge bei den sieben von Statec befragten Banken. Demnach seien die neu vergebenen Immobilienkredite an Haushalte im ersten Quartal 2023 im Jahresvergleich um zirka 35 Prozent zurückgegangen.

Die in Luxemburg heimischen Immobilienfonds machen 5 Prozent aller verwalteten Nicht-Geldmarktfonds und 13 Prozent der europäischen Immobilienfonds aus, heißt es in dem Bericht. Das Vermögen dieser Fonds habe sich in Luxemburg zwischen 2012 und 2021 versechsfacht (im Euroraum verdreifacht), gehe jedoch seit Ende 2022 stark zurück: minus 13 Milliarden zwischen September 2022 und März 2023. Die schlechten Aussichten für den Immobilienmarkt und der massive Abzug britischer Gelder hätten die Europäische Zentralbank dazu veranlasst, die Lage auf dem Immobilienmarkt zu analysieren und die Verwaltungsgesellschaften dazu zu drängen, ihre Instrumente zur Liquiditätssteuerung zu verstärken, um das Risiko einer Störung der Finanzstabilität zu begrenzen.

Grober J-P.
24. Mai 2023 - 9.44

Wir wollten auch mal Hotel Mama schliessen, leider ist uns die EZB dazwischen gekommen.