EditorialLasst die Spiele beginnen: Warum die JPEE noch nicht ausgedient haben

Editorial / Lasst die Spiele beginnen: Warum die JPEE noch nicht ausgedient haben
 Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Die Taschen sind gepackt, die letzten Vorbereitungen laufen. Für einige COSL-Sportler stellt die Turnierwoche auf der Mittelmeerinsel Malta kommende Woche möglicherweise einen Karrierehöhepunkt dar, Topathleten dagegen nehmen weiterhin, wie selbstverständlich, aus Ideologie-Gründen und einer Art nationaler Bewusstseinsverpflichtung am Multisport-Event teil.

Eine Daseinsberechtigung müssen die Spiele der kleinen Staaten aber auch bei ihrer 19. Ausgabe (seit der Premiere 1985) immer noch liefern. Denn inzwischen sind Probleme sogar hausgemacht. So weigerte sich der diesjährige Gastgeber, die Schwimm-Wettkämpfe beim internationalen Verband (World Aquatics) anzumelden. Konkret bedeutet das für die Athleten: Geschwommene Zeiten werden nicht für internationale Qualifikationsnormen gewertet. Ein einziges – kostenloses – Dokument wäre nötig gewesen, um diese absolut gängige Formalität zu erledigen. Selbst der Druck von anderen Olympischen Komitees, darunter den Luxemburger Vertretern, half nicht. Dabei stellte beispielsweise eine Olympia-Qualifikation von Raphaël Stacchiotti 2015 auf Island das Highlight der kompletten Woche dar. Und ausgerechnet bei den JPEE 2003 auf Malta sicherte sich der heutige Delegationschef Alwin de Prins sein Ticket für die Olympischen Spiele in Athen.

Unverständliche Alleingänge von organisierenden Nationen helfen sicherlich nicht, die Außendarstellung der JPEE aufzuwerten. Es ist den FLNS-Schwimmern hoch anzurechnen, dass sie so kurz vor Ende der Qualifikationsfrist überhaupt zum Wettkampf reisen, statt anderswo zu versuchen, Bestleistungen abzurufen – besonders, da sie auf einigen Strecken noch gegeneinander konkurrieren. Es handelt sich um das erste Mal in der Geschichte der Spiele der kleinen Staaten, dass der Organisator sein Meeting nicht als „Qualifying-Event“ angemeldet hat. Wiederholt sich so ein skandalöser Vorgang, werden in Zukunft immer wenige Elitesportler Interesse an einer Teilnahme zeigen. 

Doch ganz besonders der Mannschaftssport scheint um eine gesicherte JPEE-Zukunft bangen zu müssen. Island wird diesmal aus finanziellen Gründen keine Basketball-Mannschaften in die maltesische Sonne entsenden. Lange stand das Turnier auf der Kippe, da nicht feststand, ob Montenegro dabei sein würde. Während der diplomatische Zwischenfall der Schwimmer sehr einfach zu lösen wäre, gibt es beim Thema Kollektivsport kein Allheilmittel, das die Kosten senken könnte. Es scheint, als hätte es das Kleinstaatenspektakel schwer, nach der Zwangsabsage 2021 wieder auf Kurs zu kommen.

Die 19. Ausgabe steht daher unter ganz besonderer Beobachtung. Nur durch ein hohes Qualitätsniveau können sich die Spiele weiterhin vermarkten, attraktiv bleiben und Interesse generieren – und dadurch ihre eigene Zukunft sichern. Logisch also, dass selbst das COSL einige Qualifikationsnormen nach oben revidiert hat. Je ansprechender die Wettkämpfe, umso bedeutender bleibt das Multisportevent für alle Teilnehmer. Besonders für diejenigen, die seit Monaten darauf hintrainiert haben.