Zu Ehren von Etienne LenoirDer Luxemburger, der den ersten Verbrennungsmotor baute

Zu Ehren von Etienne Lenoir / Der Luxemburger, der den ersten Verbrennungsmotor baute
Eine nachgebaute Variante von Lenoirs patentiertem Verbrennungsmotor ist im LTETT ausgestellt Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Am Dienstagabend hatten sich rund 130 Technikbegeisterte im „Lycée technique d’Ettelbruck“ (LTETT) eingefunden, um an einer Feierstunde zu Ehren von Etienne Lenoir teilzunehmen. Der Höhepunkt des Abends, der in Zusammenarbeit mit der Stiftung Etienne Lenoir organisiert wurde, bestand darin, dass ein Nachbau des von Lenoir 1859 gebauten und 1860 patentierten Verbrennungsmotors in Gang gesetzt wurde.

Wer war eigentlich dieser Lenoir, der den weltweit ersten Verbrennungsmotor baute? Darüber gaben am Dienstabend sowohl der frühere Direktor des LTETT, Francis Schartz, als auch Paul Claude, früherer Lehrer am gleichen Lyzeum, Aufschluss. Dieser in Luxemburg nicht so bekannte Etienne Lenoir wurde am 12. Januar 1822 in Mussy-la-Ville geboren. Diese Ortschaft, auf Luxemburgisch Mitzeg genannt, lag im Kanton Virton, der damals noch zu Luxemburg gehörte. Lenoir hatte somit die luxemburgische Nationalität.

Im Alter von 16 Jahren zog es Jean-Joseph Etienne Lenoir nach Paris. Er bewältigte die Strecke zu Fuß. Unterwegs half er bei Landwirten als Knecht aus und in Paris angekommen fand er 1838 eine Anstellung als „Garçon“ in einer Herberge. In seiner Freizeit tüftelte der Mann im Keller seines Arbeitgebers herum und besuchte kostenlose Kurse an einer technischen Schule.

Bereits in seinen jungen Jahren konnte Lenoir eine große Anzahl an Patenten anmelden. Bis zu seinem Tod im August 1900 sollten es insgesamt 81 werden. So richtig bekannt wurde er aber durch den Bau des ersten Verbrennungsmotors. Er stellte damals fest, dass eine Weiterentwicklung der Dampfmaschinen keinen Sinn machte beziehungsweise unmöglich war, und so beschloss er, seine Idee für einen mit einem Gemisch aus Wasserstoff (den er aus dem Stadtgas gewann) und Sauerstoff betriebenen und nach dem Knallgasprinzip funktionierenden Verbrennungsmotor in die Realität umzusetzen.

Er wollte damals eigentlich einen Motor für das Bewegen von Fahrzeugen bauen, doch Stadtgas konnte schlecht mitgeführt werden, und so baute er zuerst einen stationären Motor. Im Nachhinein wurden etwa 500 dieser Motoren gebaut, die hauptsächlich in großen Unternehmen zum Einsatz kamen und dort die viel Platz verschlingenden Dampfmaschinen ersetzten.

Doch die Idee eines Fahrzeugmotors ließ ihn nicht los. 1893 sollte es dann so weit sein. Er baute einen mit Flüssiggas betriebenen Motor in ein dreirädriges Gefährt ein, dem er den Namen Hippomobil gab. Dieses Mobil, das bis auf 6 km/h „beschleunigen“ konnte, kannte jedoch keinen großen Erfolg. Und dennoch spricht man heute davon, dass dies wohl weltweit das erste Automobil war. Lenoirs Grundideen wurden Jahre später von den deutschen Ingenieuren Otto und Langen aufgegriffen, die den Viertakt-Motor erfanden.

Am 4. August wurde Etienne Lenoir auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise zu Grabe getragen. Die Luxemburger „Fondation Etienne Lenoir“ (siehe untenstehenden Kasten) sorgt dafür, dass dieser ideenreiche Erfinder nicht in Vergessenheit gerät.

Nachbau des Lenoir-Motors

Nach einem Film über den Nachbau des 1860 patentierten ersten Verbrennungsmotors, an dem sich sowohl belgische, französische, deutsche als auch luxemburgische Firmen (wie z.B. Ameco aus Bissen) und technische Schulen (wie z.B. das „Institut Etienne Lenoir“ aus Arlon oder auch das Lycée Belval) beteiligten, konnte der im Eingang des LTETT ausgestellte Nachbau in Gang gesetzt werden. Guy Bolmer, früherer Lehrer am „Lycée technique agricole“, erläuterte die Funktionsweise dieses Motors, der, vereinfacht ausgedrückt, aus einem Zylinder, einem Kolben, einer Pleuelstange, einer Kurbelwelle, einem Schwungrad, zwei „Schubläden“, einer Spule und zwei Zündkerzen besteht.

Die beiden Schubläden transportieren das Gas-Sauerstoffgemisch abwechselnd zur Brennkammer oberhalb des Kolben, wo es dann dank der Ruhmkopf-Spule und der Zündkerzen zur Explosion kommt, die den Kolben in Bewegung setzt. Auf dem Weg zurück zu ihrer Anfangsposition transportieren die genannten Schubläden ebenfalls abwechselnd die Abgase nach außen.

Es sei abschließend noch erwähnt, dass Marie-Anne Huberty, Nathalie Lavandier, Georges Reding und Laurent Winkin für den musikalischen Rahmen der Feierstunde im LTETT, die sehr informationsreich war, verantwortlich zeichneten.

Die Stiftung Etienne Lenoir

Am 28. Januar 1978 wurde der Freundeskreis für historische Fahrzeuge („Amicale de la voiture historique“) von sieben Mitgliedern und dem Luxemburger Automobilclub gegründet. Die Ziele dieses Freundeskreises waren Studienreisen, der Aufbau einer technischen Bibliothek, Ausfahrten mit historischen Fahrzeugen und Abende zu technischen Themen.
1979 entstand die Idee, das erste in Luxemburg zugelassene Automobil, ein Benz-Velo, nachzubauen. Die Replik des Autos wurde am 3. Juli 1986 anlässlich des 100. Jahrestages der ersten Ausfahrt von Carl Benz auf seinem Dreirad in Mannheim am 3. Juli 1886 beim Mercedes-Benz-Händler (Garage Meris) und bei Goodyear in Colmar-Berg vorgestellt. Der Benz-Velo-Wagen wurde anschließend vielerorts ausgestellt (Technisches Gymnasium, Straßenbahnmuseum in Luxemburg, ACL …).

Auf Initiative von Germain Steichen wurde am 24. November 1987 die Stiftung Etienne Lenoir von 37 Gründern ins Leben gerufen. Diese Stiftung hatte folgende Ziele:
1. die technische Kultur in ihren verschiedensten Aspekten zu verteidigen;
2. die Durchführung und Verbreitung von Arbeiten enzyklopädischer und praktischer Natur zu technischen Themen zu fördern;
3. die Sammlung, den Erwerb, die Nutzung und die Erhaltung von Objekten zu organisieren, die wichtige Etappen der technischen Entwicklung markiert haben und zur Mobilität des Menschen beitragen, insbesondere Motoren, selbstfahrende Fahrzeuge, Automobile, Motorräder, Flugzeuge;
4. das Sammeln und Verwalten von Gütern und Geldern im Interesse des oben genannten Programms.

Im Jahr 2017 dann wurde mit dem Wiederaufbau des berühmten Etienne-Lenoir-Motors ein weiteres Projekt gestartet. Dabei handelte es sich um den ersten mit Leuchtgas betriebenen Verbrennungsmotor. Die Rekonstruktion des Motors erfolgte auf der Grundlage technischer Pläne, die vom „Institut Etienne Lenoir“ in Arlon anlässlich der Feierlichkeiten zum 125. Geburtstag des Lenoir-Motors (8. September 1985) erstellt worden waren. Fast alle Teile des rekonstruierten Motors wurden in Luxemburg gefertigt.(Quelle: www.fondationlenoir.com)

Jemp
31. März 2023 - 19.22

haha, "Ruhmkopf-Spule"! Der Mann hiess "Rühmkorff" trank keinen Rhum, war ganz klar im Kopf und erfand den Rühmkorff-Funkeninduktor.

Emile
31. März 2023 - 15.33

Wann dat haut wär géifen déi Gréng dee genialen E. Lenoir verdamen, asperren, an all seng Dokumenter a Skizzen vernichten.