Bitte einsteigen!Grüße aus dem Zug: Ein Plädoyer für den öffentlichen Transport

Bitte einsteigen! / Grüße aus dem Zug: Ein Plädoyer für den öffentlichen Transport
 Foto: Editpress/Alain Rischard

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„Bitte einsteigen!“

So heißt unsere Artikelserie zum öffentlichen Personenverkehr in Luxemburg. Das Tageblatt hat mit Interviews, Selbsttests und Analysen alle denkbaren Aspekte des öffentlichen Transports beleuchtet, um herauszufinden, wie gut Bus, Bahn und Co. im Großherzogtum funktionieren. Die elf Artikel können Sie auf Tageblatt.lu nachlesen.

Diese Zeilen werden gerade im Zug geschrieben. Von der eigenen Haustür in Esch bis zum Ziel, dem Kongresszentrum in Kirchberg, braucht es mit dem Fahrrad, dem Zug und der Tram eine knappe Stunde. Im Berufsverkehr ist das Auto nicht schneller und vor allem auch nicht billiger. Und im Vergleich zur Fahrt im Pkw ist die Anreise keine verlorene Zeit, denn im Zug lässt es sich gut am Laptop arbeiten. Die Tram dagegen bietet Zeit zur Vorbereitung auf die Konferenz. Sie merken, worauf ich hinaus will?

Seitdem das Bus- und Bahnfahren in Luxemburg gratis ist, habe ich meine Mobilitätsgewohnheiten komplett umgestellt und dabei schnell gemerkt, dass der öffentliche Transport hierzulande allen Unkenrufen zum Trotz schon jetzt eine bemerkenswerte Qualität hat. Zumindest in den Ballungszentren des Südens und in der Hauptstadt, wo ich in erster Linie unterwegs bin. Es ist nicht so, dass ich mir zuvor keine Fahrkarte leisten konnte, doch wollte ich mir nie Gedanken darüber machen, welches Ticket ich für welche Fahrt brauche.

Allerdings muss ich auch zugeben, dass es in den letzten drei Jahren noch nie schiefging. Ich also noch keinen Termin, keine Pressekonferenz und kein Interview wegen eines ausgefallenen Zuges oder eines verspäteten Busses verpasst habe. Bekannte dagegen berichten regelmäßig von Probleme mit der Zuverlässigkeit. Hatte ich bisher also nur Glück? Mag sein. Schade, dass es keine verlässliche und vollständige Statistiken zu Verspätungen im Busnetz gibt.

Trotzdem spricht meine Erfahrung für den öffentlichen Transport. Im städtischen Raum kann man sich durchaus auf ihn verlassen. Komplizierter wird es, wenn es in den Norden des Landes geht. Dort kann kein Bus mit dem Auto mithalten, das schafft lediglich der Zug. Weshalb die Tunnelprobleme an der Nordstrecke momentan auch dramatische Auswirkungen haben. Denn sie dauern jetzt schon so lange an, dass sich die Menschen vom öffentlichen Transport abwenden.

Das darf nicht geschehen, will Luxemburg ernsthaft den Klimaschutz vorantreiben und seine Mobilitätsprobleme lösen. Nachdem im Verkehrsministerium jahrzehntelang in dieser Hinsicht geschlafen wurde, ist mit der blau-rot-grünen Koalition ein Paradigmenwechsel erfolgt. Mit massiven Investitionen in die Infrastruktur wird dem alltäglichen Verkehrsinfarkt der Kampf angesagt. Der nationale Mobilitätsplan 2035 formuliert klare Ziele und zeichnet den Weg dorthin vor. Dafür und für den kostenlosen Transport beneidet man uns im Ausland, wie auf dem Mobilitätskongress Anfang der Woche deutlich wurde. Gratis ist dabei nicht das Wichtigste, die Qualität muss stimmen.

Meine Erfahrung zeigt bis jetzt, dass der Weg der richtige ist. Probieren Sie es aus. Es gibt mit der Mobilitäts-App ein leistungsstarkes Werkzeug zur Planung aller Wege. Denn der öffentliche Transport ist nicht nur etwas für Menschen, die kein Auto besitzen. Er schont die Umwelt, das Portemonnaie und in den meisten Fällen auch die Nerven.


„Bitte einsteigen!“

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