ForumRobert Goebbels: Vegetarier sind keine Nazis, Fleischesser keine Stalinisten

Forum / Robert Goebbels: Vegetarier sind keine Nazis, Fleischesser keine Stalinisten
Luxemburgische Idylle: Biodiversität – und damit der Erhalt von Lebensräumen – ist anzustreben Foto: Editpress/Julien Garroy

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Robert Goebbels antwortet auf die Antwort auf einen seiner Beiträge. Er sei kein „rechter Kulturkämpfer“ schreibt Goebbels. Gegen Kritik sei nichts einzuwenden, aber mundtot lasse er sich nicht machen, so der ehemalige LSAP-Minister.

Im Tageblatt vom 18./19. März 2023 versucht ein sogenannter „Aktivist“, mich als rechter Kulturkämpfer zu disqualifizieren. Weil ich in meinem Artikel vom 13. März daran erinnerte, dass der Führer Adolf Hitler schon 1937 seine osteuropäischen Kriegsziele damit begründete, Deutschland benötige mehr „Lebensraum“, mehr „landwirtschaftlich nutzbare Territorien“. Der deutsche Boden zeige „bereits Anzeichen einer Abnutzung durch den Einsatz von künstlichen Düngemitteln“.

Dennoch wurde die verkleinerte Bundesrepublik trotz angeblicher Abnutzung der Böden zu einem wichtigen Agrarexportland. Mit meinem Rückgriff auf diese historische Tatsache wollte ich nur belegen, dass die vorgeschlagene EU-Verordnung zur „Wiederherstellung der Natur“ mit ähnlich falschen Argumenten operiert wie damals der „Führer“.

Damit unterstelle ich keineswegs, dass die EU-Bürokratie „nazistisch“ angehaucht wäre. Noch dass Verfechter von Bio-Landwirtschaft und Gegner von künstlicher Düngung sich an Hitlers „Blut und Boden“-Theorien inspirieren.

Mein Kritiker „gendert“ auf Luxemburgisch. Das ist sein gutes Recht. Selbst wenn in meinen Augen die „Gender*Sterne“ zu einer „Stotter*Sprache“ führen, welche dem berechtigten Kampf der Frauen für Gleichstellung und Chancen-Gerechtigkeit nicht nutzt.

Der Duden erlaubt neuerdings neben dem „Bösewicht“ auch die „Bösewichtin“. Welcher Fortschritt damit verbunden ist, bleibt mir schleierhaft. Ist es der Emanzipation der Frauen wirklich dienlich, wenn „der Dummkopf“ gendergerecht zur „Dummköpfin“ wird? Wie ist es mit anderen männlichen Schimpfworten? Etwa dem maskulinen „A*loch“?

Besser als das „Gendern“ sind konkrete Maßnahmen. Das von Frauen-Ministerin Lydia Mutsch getragene Gesetz von 2016 über „gleichen Lohn für gleiche Arbeit für alle“ hat voll durchgeschlagen. Seitdem ist die Lohn-Diskriminierung der Frauen hierzulande glücklicherweise Vergangenheit.

Besser noch. Da die fleißigeren Frauen mehr Diplome erwerben als manche Männer, ist laut Statec das Median-Einkommen der Frauen seit drei Jahren höher als dasjenige der Männer. Neuerdings ist selbst der durchschnittliche Stundenlohn für Frauen höher als für Männer. Das sind reale Fortschritte, ohne *Sternchen*!

Welcher Artenschutz?

Doch zurück zu meinen Aussagen zum Artenschutz. Laut dem selbsternannten „Aktivisten“ gehörten diese in die Schmuddelecke der „konservative bis riets(extreme) Politiker*inne“.

In meinen Augen ist die Rückkehr der Biber in die europäischen Gewässer eher ein Zeichen von mehr Biodiversität als von Artenschwund. Ich empfehle dazu die Lektüre von „Comeback der Biber“ von Josef Reichholf. Deren Ausrottung in Teilen Europas teilweise darauf zurückzuführen war, dass ein päpstliches Edikt die Biber wegen ihrer Schwanzschuppen zu Fischen erklärt hatte. „Damit, so Reichholf, waren sie als Fastenspeise erlaubt.“

Laut „Säugetiere Luxemburgs“ von Laurent Schley und Jan Herr umfassen Fledertiere „rund ein Fünftel aller Säugetierarten weltweit“.

Während „in Europa insgesamt knapp 40 Arten vorkommen, konnten im kleinen Luxemburg bis jetzt immerhin 21 Arten nachgewiesen werden“. Manche Arten mögen selten sein, etwa die „Große Hufeisennase“, dennoch gibt es überall Fledertier-Kolonien. Sonst könnten sich sogenannte Bürgerinitiativen, die ein ihnen nicht genehmes Bauprojekt verhindern wollen, etwa den Bau eines Flüchtlingsheimes bei Steinfort, eines Sporthotels bei Rodange oder einer Fußgänger-Brücke über Neudorf, nicht auf den angeblich notwendigen Schutz von Fledermaus-Populationen berufen.

Biodiversität – und damit der Erhalt von Lebensräumen – ist anzustreben. Doch die von der EU-Kommission gewollte „Rückkehr“ zu welcher (?) Natur ist eine Illusion. Laut dem Biologen Reichholf tragen „mehr als 95 Prozent der mitteleuropäischen Landschaften nicht mehr das natürliche, standortgemäße Pflanzenkleid“. Dennoch kommen „auf den Bestand bezogen, in der Stadt mehr Jungvögel durch als draußen in der Flur oder im Wald“. „Natur, die sich selbst überlassen blieb, verarmte, während die von Menschen gestaltete positiv abschneidet.“ Wie hierzulande die Baggerweiher bei Remerschen oder die ehemaligen Tagebauminen im Süden des Landes belegen.

Reichholf wendet sich ebenfalls gegen das so populäre Düngung-Bashing der Bauern: „Die landwirtschaftliche Bodennutzung war früher, etwa im 19. Jahrhundert, vor der umfassenden Mineraldüngung, weit intensiver als heute. Sie entzog dem Boden mehr Nährstoffe als sie zurückgab. Großräumige Ausmagerung der Böden war die Folge.“

Hitler lag also falsch mit seinen „Blut und Boden“-Theorien. Wie die grünen Aktivisten mit ihrer „Vergötterung“ der Natur. Wobei ich nicht unterstellen will, „Ökolandwirt*innen“ oder „Ëmweltaktivist*innen“ würden „nazistische Gedankengut“ verfolgen.

„Mutter Erde“-Romantik

Tatsache bleibt jedoch, dass das Hitler-Regime in der deutschen Tradition der von Johann Gottfried Herder besungenen „Mutter Erde“ eingebettet war. Vor dem Kriegsbeginn erließen die Nazis einige Gesetze, die selbst von heute aus gesehen „fortschrittlich“ waren. Der Philosoph Luc Ferry hebt in seinem Buch „Des Animaux et des Hommes“ hervor, dass das „Tierschutzgesetz“ vom 24. November 1933 und das „Naturschutzgesetz“ vom 1. Juli 1935 sehr modern waren. Obwohl gezeichnet vom deutschen „romantisme et ses prolongements dans le national socialisme et dans l’écologie fondamentale“.

In „Le Brun et le Vert“ zeichnet der frühere Le Monde-Journalist Philippe Simonnot erstaunliche Parallelen zwischen dem Diskurs einiger Nazi-Größen und jenem der Aktivisten von beispielsweise „Last Generation“. In „Mein Kampf“ liest man auf Seite 314: „Indem der Mensch versucht, sich gegen die eiserne Logik der Natur aufzubäumen, gerät er in Kampf mit den Grundsätzen, denen er selbst sein Dasein als Mensch verdankt. So muss sein Handeln gegen die Natur zu seinem eigenen Untergang führen.“

Die realen Probleme der Menschheit sind nicht mit immer mehr Verboten, mit einer immer größeren ideologischen Bevormundung zu lösen

Der Natur- und Tier-Freund Hitler erklärte 1935: „Im neuen Reich darf kein Platz mehr sein für Grausamkeiten gegenüber den Tieren.“ Der Führer, der diese Prinzipien leider nicht auf die Menschen ausdehnte, war nicht allein mit seiner Naturverbundenheit. Göring erklärte beispielsweise: „Das deutsche Volk und der deutsche Wald sind eins und dasselbe.“ Reichsführer-SS Himmler war ein Anhänger der biologisch-dynamischen Landwirtschaft des Rudolf Steiner. Hitlers Landgut am Obersalzberg verfügte schon 1937 über biodynamisch bestellten Gemüseanbau. Himmler ließ solche Anlagen gar neben Konzentrationslagern zur „gesunden Verpflegung“ der KZ-Wächter errichten. In Ravensbrück, in Dachau und selbst in Auschwitz mussten Gefangene die Biogärten bestellen. Bekamen aber selbst nur Fraß. Walfisch-Fleisch gehörte manchmal zur kargen Verpflegung.

Hitler war Vegetarier. Das heißt selbstverständlich nicht, dass Vegetarier oder Veganer verkappte Nazis sind. Stalin war Fleischesser. Was die heutigen Fleischkonsumenten nicht zu stalinistischen Verbrechern macht.

Jeder soll auf seine Fasson satt werden. Doch wende ich mich gegen jene Missionierung, die zum Beispiel für fleischfreie Tage in Schulkantinen oder Altersheimen eintritt.

Die realen Probleme der Menschheit sind nicht mit immer mehr Verboten, mit einer immer größeren ideologischen Bevormundung zu lösen. Die freie Meinungsäußerung ist in Gefahr. Weshalb sonst schreibt der mich kritisierende Aktivist, die LSAP müsste sich von meinen Aussagen distanzieren? In der Hoffnung, mich mundtot zu machen?

Meine freien und manchen vielleicht unbequemen Beiträge sind keine Stellungnahmen der LSAP. Ich trug zwar im letzten Jahrhundert Regierungsverantwortung für meine Partei. Besitze jedoch kein Mandat mehr in der LSAP und vertrete nur meine persönlichen Ansichten. Ob diese gefallen oder nicht. Man darf mich selbstverständlich kritisieren. Doch sind meine Beiträge immer belegt.

Robert Goebbels ist ehemaliger LSAP-Minister und Europaabgeordneter
Robert Goebbels ist ehemaliger LSAP-Minister und Europaabgeordneter Foto: Editpress/Didier Sylvestre
trotinette josi
2. April 2023 - 11.12

Der Besserwisser hat wieder zugeschlagen!

Tarchamps
31. März 2023 - 15.01

Holland ist mit einem 10tel der Bauern und einem 5tel der Anbau-Flach Deutschland Nummer 2 beim Agrarexport weltweit, hinter den USA. Deutschland hat zu viele Hobbybauern, genau wie hier. Die müssen weg.

JJ
30. März 2023 - 8.32

@Leila, aggressiv und unfähig eine Diskussion zu führen,wie immer. Lassen wir's dabei.

Robert Hottua
29. März 2023 - 19.16

Guten Tag Herr Goebbels, "Mein Kampf" erschien 1925. Der menschenfeindliche, aggressiv-größenwahnsinnige Inhalt war also den wortgewaltigen Schreibtischtätigen des päpstlichen "Luxemburger Wortes", die meine katholischen Eltern ab 1933 zu kollaborationsbegeisterten willigen Helfern des neuen raubtierhaften Reichs machten, bewußt. Herr Goebbels, wurde der allumfassenden katholischen Bejahung des Autoritätsgedankens des Faschismus und des Nationalsozialismus in Luxemburg Kritik entgegengebracht? Was wurde bisher von politischer Seite aus getan, um die Ursachen und die Konsequenzen dieser Bejahung zu untersuchen? MfG Robert Hottua

Leila
29. März 2023 - 18.32

"nur er soll die anderen in Ruhe lassen..." gilt jedoch nur für die "anderen", nicht aber für JJ, denn bei jeder sich bietenden Gelegenheit, passend oder nicht, reitet er darauf herum. Das "A...loch" ist weder maskulin noch feminin, sondern sächlich, um beim Artikel zu bleiben (ich bin nicht der Korrektor). Gendern muss aus unsäglicher Langeweile entstanden sein, wie wäre sonst so ein Riesenblödsinn möglich?

JJ
29. März 2023 - 16.18

Bravo Herr Goebbels. Die Aktivisten und Ultras aller Couleur haben immer Recht.Das ist ihr Problem. Es ist wie mit Religionen.Jeder kann glauben was er will,nur er soll die anderen in Ruhe lassen.