Ukraine-KriegKritik an Putins Plänen für Atomwaffen in Belarus

Ukraine-Krieg / Kritik an Putins Plänen für Atomwaffen in Belarus
Putin und Lukaschenko haben sich darauf geeinigt, russische Atombomben in Belarus zu stationieren Foto: dpa/Sergei Chirikov

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Putins Ankündigung zur Atomwaffen-Stationierung in Belarus löst im Westen Empörung aus. Der Ukraine ist derweil nach eigenen Aussagen eine „Stabilisierung“ der Lage in der umkämpften Stadt Bachmut gelungen

Die Ukraine hat eine deutliche internationale Reaktion auf die Ankündigung Russlands gefordert, Atomwaffen in Belarus zu stationieren. Das ukrainische Außenministerium verlangte am Sonntag in einer Erklärung eine außerordentliche Sitzung des UN-Sicherheitsrats. 

Die Ukraine erwarte „wirksame Schritte“ seitens Großbritanniens, Chinas, der USA und Frankreichs, um die „nukleare Erpressung“ durch Russland zu beenden, erklärte das ukrainische Außenministerium. Kiew appellierte in der Erklärung somit an die vier Staaten, die neben Russland einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat innehaben.

Der Sekretär des ukrainischen Sicherheits- und Verteidigungsrats, Oleksij Danilow, erklärte im Onlinedienst Twitter, der Kreml habe „Belarus als nukleare Geisel genommen“. Die Entscheidung Putins zur Atomwaffen-Stationierung in Belarus steigere „den Grad der negativen Wahrnehmung und der öffentlichen Ablehnung von Russland und Putin in der belarussischen Gesellschaft“.

Am Samstag hatte Putin im russischen Fernsehen erklärt, er habe mit dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko die Stationierung von Atomwaffen auf belarussischem Gebiet vereinbart. Zehn Flugzeuge in Belarus seien bereits für den Einsatz taktischer Atomwaffen ausgerüstet. Zudem habe Moskau Iskander-Raketen an Belarus geliefert.

Putin: Briten sind schuld

An der nun geplanten Stationierung sei „nichts Ungewöhnliches“, die USA stationierten seit langer Zeit taktische Atomwaffen auf dem Gebiet ihrer Verbündeten, sagte Putin. Putin sagte während seiner Ankündigung zudem, die Verlegung von Atomwaffen nach Belarus stelle keine Verletzung von Russlands „Abkommen zur Nicht-Verbreitung von Atomwaffen“ dar. Der ukrainische Präsidentenberater Michailo Podoljak erklärte hingegen, Russland verletze damit den Atomwaffensperrvertrag.

Putin begründete seine Entscheidung mit der am vergangenen Montag von der britischen Vize-Verteidigungsministerin Annabel Goldie verkündeten Absicht, panzerbrechende Munition mit angereichertem Uran an die Ukraine zu liefern. Er drohte, auch russische Streitkräfte mit dieser Art von Geschossen zu beliefern, falls Kiew diese erhalten sollte. Russland habe, „ohne zu übertreiben, Hunderttausende solcher Geschosse“.

Auf dem Schlachtfeld im Osten des Landes gelang ukrainischen Streitkräften indes nach eigenen Angaben eine „Stabilisierung“ der Lage in der heftig umkämpften Stadt Bachmut. Dies gelinge dank „enormer Anstrengungen der Verteidigungskräfte“, erklärte der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Walerij Saluschnyi, im Onlinedienst Facebook.

Laut einer am Samstag veröffentlichten Bilanz des britischen Geheimdienstes ist „die russische Offensive auf die Stadt Bachmut in der Region Donbass weitgehend zum Stillstand gekommen“. Dies sei höchstwahrscheinlich vor allem das Ergebnis der extremen Zermürbung der russischen Streitkräfte, hieß es. Doch auch Kiew hat der Bilanz zufolge „schwere menschliche Verluste“ erlitten. Die Schlacht um Bachmut ist die am längsten andauernde der einjährigen russischen Offensive in der Ukraine. 

Die Ukraine verwahrte sich derweil gegen Vorwürfe der UNO, sie habe ebenso wie Russland Kriegsgefangene ohne Gerichtsverfahren willkürlich hingerichtet. Das Außenministerium in Kiew dankte der UN-Mission zur Überwachung der Menschenrechte in der Ukraine am Freitag für ihre Nachforschungen, warnte aber zugleich vor jedem Versuch, „der als Gleichsetzung des Opfers mit dem Aggressor interpretiert werden könnte“. (AFP)