BasketballStabilität als Erfolgsrezept: Arantia-Coach Christophe Ney über die vergangenen drei Jahre

Basketball / Stabilität als Erfolgsrezept: Arantia-Coach Christophe Ney über die vergangenen drei Jahre
Christophe Ney wird nach drei Jahren auf der Trainerbank der Arantia erst einmal eine Pause einlegen Foto: Editpress/Fernand Konnen

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Am Sonntag startet die Arantia in die Play-offs gegen den Pokalsieger Etzella. Für Coach Christophe Ney, der am Mittwoch bei der „Awards Night“ der FLBB zum Trainer des Jahres gekürt wurde, wird nach dieser Saison erst einmal Schluss sein: Vor zwei Wochen hat er mitgeteilt, dass er eine Basketballpause einlegen will. 

Einen Wunschgegner für die Play-offs gab es nicht unbedingt, auch wenn der Felser Trainer froh ist, im Viertelfinale nicht auf Esch zu treffen. „Unser Ziel war es, in der Rückrunde so viele Spiele wie möglich zu gewinnen, um unsere Position in der Tabelle zu verbessern. Leider ist es uns nicht gelungen, uns das Heimrecht zu sichern. Das wäre unser Wunsch gewesen“, so Ney, der die Etzella in der Favoritenrolle sieht. Ney zufolge gilt es vor allem, zwei Stärken der Etzella so gut wie möglich zu unterbinden: „Ziel ist es einerseits, die Ettelbrücker, die die beste Trefferquote aus der Distanz besitzen, zu so wenig wie möglich offenen Würfen kommen zu lassen. Zudem müssen wir ihre Schnellangriffe stoppen.“

In den bisherigen Vergleichen konnten sich beide Mannschaften jeweils einmal behaupten, wobei Ney unterstreicht, dass die Verpflichtung eines dritten Profis bei der Etzella die Aufgabe für Fels erschwert. Auch wenn mit Oleksandr Senchenko ein dritter Non-JICL-Spieler im Kader steht, ist man bei der Arantia bei der Entscheidung, mit zwei Profi-Spielern anzutreten, geblieben: „Wir wollen den Spielern das Vertrauen schenken, mit denen wir in den letzten drei Jahren etwas aufgebaut haben. Die lokalen Spieler sollen von zwei Profis unterstützt werden, die ins Konzept passen. Es kann sein, dass wir mit einem dritten Profi stärker wären, doch man weiß es nicht. Mit einem dritten Profi entsteht ein interner Druck, weil alle zu Einsatzzeit kommen wollen. Dieses Problem haben wir nicht. Die Resultate geben uns jedenfalls recht, denn wir haben die beste Bilanz seit … ich weiß nicht genau, seit wann“, erklärt er mit einem Lachen. 

Die Resultate geben uns jedenfalls recht, denn wir haben die beste Bilanz seit … ich weiß nicht genau, seit wann

Christophe Ney, über die Saison 2022/23

Bei der dritten Play-off-Teilnahme in Folge kann der 45-Jährige im Gegensatz zu den beiden letzten Jahren auf den kompletten Kader zurückgreifen. Vor zwei Jahren im Viertelfinale gegen Düdelingen fehlten Profi-Spieler Duane Johnson sowie Malik Wilson verletzungsbedingt, während vergangenes Jahr einige Spieler krank waren. „Es ist interessant zu sehen, was möglich ist, wenn die Mannschaft komplett ist.“ Auch wenn die Etzella die erfahrenere Mannschaft ist, so hat die Arantia über die letzten Jahre an Erfahrung gewonnen. „Spiele wie das Pokalhalbfinale und Finale vergangenes Jahr haben uns weitergebracht. Ich denke, dass die Spieler und ich als Trainer unsere Lehren aus diesen Begegnungen gezogen haben.“

Eine kleine Erfolgsstory

Egal wie die Saison für die Arantia endet, eines steht jetzt schon fest: Die drei Jahre mit Ney auf der Trainerbank werden als kleine Erfolgsstory in den Vereinsarchiven vermerkt werden. Gab es in den Vorjahren mehrere Höhen und Tiefen, mit zwei Abstiegen 2015 und 2017, so schaffte es Ney, die Arantia im dritten Jahr in Folge in die Play-offs zu führen. Eine große Stabilität ist dabei ein Hauptfaktor: „In den drei Jahren waren beispielsweise lediglich fünf verschiedene Profi-Spieler im Kader (Duane Johnson, Tyrell Sturdivant, JJ Overton, Steven Julien und Daniel Evans), darunter ein Spieler (Daniel Evans), der als Ersatz für den verletzten Overton verpflichtet wurde.“ Zudem wurde der Hauptfokus auf die Defensive gelegt. „Das Engagement war von Anfang an groß. Alle sind mitgezogen. Das hat uns geholfen, eine Identität aufzubauen.“ Mit dem Erreichen des Pokalfinals vergangene Saison hat man zudem eine kleine Euphorie im Verein entfacht, wobei für den Felser Coach das Halbfinale das größte Highlight war: „Es war eines der besten Spiele in den letzten drei Jahren, da wir alles umsetzen konnten, was wir uns vorgenommen hatten. Natürlich ist ein Endspiel emotional gesehen noch etwas anderes, doch die Niederlage bleibt im Hinterkopf.“

Dabei wusste er beim Antritt des Trainerjobs in Fels im Sommer 2020 nicht genau, was ihn erwarten würde, denn es war der erste Trainerjob in der höchsten Liga nach sechs Jahren bei den East Side Pirates in der Nationale 2 und 3. „Das Ganze war Neuland für mich. Zudem war unklar, wie die Mannschaft, mit Spielern, die seit Jahren in der höchsten Liga aktiv sind, mich aufnehmen würden. Das gegenseitige Vertrauen war jedoch von Anfang an vorhanden“, so Ney, der bereits eine erste Anfrage der Arantia in der Saison 2015/16  bekam, als Fels und die East Side Pirates in der Nationale 2 spielten. Es war jedoch nicht der richtige Moment. Der Kontakt mit Rui Nunes und Luc Kirpach blieb bestehen, und so war bei der zweiten Anfrage nach seiner Zeit bei den Pirates der richtige Zeitpunkt gekommen. 

Großer Zeitaufwand

Als Luxemburger Trainer in der nationalen Meisterschaft aktiv zu sein, hat Ney zufolge Vor- und Nachteile: Einerseits kenne man die Strukturen und man verstehe die Mentalität der Spieler, für die der Basketball vielleicht nicht stets absolute Priorität hat. „Ein anderer Vorteil ist, dass man einen ‚richtigen’ Job hat und dadurch andere, vielleicht auch riskantere Entscheidungen treffen kann, da man nicht vom Basketball abhängig ist. Ein großer Nachteil ist natürlich der Zeitaufwand; ein Hauptgrund für die angekündigte Basketballpause. Spiele vorbereiten kann man halt nur abends oder während der Nacht“, erklärt er mit einem Lachen. Ney schließt nicht aus, den Weg zurück zum Basketball zu finden. „Jedoch nicht im August“, wie der ehemalige Spieler von Wasserbillig, Palma Ahn und Nitia Bettemburg lachend betont und hinzufügt: „Ich habe spät angefangen mit dem Basketball, war nicht im Nationalkader und habe nicht viel in der höchsten Liga gespielt, was mich von den meisten luxemburgischen Trainern unterscheidet. Deshalb war noch etwas im Tank übrig. Ich kann mir vorstellen, dass es Spieler gibt, die geeignet wären für eine Trainerkarriere, doch die als Spieler bereits zu viel gegeben haben.“

Doch vor Neys Rücktritt will man als Team noch mal alles geben. „Natürlich ist das im Hinterkopf. Wenn wir verlieren, dann war es das. Andererseits ist jetzt der Moment, um noch einmal alles aus uns herauszuholen. Das sehen die Spieler genauso: Es war überhaupt kein Problem, die Intensität im Training zu halten, auch nachdem feststand, dass die Play-offs gesichert sind. Wir haben eine intensive Vorbereitung auf das Viertelfinale hinter uns. Es bleibt zu hoffen, dass wir das in den Play-offs umsetzen können.“

Programm

Play-off-Viertelfinale (best of three):
1. Spiel, am Samstag:

20.00: Steinsel – Contern
20.15: Esch – Walferdingen
20.15: Düdelingen – Bartringen
Am Sonntag: 
17.15: Ettelbrück – Fels

2. Spiel, Mittwoch, 29. März:
20.00: Bartringen – Düdelingen
20.30: Fels – Ettelbrück
20.45: Contern – Steinsel
Donnerstag, 30. März:
20.00: Walferdingen – Esch

Evtl. Entscheidungsspiel, Samstag, 1. April:
20.00: Steinsel – Contern
Düdelingen – Bartringen (keine Uhrzeit festgelegt)
Sonntag, 2. April: 
16.15: Esch – Walferdingen
17.15: Ettelbrück – Fels