„Contournement Bascharage“Yves Cruchten über die neue Trasse: „Das wirft uns um Jahre zurück“

„Contournement Bascharage“ / Yves Cruchten über die neue Trasse: „Das wirft uns um Jahre zurück“
Yves Cruchten (LSAP): „Das wirft uns um Jahre zurück“ Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Anfang des Monats überraschten die Minister François Bausch und Joëlle Welfring („déi gréng“) mit der Ankündigung einer neuen Variante der Bascharager Umgehungsstraße. Das Dossier entwickelt sich so langsam aber sicher zur unendlichen Geschichte. Sehr zum Ärger der LSAP-Opposition im Käerjenger Gemeinderat.  

Die Umgehungsstraße Bascharage ist das, was man einen Dauerbrenner nennt. Seit der Schaffung der Industriezone „Bommelscheuer“ am Ausgang von Bascharage in Richtung Schouweiler in den 1970er Jahren ist das Thema Umgehungsstraße aktuell. Denn der Verkehr quält sich auf einer einzigen Straße, der N5, durch das Brauereistädtchen, was in Stoßzeiten für einen regelrechten Verkehrskollaps und dementsprechend hohe Luftverschmutzung sowie Lärmbelästigung sorgt.

Im Juli 2018 setzte das Parlament den jahrelangen Auseinandersetzungen um das Projekt ein Ende, indem es dem Bau der 4,2 Kilometer langen Trasse mit großer Mehrheit zustimmte. Die Trasse sollte vom Ortsausgang in Käerjeng bis zur „Collectrice du Sud“ größtenteils auf Sassenheimer Boden verlaufen und dabei u.a. eine Natura-2000-Zone durchqueren. Die Sassenheimer Gemeindeverantwortlichen hatten jahrelang gegen das Vorhaben protestiert, konnten schlussendlich jedoch nichts ausrichten, da es sich im Vorhaben um eine Straße des „öffentlichen Interesses“ handelt, die Zuständigkeit damit alleine beim Staat liegt. Baubeginn der 139 Millionen Euro teuren, zweispurigen Straße sollte Ende 2021 sein. 

Nun ist diese Variante vom Tisch, dafür eine Tunnelvariante vorgesehen, sehr zum Ärger der LSAP-Opposition im Käerjenger Gemeinderat. „Wir sind einerseits maßlos enttäuscht, dass nun fünf Jahre verstrichen sind seit dem Votum in der Abgeordnetenkammer. Diese Ankündigung wirft uns zurück an den Anfang, dabei waren wir guter Dinge, dass die Bagger bald rollen würden“, so Oppositionsführer Yves Cruchten gegenüber dem Tageblatt: „Es ist eine Schande, denn die Einwohner von Bascharage warten seit nunmehr 25 Jahren auf eine dringende Verkehrsentlastung. Andererseits sind wir verwundert über die neuen Möglichkeiten, die uns nun vorgelegt werden.“

In der Tat besteht die nun Anfang des Monats verkündete neue Lösung aus einem 600 bis 700 Meter langen Tunnel, der unter dem Natura-2000-Schutzgebiet hindurchführen soll. Die neue Straße soll direkt die kommunalen Gewerbegebiete „Op Zämer“ und „Robert Steichen“ in Bascharage anbinden, anstatt diese zu umgehen. Yves Cruchten ärgert das maßlos: „Seit 20 Jahren verlangt die LSAP einen Kreisverkehr am Eingang von Bascharage, auf der Höhe der Firma Delphi, dafür sei aber der Platz nicht ausreichend, wurde uns gesagt. Vor etwa 15 Jahren hatten wir vorgeschlagen, den Verkehr vom Bahnhof in die Industriezone umzuleiten, auch das wurde abgelehnt. Vor sieben Jahren hatten wir gefragt, ob die Umgehungsstraße nicht teilweise unterirdisch verlaufen könne. Die Antwort: zu teuer, zu kompliziert. Heute präsentiert uns das Ministerium eine neue Variante, in denen sowohl der Kreisverkehr, die Durchfahrt in der Industriezone und ein längerer Tunnel vorgesehen sind. Was also vor ein paar Jahren unmöglich war, soll nun plötzlich doch gehen. Das ist nicht seriös!“, so der Käerjenger Abgeordnete. 

Am morgigen Freitag wird der Gemeinderat in einer Arbeitssitzung mit den verantwortlichen Beamten der Straßenbauverwaltung und des Ministeriums zusammenkommen. Dabei könnte es hoch hergehen, denn die LSAP hat laut Cruchten einen ganzen Fragenkatalog zusammengestellt. „An erster Stelle wollen wir genau wissen, wieso die geplante Straße nun urplötzlich doch nicht realisiert werden kann. Dann haben wir noch etliche Fragen zur neuen Trasse. Wir hoffen, dass alle unsere Fragen beantwortet werden. Unter dem Strich aber bleibt: Diese Ankündigung wirft uns um Jahre zurück und die Einwohner aus Bascharage und der ganzen Region werden wohl noch länger unter dem Verkehrsaufkommen leiden müssen. Wichtig ist, dass sich die Gemeindepolitik in dieser Sache nicht auseinander treiben lässt, auch wenn dieses Jahr Wahlen anstehen“, so Yves Cruchten abschließend. 

Umgehung Bascharage: die neue Trasse (grün) und die vom Parlament verabschiedete Streckenführung (rot)
Umgehung Bascharage: die neue Trasse (grün) und die vom Parlament verabschiedete Streckenführung (rot) MMTP
Justin Time
23. März 2023 - 16.29

Zu Herrn Cruchtens Aussage „An erster Stelle wollen wir genau wissen, wieso die geplante Straße nun urplötzlich doch nicht realisiert werden kann.“ : Ich nehme einmal an, dass es sich bei „Natura 2000-Schutzzonen“ um privilegiert schützenswerte Gebiete handelt, auf denen man u. A. keine Strassen bauen dürfen sollte. Wer das trotzdem tut, oder solches zu tun plant, schert sich meiner Meinung nach nicht nur einen Dreck um die Umwelt, sondern entwertet dadurch auch die Arbeit derer, die die Einrichtung solcher Zonen ermöglichen, indem dies als sinnloses und unverbindliches Zeug dargestelllt wird. Meine Frage also an Herrn Cruchten ( und andere sich glaubhaft gebende Politiker egal welcher Couleur) : Wie konnte angesichts dessen diese Strassenführung überhaupt geplant werden?