KonjunkturDie Luxemburger Wirtschaft ist 2022 langsamer gewachsen

Konjunktur / Die Luxemburger Wirtschaft ist 2022 langsamer gewachsen
Trotz Krieg in der Ukraine und Energiekrise zeigt sich die Luxemburger Wirtschaft als insgesamt widerstandsfähig Foto: Editpress/Christian Muller

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Trotz der vielen negativen Nachrichten von der Entwicklung der weltweiten Konjunktur ist die nationale Wirtschaft auch 2022 weiter gewachsen – wenn auch langsamer als erwartet. In den kommenden Jahren wird ebenfalls mit Wachstum gerechnet.

Erstmals seit der Finanzkrise von 2008/9 war die Entwicklung der Luxemburger Wirtschaft im Jahr 2020 ins Minus gerutscht. Als Folge des Corona-Stillstands war in dem Jahr ein Rückgang der Wirtschaftsleistung von 0,8 Prozent verzeichnet worden. Danach standen die Zeichen wieder auf Hoffnung: Im Dezember 2021 prognostizierten die Luxemburger Statistiker ein stolzes Wachstum von sieben Prozent für 2021 und eine ebenfalls überaus starke Zuwachsrate von 3,5 Prozent für 2022. Letztendlich hat sich die nationale Wirtschaft im Nach-Corona-Jahr dann auch überaus gut entwickelt. 2021 wurde, mit einem Plus von 5,1 Prozent, die höchste Wachstumsrate seit 2007 verzeichnet.

Im Jahr 2022 war es mit den ganz guten Zahlen dann jedoch jäh vorbei. Erst hatte die globale Wirtschaft mit Schwierigkeiten in den weltweiten Lieferketten zu kämpfen, hinzu kamen dann noch der russische Überfall auf die Ukraine und die dadurch ausgelöste Energiekrise. Trotzdem ist die nationale Wirtschaft nur langsamer gewachsen, jedoch nicht geschrumpft, wie von vielen befürchtet.

Schlechtestes Quartal seit Corona

In den ersten drei Quartalen 2022 war die konjunkturelle Lage insgesamt gut geblieben. Ende September lagen die Zahlen bei einem stolzen Plus von (revidiert) 3,8 Prozent im Jahresvergleich. Angetrieben worden war das Wachstum in den Monaten Juli bis September 2022 vor allem von starken Zuwächsen im Finanzsektor, in den Sektoren Handel/Gastgewerbe, ICT wie auch beim Staat.

In den letzten drei Monaten des Jahres jedoch drehte sich die Situation ins Negative. Verglichen mit dem gleichen Zeitraum des Vorjahres hatten die Statistiker von Statec eine Veränderung des realen BIP um minus 2,2 Prozent gemessen. Besonders schlecht entwickelte sich in den drei letzten Monaten des Jahres der Finanzsektor (minus 6,4 Prozent) und auch die Industrie (minus 6,2 Prozent). Auch in anderen Bereichen, wie etwa im Bauwesen und bei den Unternehmensdienstleistungen, wurden leichte Rückgänge verbucht. Deutlich zulegen konnte hingegen die Entwicklung beim Staat und in einem geringeren Maße auch bei der Landwirtschaft.

Die Entwicklung der Luxemburger Wirtschaftsleistung in den letzten Quartalen: links im Vergleich mit dem Vorquartal, rechts im Vergleich mit dem gleichen Quartal des Vorjahres
Die Entwicklung der Luxemburger Wirtschaftsleistung in den letzten Quartalen: links im Vergleich mit dem Vorquartal, rechts im Vergleich mit dem gleichen Quartal des Vorjahres Screenshot: Statec

Am Ende des Jahres war ein Zuwachs der Wirtschaftsleistung von 1,6 Prozent gemessen worden, wie Statec vor kurzem mitgeteilt hat. Europaweit ist Luxemburg damit jedoch eines der Länder, die mit am langsamsten gewachsen sind.

Prognosen setzen auf leichtes Wachstum

Für die Zukunft bleiben die wirtschaftlichen Erwartungen für Luxemburg eher optimistisch. Statec prognostiziert, wie im Dezember letzten Jahres angekündigt, für das Gesamtjahr 2023 eine Wachstumsrate von 1,5 Prozent. Ende Februar lag die Prognose für das laufende Jahr bereits bei 2,2 Prozent. 2024 könnten es dann noch bessere 3,2 Prozent werden. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet im laufenden Jahr, wie auch für 2024, mit einem Wachstum von 1,5 bis 2 Prozent in Luxemburg.

Auch für Deutschland, Luxemburgs wichtigstem Handelspartner, wird mittlerweile für 2023 nicht mehr mit einer Rezession gerechnet. Das wirtschaftliche Beratungsgremium der Bundesregierung, die sogenannten Wirtschaftsweisen, erwarten nun, anders als in ihrer Herbstprognose, ein leichtes Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent. Außerdem dürfte nach ihrer Prognose die Inflation mit 6,6 Prozent geringer ausfallen als gedacht. Im Herbst waren sie noch von einem Abschwung um 0,2 Prozent und einem Preisanstieg von 7,4 Prozent ausgegangen.

In Luxemburg wurden die Inflationserwartungen für 2023 nach den Beschlüssen der jüngsten Tripartite ebenfalls nach unten korrigiert. Die Luxemburger Statistiker rechnen nun mit einer Preissteigerungsrate von 3,4 Prozent für 2023 und mit einer Rate von 4,8 Prozent für 2024. Im Februar war die Inflationsrate in Luxemburg rückläufig – den fünften Monat in Folge. Mit 4,3 Prozent blieb sie jedoch weiterhin hoch.

Bei der Entwicklung der Arbeitslosenquote wird künftig mit einer leichten Verschlechterung gerechnet: von 4,8 Prozent zum Ende des Jahres 2022 auf leicht über fünf Prozent in den kommenden Jahren. Bereits seit einigen Monaten ist die Quote hierzulande wieder am Steigen.


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