HC BerchemGuden Morgen, Esch und Käerjeng! Wie der Klub zum Titelkandidaten wurde – und welche Rolle Raphael Guden spielt

HC Berchem / Guden Morgen, Esch und Käerjeng! Wie der Klub zum Titelkandidaten wurde – und welche Rolle Raphael Guden spielt
Raphael Guden und der HC Berchem haben sich zu einem ernsthaften Titelkandidaten entwickelt Foto: Editpress/Jeff Lahr

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Spätestens nach dem Sieg über Esch (35:29) am Samstag hat sich der HC Berchem zu einem ernsthaften Konkurrenten um die Meisterschaft entwickelt. Eine der starken Säulen im Team ist Raphael Guden, der seit Januar 2022 wieder in Berchem aktiv ist. 

Titelkandidat, Geheimfavorit oder einfach nur Mannschaft der Stunde? Nach den vergangenen Wochen mischt der HC Berchem wieder oben mit – doch was ist der Klub aus der Gemeinde Roeser denn nun, Raphael Guden? „Ich würde es bei Geheimfavorit belassen“, schmunzelt er. „Das steht uns besser. So haben wir weniger Druck. Ich habe das Gefühl, dass Druck in unserem Land zu schlechteren Leistungen führt. Wir wollen jedes Spiel gewinnen und am Ende schauen wir, was dabei rauskommt.“ 

Phrasen wie diese ist man von Sportlern mittlerweile gewohnt – doch Gulden sagt auch: „Der Titel ist ein Ziel. Wir sind Sportler und wollen immer gewinnen.“ Immerhin ist Berchem als einziges Team im Titel-Play-off noch ungeschlagen. Durch Siege über Esch und Käerjeng ist der Rückstand auf die Tabellenspitze, der zu Beginn der Titelrunde sechs Punkte betrug, auf drei Punkte geschmolzen. 

„Auf dem Papier haben wir eine der stärksten Mannschaften der Liga“, sagt der Nationalspieler. „Dass wir nicht gut in die Saison gestartet sind, weiß jeder. Wir mussten uns an den neuen Trainer und sein Spielsystem gewöhnen.“ Marko Stupar übernahm das Traineramt im Sommer, hat mittlerweile das Team voll im Griff. „Momentan haben wir keinen Spieler, der kein Selbstvertrauen hat. Jeder spielt sein Spiel und jeder, der reinkommt, weiß, wie er der Mannschaft weiterhelfen kann. Wir haben eine große Breite im Kader und können auf allen Positionen ohne Leistungsdifferenzen wechseln.“ 

Ein weiterer Grund für die starken Auftritte der Berchemer ist die Rückkehr von Christos Tatsos, der zu Beginn der Saison verletzt ausfiel. „Er tut uns extrem gut. Als Linkshänder strahlt er vom rechten Rückraum viel mehr Torgefahr aus.“ In Berchem ist weiterhin das Double möglich – denn auch im Pokal ist das Team für das Final Four qualifiziert. „Ich hätte es (das Double) auf jeden Fall gerne“, sagt Guden. 

Gudens Schritt ins Ausland

Guden selbst ist seit Januar 2022 wieder in Berchem aktiv. Zuvor wagte der 22-Jährige den Schritt ins Ausland, wo er Handball und Studium verknüpfen wollte. Er fand mit dem Drittligisten TuS Dansenberg einen Verein im Stadtteil von Kaiserslautern, in Heidelberg begann er sein Bachelor-Studium in Bildungswissenschaften. „Ich hatte mein Studium eher an den Handball angepasst“, erklärt Guden. „Ich wollte nach dem Abitur unbedingt ins Ausland. Leider hatte ich mir das alles anders vorgestellt. Das Umfeld hat nicht so gepasst. Ich habe mir im ersten Testspiel den Meniskus gerissen und danach nicht genug Spielzeit bekommen. In der zweiten Saison lief es besser, doch dann wurde der Trainer, mit dem ich einen sehr guten Austausch hatte, ersetzt. Ich bekam wieder nicht viel Spielzeit.“ 

100 Kilometer pendelte Guden zwischen Heidelberg und Dansenberg. „Ich konnte nichts mit Kommilitonen  machen. Wenn sie irgendwas unternahmen, musste ich abends zum Training. Das war während der Pandemie mental nicht einfach. Ich saß zu Hause, habe nichts gemacht, fuhr dann ins Training und wieder zurück.“ Der HC Berchem erkundigte sich dann in der Nationalmannschaftspause nach dem Handballer – um sich mit dem TuS Dansenberg auf eine Rückkehr zu einigen. 

„Jeder muss hinter mir stehen, so kann ich das Vertrauen mit Leistung zurückgeben. In Berchem kennt mich jeder und sie wissen, was ich kann“, sagt Guden, der sich bei seinem Verein wohlfühlen muss, um Leistung zu zeigen. Zurzeit befindet er sich im fünften Semester, bald steht dann das sechste an. „Ich habe mir die Kurse so gelegt, dass ich morgens hinfahre und abends vor dem Training zurückkomme. Eigentlich sollte es passen, doch wenn nicht, hat der Verein dafür Verständnis.“ Zweieinhalb Stunden dauert immerhin eine Fahrt von Berchem nach Heidelberg. 

Persönlich will Guden nun nach „anständigen Leistungen gegen Käerjeng und Esch“, wie er selbst beschreibt, seinen Körper wieder in Form bringen. Nächste Saison hat er noch Vertrag in Berchem, den er „auf jeden Fall erfüllen wird“. Was dann kommt, lässt er offen. „Ich will es nicht mehr erzwingen, ins Ausland zu gehen. Das Profitum bleibt dennoch weiterhin ein Traum von mir“, erklärt er.