Kayl-Tetingen39,6 Millionen Euro sollen Neubau und Sanierung des Schulcampus Widdem kosten

Kayl-Tetingen / 39,6 Millionen Euro sollen Neubau und Sanierung des Schulcampus Widdem kosten
Bald werden hier die Bagger anrollen Foto: Lucien Montebrusco

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Bald werden 10.000 Menschen in Kayl-Tetingen wohnen. Doch die demografische Entwicklung hat ihren Preis, u.a. für den Schulbereich. Eine Entscheidung im Interesse der zukünftigen Schülerinnen- und Schülergenerationen traf der Gemeinderat am Donnerstag. Der Campus Widdem wird grundlegend renoviert.

Zwar bezweifelte niemand im Gemeinderat die Notwendigkeit, die Schulinfrastruktur auszubauen. Dennoch sorgte das Projekt Ausbau der Mädchenschule auf Widdem am Donnerstag für hitzige Diskussionen. Dabei waren die Vorarbeiten dazu größtenteils bereits unter der vormaligen LSAP-„déi gréng“-Mehrheit geleistet worden. Die neue Führung erweiterte den Neubau um ein drittes Stockwerk, um dem sich abzeichnenden Platzmangel zu begegnen, heißt es. Dem Projekt zufolge wird die bisherige „Mädchenschule“ zurückgebaut, d.h. abgerissen, neu errichtet und erweitert. Die Knabenschule wird saniert.

Eine 2019-2020 durchgeführte Studie über den Bedarf an Schulraum und Betreuungseinrichtungen SEA in den nächsten dreißig Jahren sieht vier Schulkomplexe vor: neben Widdem die Nuel-Schule in Tetingen, die Faubourg-Schule samt Alexandra-Schule und einen zukünftigen Kayl-Nord-Campus, nach dem geplanten Neubauviertel benannt. Jeder Campus wird Schulklassen in den vier Zyklen haben. Derzeit zählt der Campus Widdem 22 Klassen mit 327 Schülern. 238 Kinder sind im SEA eingeschrieben.

Platz für 448 bis 660 Schüler

Das Neubau- und Sanierungsprojekt sieht 28 bis 31 Säle für 448 bis 660 Schüler je nach Klassenbelegung vor. Geplant sind auch ein Sportsaal und ein Dachgarten. Eine Holzhackschnitzel-Anlage versorgt den Neubau mit Wärme; Solarpaneele auf dem Dach produzieren Strom. Die Erweiterung wird parallel zur Altrecht-Straße verlaufen und mit dem neuen Gebäude der Mädchenschule und der Jungenschule u-artig den Pausenhof einfassen. Kosten soll das Ganze rund 39,6 Millionen Euro, wobei 37,2 Millionen Euro auf Abriss und Neubau und 2,4 Millionen Euro auf die Sanierung des Altbaus Jungenschule, das an das Rathaus angebaut ist, entfallen. Eingepreist wurden eine Reserve von fünf Prozent und Preissteigerungen von 7,5 Prozent.

Baubeginn wäre September 2023, vorausgesetzt alles läuft nach Plan bei den Genehmigungsprozeduren und Ausschreibungen. Ende 2027 wäre die neue Schule bezugsfertig. Die Kinder werden in der Zwischenzeit in der alten Faubourg-Schule und der dortigen neuen Annexe unterrichtet, vorausgesetzt die entstehende Erweiterung in Leichtbauweise wird rechtzeitig fertig.

Die Opposition bemängelte die ihrer Meinung nach überstürzte Beschlussfassung. Dem ganzen Projekt hätte man eine eigene Sitzung widmen müssen, um ausgiebig darüber befinden zu können, so Romain Daubenfeld (LSAP). Das Projekt werde die Gemeinde auf Jahre finanziell ausbremsen, sodass andere Projekte nicht realisiert werden könnten, befürchtete er. Er beantragte die Vertagung der Beschlussfassung. Übertriebene Hektik bemängelte auch Marc Lucas („déi gréng“). Wohl stamme das Projekt ursprünglich von der alten Mehrheit, doch sei es in der Zwischenzeit geändert worden. Darüber wolle sie mit ihrer Fraktion reden, so Viviane Petry („déi gréng“).

Man habe das Projekt vom vorigen Schöffenrat übernommen, so Bürgermeister Jean Weiler (CSV). Es stand zu 80 Prozent. Die dritte Etage verteuere wohl das Vorhaben. Man habe jedoch auch wegen der unvorhersehbaren Preisentwicklung im Bausektor einige Reserven eingebaut.

Auf Vorschlag von DP-Rat Patrick Krings wurde die Sitzung unterbrochen. Einen Sinneswandel bei der CSV-DP-Marcel-Humbert-Mehrheit sollte die Pause jedoch nicht bewirken. Eine Vertagung würde lediglich zu einer Verzögerung beim Baubeginn führen, argumentierte Weiler. Das Projekt wurde mit den Mehrheitsstimmen verabschiedet. Die Opposition enthielt sich. Sowohl Bürgermeister Weiler als auch Schöffe Romain Becker (DP) warfen der Opposition „eine Verzögerungspolitik“ vor. Und das ausgerechnet bei einem LSAP-„déi gréng“-Projekt, so Becker. Für beide Oppositionsparteien ergab sich eine recht unbequeme Situation. Einerseits will man mehr Schulraum, andererseits stimmt man das Projekt nicht mit. Man sei nicht gegen einen Ausbau der Schulinfrastruktur, nur störe das Verhalten des Schöffenrats, rechtfertigten Sprecher von LSAP und „déi gréng“ ihre Haltung.