Spionage-BallonSpannungen zwischen USA und China verschärfen sich

Spionage-Ballon / Spannungen zwischen USA und China verschärfen sich
US-Präsident Joe Biden lobte den „erfolgreichen“ Einsatz Foto: Andrew Caballero-Reynolds/AFP

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Der tagelange Flug eines mutmaßlichen chinesischen Spionage-Ballons über das Gebiet der USA und dessen Abschuss am Wochenende haben die Spannungen zwischen Peking und Washington verstärkt.

Ein F-22-Kampfjet der US-Luftwaffe schoss den Ballon am Samstag vor der Küste des südöstlichen Bundesstaats South Carolina mit einer Lenkwaffe ab. Präsident Joe Biden erklärte, er habe den Befehl zum Abschuss gegeben. Peking reagierte verärgert, nachdem es versichert hatte, es handle sich nur um einen Wetterballon. Dem Pentagon zufolge fiel der Ballon nach dem Abschuss in ein Meeresgebiet mit einer vergleichsweise niedrigen Wassertiefe von 14 Metern. US-Medien zeigten Bilder des abstürzenden Ballons.

Präsident Biden lobte den „erfolgreichen“ Einsatz. Wegen der Gefahr durch herunterfallende Teile hätten die Verantwortlichen entschieden, den Ballon über dem Meer abzuschießen, erklärte ein hochrangiger Pentagon-Vertreter – und zwar über US-Hoheitsgebiet, um den Behörden die Bergung der Trümmer zu ermöglichen.

Die „Sicherheit des amerikanischen Volkes“ stehe an erster Stelle, erklärte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin dazu am Samstag und prangerte zugleich „die inakzeptable Verletzung unserer Souveränität durch die Volksrepublik China“ an. Der Abschuss sei daher „rechtmäßig“. Wegen des Vorfalls hatte US-Außenminister Antony Blinken einen für Sonntag und Montag geplanten China-Besuch abgesagt.

Peking kritisierte den Abschuss des Ballons. Die USA hätten „eindeutig überreagiert und die internationalen Konventionen ernsthaft verletzt“, erklärte das chinesische Außenministerium am Sonntag (Ortszeit). Peking behalte sich das Recht auf „weitere notwendige Reaktionen“ vor. Zuvor hatte China beteuert, es handele sich um einen „zivilen“ Ballon insbesondere für „meteorologische Zwecke“, der versehentlich in den US-Luftraum geflogen sei.

Der Überflug des Ballons von der Größe dreier Busse war am Donnerstag publik geworden. „Ziel des Ballons ist ganz klar Spionage und sein aktueller Weg führt ihn über sensible Stützpunkte“, hatte ein Pentagon-Vertreter gesagt. Zu diesem Zeitpunkt schwebte der Ballon über dem Bundesstaat Montana, wo sich unter anderem Luftwaffen-Stützpunkte und unterirdische Atomraketen-Standorte befinden. Später flog er in Richtung Osten weiter.

Auf einem von Augenzeugen in Onlinediensten veröffentlichten Video zu dem Abschuss schien sich der Ballon in einer weißen Wolke aufzulösen, bevor die Überreste ins Meer fielen. Twitter-Nutzerin Haley Walsh schrieb, sie habe im Ferienort Myrtle Beach „die Explosion gehört und gespürt“.

Zweiter Ballon in Lateinamerika

Ein zweiter derartiger Ballon war nach Pentagon-Angaben vom Freitag über Lateinamerika aufgetaucht. Die kolumbianische Armee erklärte am Samstag, dass ein Ballon das Landesgebiet überflogen habe. Das nationale Luftabwehrsystem habe am Freitag „ein Objekt in mehr als 55.000 Fuß Höhe entdeckt“, das vom Norden des Landes eingeflogen sei und „die Merkmale eines Ballons“ aufwies.

Das Objekt habe zu keinem Zeitpunkt die Sicherheit des Landes bedroht und sei bis zum Verlassen des kolumbianischen Luftraumes überwacht worden, hieß es. Einem hochrangigen Vertreter des US-Verteidigungsministeriums zufolge war in den vergangenen Jahren auch über Europa bereits ein chinesischer Ballon beobachtet worden.

Kanadas Premierminister Justin Trudeau erklärte auf Twitter, Kanada unterstütze den US-Abschuss des Ballons und werde bei Sicherheit und Verteidigung weiterhin mit den USA zusammenarbeiten. Der Ballon war zunächst über Kanada hinweggeflogen.

Der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer, twitterte am Samstag, US-Experten könnten nun die Teile des Ballons einsammeln und „die von der Kommunistischen Partei Chinas verwendete Technologie analysieren“. (AFP)

Nomi
7. Februar 2023 - 15.54

@ Phil : An der Stratosphere sin d'Wandphenomener aanescht wei' 1000m iwert dem Buedem !

Phil
7. Februar 2023 - 14.07

Einen Ballon kann man nur sehr bedingt "steuern". Er wird durch die in der Flughöhe vorherrschenden Windrichtung und Stärke getrieben. In der nördlichen Hemisphäre dreht der Wind mit zunehmender Höhe nach rechts, mit abnehmender Höhe nach links. Man kann, unter genauen Kenntnissen der Windrichtung und Stärke, die Flugrichtung des Ballons variieren indem man die Flüghöhe wechselt. Mit Steueren hat das ganze aber wenig zu tun, sondern mehr mit "mal schau'n wo der Wind uns hintreibt". Dadurch kann ein Ballon weder anhalten bzw. wie ein Hubschrauber oder Satellit über einem Punkt schweben oder eine Kurve fahren. Eine genaue Berechnung das Flugweges über bestimmte Punkte gleicht daher mehr einer Vorhersage und Vabanque Spiel als einer präzise berechneten Flugbahn.

JJ
6. Februar 2023 - 8.45

Man möchte Xi doch gern hören,wenn der Fall umgekehrt wäre.