Cyclocross-WMMarie Schreiber:„Es geht darum, ein perfektes Rennen zu fahren“

Cyclocross-WM / Marie Schreiber:„Es geht darum, ein perfektes Rennen zu fahren“
Marie Schreiber wird am Sonntag bei der Cyclocross-Weltmeisterschaft einen Podestplatz anpeilen Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

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Am kommenden Sonntag (13.00 Uhr) wird Marie Schreiber als Medaillenkandidatin bei der Cyclocross-WM an den Start gehen. Im Rennen der Espoirs ist die Favoritenrolle klar verteilt: Shirin van Anrooij will vor heimischem Publikum im niederländischen Hoogerheide den Weltmeistertitel einfahren. Die Plätze dahinter sind offen. Die luxemburgische Medaillenhoffnung will sich vor dem Rennen aber nicht verrückt machen. Im Interview erklärt sie, wie sie sich ablenkt und wie ihre Renntaktik lautet. 

Tageblatt: Marie Schreiber, in nur wenigen Tagen startet Ihr WM-Rennen. Wie ist die Form?

Marie Schreiber: Ich fühle mich gut, die Form ist da und ich bin relativ ruhig. Letztes Jahr war ich aufgeregter. Ich versuche, jeglichen Druck von außen zu vermeiden. Zu Hause möchte ich nicht über das Rennen sprechen. Meiner Meinung nach machen die Leute um mich herum mir sonst mehr Druck als ich mir selbst. Das mag ich nicht. Ich versuche also so wenig wie möglich an das Rennen zu denken und Sachen zu tun, die ich sonst auch tue. Ich probiere momentan, die Zeit zu Hause zu genießen, weil ich in den letzten acht Wochen wenig daheim war. Die Arbeit ist getan und jetzt geht es darum, sich zu erholen und die Form dabei zu halten. 

Sie waren mit Ihrem Straßen-Team SD Worx im Trainingslager in Spanien. Wie war die Vorbereitung auf das Highlight Ihrer Saison?

Es war ein wenig stressig, weil es viel Hin und Her war. Aber das Training war gut. In der letzten Woche hatte ich ein oder zwei Tage, an denen ich mich nicht so gut gefühlt habe. Das lag aber auch am Wetter. Es waren zwei Grad und es hat geregnet. Ich konnte Intervalle nicht so durchziehen, wie ich es gerne gemacht hätte. Aber das macht jetzt auch keinen Unterschied mehr, das hat nichts verschlimmert. Ich habe meine Stunden absolviert und meine Intervalle gemacht. Ich war nicht krank und hatte allgemein eine ideale Vorbereitung. 

Sie sagen, dass Sie sich nicht verrückt machen wollen. Wie lenken Sie sich ab?

Mir fällt es leicht, mir nicht zu viele Gedanken zu machen. Ich schaue mir auch noch keine Videos von der Strecke an. Wenn ich mich jetzt schon verrückt mache, bringt mir das gar nichts. Es reicht, wenn ich Freitag auf die Strecke gehe und Sonntag vor dem Rennen. Davor lenke ich mich mit allem möglich ab. Zur WM kommt auf jeden Fall die Playstation mit, auf der ich FIFA spiele. (lacht) Ansonsten höre ich Musik oder schaue Netflix. Ich habe keine Probleme damit, mich abzulenken.

Wie lautet Ihre Zielsetzung für das Rennen?

Für mich geht es darum, ein perfektes Rennen zu fahren. Natürlich haben mich die Leute in den letzten Wochen oft auf dem Podium gesehen und erwarten jetzt eine Medaille. Ich finde es aber immer etwas schade, wenn man sich nur darauf fokussiert und die Leistung am Ende vernachlässigt wird. Wenn ich Vierte werde und ein perfektes Rennen gefahren bin, die anderen aber einfach stärker waren, heißt es nicht, dass ich lange enttäuscht sein werde. Ich habe mir das Podium vorgenommen und wäre die ersten Tage vielleicht enttäuscht. Insgesamt hatte ich aber eine gute Cyclocross-Saison. 

Blicken wir auf Ihre Konkurrentinnen: Ist die Niederländerin Shirin van Anrooij wirklich unantastbar?

Realistisch gesehen ja. Sie war mit ihrem Straßenteam ebenfalls im Trainingslager in Spanien. Sie hat Weltcups gewonnen und ich bin mir zu 99 Prozent sicher, dass sie das Rennen gewinnen wird. Es müsste für sie viel schieflaufen, damit jemand an ihr vorbeifährt. In einem Rennen kann viel geschehen, aber trotzdem ist es sehr realistisch, dass sie gewinnen wird. 

Dahinter kommen unter anderem Sie, aber auch Ihre gute Freundin Zoë Backstedt als Medaillenkandidatinnen infrage. Haben Sie eine gemeinsame Taktik?

An sich versuchen wir eine Teamtaktik zu fahren. Wir kommen sehr gut miteinander klar und haben die gleichen Stärken. Wir gönnen uns beiden das Podium und werden versuchen, solange es geht an Shirin dranzubleiben. Dadurch können wir ein Loch nach hinten reißen. Wenn wir die letzte Runde um die entscheidenden Plätze fahren, dann fährt aber jede ihr Rennen. Mir geht es nicht darum, ob ich Zweite oder Dritte werde. Mein Ziel ist das Podium. Als Konkurrentinnen sehe ich auch Line Burquier (F) , Kristýna Zemanová (CZ) oder Amandine Fouquenet (F).

Kann es gefährlich werden, zu lange an Van Anrooij dranbleiben zu wollen?

Meine Renntaktik steht. Ich möchte einen schnellen Start hinlegen und dann erst mal schauen, was Shirin macht. Natürlich möchte ich so lange es geht an ihrem Rad bleiben – aber vielleicht macht sie am Anfang des Rennens langsamer, um eine größere Gruppe zu bilden. Ich kann aber gut einschätzen, wie lange ich an Shirin dranbleiben kann. Ich weiß, bei welchem Tempo ich mitgehen kann und wie lange ich es halten kann. Zugleich weiß ich auch, wann es keinen Wert hat, das Tempo mitzugehen.