LuxemburgKünstliche Intelligenz schreibt Hausaufgaben: Was sagt das Bildungsministerium dazu?

Luxemburg / Künstliche Intelligenz schreibt Hausaufgaben: Was sagt das Bildungsministerium dazu?
 Foto: Shutterstock / Bas Nastassia

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Wikipedia, Google, Smartphone: Die Schule musste sich in den vergangenen Jahren immer wieder neu erfinden. Künstliche Intelligenz stellt nun die nächste Herausforderung dar, denn Programme wie ChatGPT können komplexe Hausaufgaben innerhalb weniger Sekunden schreiben. Das Tageblatt hat beim Bildungsministerium nachgefragt, wie Lehrer mit dieser neuen Technologie umgehen sollen.

Ein paar Klicks, etwas Getippe und schwups … da ist die Hausaufgabe. So einfach ist es mittlerweile, arbeitsaufwendige Aufsätze, Zusammenfassungen oder andere schulische Texte zu schreiben. Ermöglicht wird das Ganze durch künstliche Intelligenz. Die Technologie hat sich in den vergangenen Jahren – ja sogar Monaten – rasend schnell entwickelt. Ihre Anwendungsbereiche erstrecken sich mittlerweile über alle möglichen Facetten des Privat-, Berufs- und eben auch Schullebens.

ChatGPT nimmt auch Verbesserungsvorschläge wahr
ChatGPT nimmt auch Verbesserungsvorschläge wahr Screenshot: ChatGPT

Eines dieser Programme ist ChatGPT. Auf der Internetseite kann man einfach eingeben, was man will und die KI erledigt den Rest. Ein Beispiel: „Schreib mir eine Zusammenfassung von ‚Der Tod in Venedig’“. Eine Sekunde später fängt das Programm an zu schreiben: „Die Geschichte handelt von einem deutschen Schriftsteller namens Gustav von Aschenbach, […].“ Die Anweisungen können auch komplexer sein. Wie wäre es mit einem Vergleich zwischen „Der Tod in Venedig“ und „Faust“. Kein Problem: Die Bücher sind laut ChatGPT „beide bedeutende Werke der deutschen Literatur, die jedoch in ihrem Stil, ihren Themen und ihrer Struktur sehr unterschiedlich sind. […]“ Die Anfrage muss sich auch nicht unbedingt mit deutscher Literatur beschäftigen. Das Programm kann auch Mathematik-, Biologie- oder Französisch-Hausaufgaben für Schüler übernehmen.

ChatGPT funktioniert in mehreren Sprachen. Mit einer Übersetzungssoftware wie „DeepL“ – die auch mit künstlicher Intelligenz funktioniert – ist es mittlerweile allerdings auch möglich, die generierten Texte zuverlässig in alle möglichen Sprachen zu übersetzen. Doch ChatGPT befindet sich noch in den Kinderschuhen. Das Entwicklerunternehmen „OpenAI“ kündigte am 23. Januar an, dass Investor Microsoft mehrere Milliarden Dollar in das Projekt steckt. Die Technologie wird sich also noch weiterentwickeln.

Doch was heißt das für die Zukunft der Bildungsinstitutionen insgesamt und Luxemburgs Schulen speziell?

Es liegt in der Verantwortung des Schülers und der Bildungseinrichtung, die akademische Integrität zu gewährleisten.

ChatGPT, Sprachmodell

ChatGPT und das Bildungsministerium

„ChatGPT, wie findest du es, dass Schüler dich benutzen, um ihre Hausaufgaben für sie zu schreiben?“

„Als Sprachmodell habe ich keine Gefühle oder Emotionen. Ich bin in der Lage, den Schülerinnen und Schülern bei der Erledigung ihrer schriftlichen Hausaufgaben zu helfen, indem ich sie mit Informationen versorge und einen Text auf der Grundlage der mir gegebenen Aufgabenstellungen erstelle. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die erstellte Arbeit als Referenz verwendet werden sollte und nicht als eigene Arbeit des Schülers eingereicht wird. Es liegt in der Verantwortung des Schülers und der Bildungseinrichtung, die akademische Integrität zu gewährleisten.“ (ChatGPT)

Das Bildungsministerium habe sich schon mit der Software befasst, wie eine Pressesprecherin dem Tageblatt auf Nachfrage antwortet. „Es handelt sich hierbei um eine Technologie, die uns in allen gesellschaftlichen Bereichen betreffen und weitgehende Veränderungen mit sich bringen wird“, schreibt das Ministerium. Auch sei gewusst, dass ChatGPT jetzt schon viele Hausaufgaben verfassen kann – und das mit „sehr guten Resultaten“. Deswegen müsse der Schulsektor nun überlegen, wie man mit dieser neuen Herausforderung umgeht.

Wie bei jeder neuen Technologie stelle sich die Frage, was noch von Menschen gemacht werde und was Maschinen übernehmen können. „Im Kontext der Schule stellt sich noch präziser die Frage, was der Platz der Vermittlung von Wissen ist, das ohnehin im Internet zu finden ist“, schreibt Claude Meischs (DP) Ministerium. Die fachliche Wissensvermittlung sei noch immer eine wichtige Aufgabe der Schule. Doch: Überfachliche Kompetenzen – wie kritisches Denken – seien in Zukunft ausschlaggebend, um dem „rasanten Wandel und den Anforderungen der Gesellschaft und der Arbeitswelt“ gerecht zu werden.

Wer keine Lust auf Hausaufgaben hat, kann ChatGPT den Text schreiben lassen
Wer keine Lust auf Hausaufgaben hat, kann ChatGPT den Text schreiben lassen Foto: Pixabay

Deswegen habe das Bildungsministerium auch die Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts unter dem Namen „5C“ festgelegt. Dazu gehören „critical thinking, creativity, communication, collaboration, coding“ – also kritisches Denken, Kreativität, Kommunikation, Kollaboration und Programmierung. Das Ministerium wolle die Schulprogramme der Grund- und Sekundarschulen nach diesen Werten ausrichten.

Newsletter soll Lehrer aufklären

Doch wie sollen die Luxemburger Schulen jetzt kontrollieren, dass die abgegebenen Hausaufgaben tatsächlich von einem Menschen geschrieben wurden? „So wie es Tools gibt, um Plagiate zu detektieren, gibt es auch schon Ansätze, um Texte von Chatbots zu identifizieren“, schreibt die Pressesprecherin. Tatsächlich gibt es mittlerweile Programme wie GPTZero, die genau zu diesem Zweck erschaffen wurden. Und: In Examens- und Prüfungssituationen müsse „seit jeher“ aufgepasst werden, dass Schüler sich keine Vorteile durch unerlaubte Hilfsmittel verschaffen – früher war das der Spickzettel, heute das Smartphone und jetzt auch ChatGPT. Die Frage der künstlichen Intelligenz, ihrer Rolle und ihrem Impakt müsse außerdem mit den Schülern thematisiert und diskutiert werden.

Das Ministerium werde die Lehrkräfte noch über ChatGPT informieren. „Insbesondere über eine Newsletter, die für Februar geplant ist“, antwortet das Bildungsministerium auf Tageblatt-Nachfrage.

So lernt ChatGPT

ChatGPT wird mit einem Verfahren trainiert, das als unüberwachtes Lernen bezeichnet wird. Das bedeutet, dass das Modell auf einem großen Textdatensatz ohne explizite Kennzeichnungen oder Anmerkungen trainiert wird. Der Trainingsdatensatz besteht aus einer Sammlung von Texten aus dem Internet, wie z. B. Artikel, Bücher und Websites.

Während des Trainingsprozesses wird dem Modell eine Folge von Wörtern vorgelegt und es lernt, das nächste Wort in der Folge vorherzusagen. Da das Modell immer mehr Text sieht, entwickelt es allmählich ein tieferes Verständnis für die Muster und Strukturen der Sprache.

Sobald das Modell auf einem ausreichend großen Datensatz trainiert wurde, kann es für bestimmte Aufgaben oder Bereiche wie Sprachübersetzung, Textzusammenfassung und Gesprächsgenerierung feinabgestimmt werden. Bei der Feinabstimmung wird das Modell auf einem kleineren Datensatz trainiert, der für die jeweilige Aufgabe oder den jeweiligen Bereich spezifisch ist. Dadurch lernt das Modell die Feinheiten und Details der jeweiligen Aufgabe oder des Bereichs.

Dieser Text wurde von ChatGPT auf Englisch geschrieben, mit der Anweisung „Gib mir ein Beispiel dafür, wie ChatGPT trainiert wird“. DeepL hat den Text danach übersetzt. Bemerkt?


LINK Kommentar: ChatGPT in der Schule – Fachliche Wissensvermittlung wird immer unwichtiger

charles.hild
1. Februar 2023 - 13.08

Dräi Minutte gin duer, da wees een op de Kandidat gefuddelt huet, oder ob hien d'Matière beherrscht. De Fuddler gëtt halt ëmmer iergendwéi entdeckt. Just an dem Premier sénger Master-Aarbecht hätt den Chatgpt him vill Misère erspuert. Esou Aarbechte sin an Zukunft sécher och net méi wichteg. Awer Kontroll, op een eppes wees a kann, dat ass mëndlech, also op der Tafel, (aus Schiefer oder digital-wäiss egal) vill méi Efficace. A wann de Roboter doheem 10000 mol 7*8=56 print, op der Tafel muss de Schüler et können. An dann och nach déi flott Fro: Virwat 56?

R2D2
1. Februar 2023 - 9.06

Wéi lang dauert dann sou en Examen wann e mëndlech ofgehal gëtt?

charles.hild
31. Januar 2023 - 16.40

Ganz richteg! Net nëmmen mëndlech Examen. Alles mëndlech: Hausaufgaben a Pruefungen. An da gin d' Käerkompetenzen vun de Schüler opgeruff. A wann deen dann de Roboter schéckt, da krit de Roboter eng Zensur.

JJ
31. Januar 2023 - 9.00

Bekam gestern einen Brief vom Amt. Drei Schreibfehler in 5 Sätzen. Und das war keine Ausnahme. Wir täten vielleicht besser daran die natürliche Intelligenz nicht vergammeln zu lassen.Wenn das "Phone" "smarter" ist als sein "User" dann stimmt etwas nicht.

Claudette
30. Januar 2023 - 22.59

Mëndleche Premièresexamen a fäerdeg.