GroßbritannienPremierminister Sunak feuert Minister wegen peinlicher Steueraffäre

Großbritannien / Premierminister Sunak feuert Minister wegen peinlicher Steueraffäre
Der britische Minister Nadhim Zahawi wurde gestern von Premier Rishi Sunak entlassen Foto: AFP/Justin Tallis

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Tagelang hatten die Steuerangelegenheiten des Kabinettsmitglieds Nadhim Zahawi die Schlagzeilen der Medien bestimmt. Am Sonntagvormittag kam das abrupte Aus für den Generalsekretär (Chairman) der konservativen Regierungspartei: Premier Rishi Sunak feuerte den 55-Jährigen wegen „eines schweren Verstoßes“ gegen den regierungsamtlichen Ehrenkodex.

Das am Sonntag veröffentlichte Schreiben des Regierungschefs an seinen Minister beschreibt den Vorgang in ungewöhnlich klaren und für britische Verhältnisse formellen Formulierungen. Erkennbar wollte Sunak keine Zweifel daran lassen, dass es sich keineswegs um einen, wenn auch verspäteten, Rücktritt, sondern um eine Entlassung handelte: „Ich habe Sie von meiner Entscheidung informiert, Sie von ihrem Posten in der Regierung Seiner Majestät zu entfernen“. Zahawis Antwort enthielt keine Entschuldigung.

Sunak hatte vor Wochenfrist seinen erst kürzlich installierten Ethik-Berater, einen erfahrenen Investmentbanker, mit der Untersuchung des Falls beauftragt. Laurie Magnus‘ Bericht fiel eindeutig aus: Zahawi habe weder bei seiner Berufung zum Bildungsminister noch später zum Finanzminister offengelegt, dass die ihm unterstellte Finanzbehörde HMRC seine Steuerverhältnisse untersuchte.

Erst nach einer Nachfrage durch HMRC korrigierte der Minister den entsprechenden regierungsinternen Eintrag, behauptete in der Öffentlichkeit aber weiterhin, ihm sei nichts von einer Untersuchung bekannt. Journalisten sowie Aktivisten, die ihm längst auf der Spur waren, bedrohten Zahawis Anwälte mit Verleumdungsverfahren. Erst am vorvergangenen Samstag räumte Zahawi ein, die Steuerbehörde habe ihn zu einer Nachzahlung von insgesamt fünf Millionen Pfund (5,7 Mio. Euro) verdonnert. Mindestens eine Million davon war eine Strafgebühr. Magnus‘ Fazit: Der Minister habe „gegen die generelle Pflicht zur Wahrheit“ verstoßen. Sunak hat dem Wahlvolk „Integrität, Professionalität und Verantwortlichkeit“ gelobt.

Zahawi ist Sohn einer kurdisch-irakischen Familie, die vor dem Regime von Saddam Hussein aus der Heimat fliehen musste. Der 11-Jährige kam ohne ein Wort Englisch zu sprechen auf der Insel an. Dass er durch rasche Auffassungsgabe und gute Bildungschancen bald in der britischen Gesellschaft Fuß fasste und mit der Gründung der Umfragefirma YouGov Millionen verdiente, brachte ihm in seiner Partei große Anerkennung ein. Als es im Juli um die Nachfolge des in Schande aus dem Amt gedrängten Boris Johnson ging, machten aber schon bald Gerüchte um sein in Steueroasen wie der britischen Kolonie Gibraltar geparktes Vermögen die Runde. Zahawi zog sich eilends aus dem Rennen zurück.

Oppositionsführer setzt Premier unter Druck

Sprecher der Oppositionsfraktionen begrüßten die Entlassung des Ministers; diese komme aber viel zu spät. Sie erinnerten zudem daran, dass auch gegen Vize-Premier und Justizminister Dominic Raab eine interne Untersuchung im Gang ist. Dabei geht es um das angebliche Mobbing junger Beamtinnen – ein Vorwurf, der auch gegen Innenministerin Suella Braverman erhoben wurde. Beide Minister beteuern ihre Unschuld. Wirbel gibt es weiterhin auch um die Vermischung privater und politischer Interessen durch Ex-Premier Johnson. Medien-Veröffentlichungen legen den Schluss nahe, der dauernd an Geldnot leidende Politiker habe großzügigen Geldgebern einflussreiche Posten angeboten oder im Fall des BBC-Chairman Richard Sharp sogar beschafft. Sharp weist alle Vorwürfe zurück.

Oppositionsführer Keir Starmer hat jetzt den Druck auf Sunak zusätzlich erhöht. Wenn seine Labour-Partei an die Regierung komme, würden die Steuererklärungen des Premiers, seiner Stellvertreterin sowie der Finanzministerin veröffentlicht, heißt es in einer von Starmer mit seiner Parteivize Angela Rayner und Finanz-Sprecherin Rachel Reeves abgestimmten Erklärung. Der Premierminister hatte bei seinem Amtsantritt Ende Oktober die Offenlegung seiner Steuererklärung angekündigt. Ein Sprecher der Downing Street sprach zuletzt davon, dies werde „ziemlich bald“ in die Tat umgesetzt.

Für Sunak, 42, ist das Thema besonders schwierig, weil die Finanzen seiner schwerreichen Familie immer wieder für Schlagzeilen sorgen. Mit seiner Frau Akshata Murty, der Tochter eines Milliarden-schweren IT-Unternehmers, nannte der Politiker laut Reichenliste der Sunday Times im vergangenen Jahr ein Vermögen von 830 Millionen Euro sein Eigen. Die indische Staatsbürgerin Murty hatte noch während Sunaks ersten politischen Gehversuchen ein hochumstrittenes Schlupfloch für Steuer-Ausländer (non-doms) in Anspruch genommen. Labour stellt dessen Abschaffung in Aussicht.

Grober J-P.
30. Januar 2023 - 9.43

Mein Freund Gregory aus Manchester ist am Boden zerstört, möchte nicht mehr leben. Habe den Brexit und Johnson noch nicht verdaut, und die neuen minderbemittelten „Ausländer“ in unserer Regierung machen es auch nicht besser. Zünde meine Torfbriketts nur noch an den Wochenenden an und hoffe, dass die Grippe mich verschont, sonst ade, NHS ist auch pleite.

Bic
30. Januar 2023 - 9.23

Täten wir nicht gut daran ALLE Politnasen,auch in Brüssel,auf Herz und Nieren zu beleuchten BEVOR wir sie in ein Rennen schicken? Die Dame aus Griechenland hat gezeigt,dass Frauenquote und gutes Aussehen ein Freischein zur Kriminalität sind. Auch die politische Immunität sollte hinterfragt werden. Dieser Status verleiht Flügel wenn es darum geht "schwere Verstöße" gegen Ehrencodices zu begehen. Der Gang ins Gefängnis bei schweren Verfehlungen scheint nur für normale Berufsklassen zu sein. In der Politik ist Rücktritt die höchste Strafe.