SpanienEin Toter und vier Verletzte bei mutmaßlicher Terrorattacke

Spanien / Ein Toter und vier Verletzte bei mutmaßlicher Terrorattacke
Musliminnen demonstrieren vor der Kirche „Nuestra Señora de la Palma“ in Algeciras gegen Terror und gegen die Tat, die mutmaßlich auch einen religiösen Hintergrund hat Foto: AFP/Cristina Quicler

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Kerzenlichter und Blumensträuße markieren am Tag danach den Ort, an dem der 65-jährige katholische Kirchendiener im historischen Zentrum der südspanischen Stadt Algeciras starb. Tödlich verletzt von mehreren Hieben mit einem langen Buschmesser.

Passanten verharren am Tatort. Einige beten, andere weinen – der Küster der Kirche „Nuestra Señora de la Palma“ war beliebt in der Gemeinde. Der Kirchenmann hatte versucht, sein Gotteshaus gegen einen Angreifer zu verteidigen, der am Mittwochabend nach dem Ende der Messe mit einer Machete in die Kirche eingedrungen war.

„Tod allen Christen“ und „Allah ist groß“, soll er nach Zeugenangaben gerufen haben. Gegen 19.30 Uhr hatte er die Kirchentür aufgestoßen und damit begonnen, Kirchenbilder zu beschädigen und Kerzenleuchter auf den Boden zu werfen. Der Küster, der gerade den Altar aufräumte, versuchte, den Mann zu beruhigen und bat ihn, die Kirche zu verlassen. In dem Moment traf ihn der erste Hieb mit dem Buschmesser. Der verletzte Kirchendiener konnte noch aus dem Gotteshaus fliehen, doch draußen auf dem Vorplatz holte ihn der Attentäter ein und schlug erneut mit seiner Waffe zu. Sein Opfer starb wenig später.

Nur Minuten zuvor war der Angreifer in der Nachbarkirche, der „Iglesia de San Isidro“, auf den dortigen Pfarrer losgegangen und hatte ihn mit dem Buschmesser am Hals verletzt. Der 74 Jahre alte Geistliche überlebte mit schweren Schnittverletzungen, schwebt aber nicht mehr in Lebensgefahr. Auf dem Weg zwischen den beiden Kirchen, die rund 500 Meter auseinanderliegen, griff der Attentäter noch zwei Passanten an, verletzte sie aber nur leicht.

Wenige Minuten nach der Angriffsserie gelang es der Polizei, den Mann in der Nähe des Tatortes zu stellen. „Er sank auf die Knie und ließ sich widerstandslos festnehmen“, berichtete ein Beamter. Bei dem Täter handelt es sich Polizeiangaben zufolge um einen 25-jährigen Mann marokkanischer Staatsangehörigkeit. Der Festgenommene sei bisher nicht als islamistischer Extremist aufgefallen, teilten die Behörden weiter mit. Weitere Aufschlüsse erhofft man sich von Dokumenten und Datenträgern, die bei der Durchsuchung der Wohnung des Mannes in Algeciras gefunden worden waren.

Verdacht auf Terroranschlag

Fest scheint bisher nur zu stehen, dass der 25-jährige keine Aufenthaltserlaubnis hatte und deswegen schon seit Längerem ein Ausweisungsbescheid gegen ihn bestand. Allerdings können Zehntausende von spanischen Ausweisungsverfügungen vor allem mit afrikanischen Ländern nicht umgesetzt werden, weil sich die Herkunftsländer weigern, ihre Staatsangehörigen zurückzunehmen.

Inzwischen hat der Nationale Gerichtshof in Madrid wegen des Verdachts eines Terroranschlags die Ermittlungen übernommen. Spaniens Innenminister Fernando Grande-Marlaska, der am Donnerstag nach Algeciras reiste, sagte, die weiteren Untersuchungen würden zeigen, ob es wirklich einen terroristischen Hintergrund der Tat gebe.

Den letzten Terroranschlag registrierte Spanien vor fünfeinhalb Jahren: Im August 2017 war ein islamistischer Attentäter mit einem Lieferwagen durch eine belebte Fußgängerzone in Barcelona gerast und hatte 16 Menschen getötet. Unter den Opfern waren viele Touristen.