TischtennisWM-Titel mit 85 Jahren: Val Langehegermann über einen besonderen Erfolg

Tischtennis / WM-Titel mit 85 Jahren: Val Langehegermann über einen besonderen Erfolg
Val Langehegermann (l.) hat sich bei der Tischtennis-WM der Masters den Vizeweltmeistertitel in der Altersklasse 85 bis 89 Jahre gesichert Foto: privat

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Am Dienstag kam Valentin Langehegermann, genannt „Val“, aus Muskat, der Hauptstadt des Oman, zurück. Aus dem Sultanat hat der ehemalige Rad-Landesmeister der Amateure, der in einem Monat seinen 86. Geburtstag feiern wird, eine Gold- und eine Silbermedaille von der Tischtennis-Weltmeisterschaft der Masters mitgebracht. Das Tageblatt hat sich mit dem ältesten noch aktiven Spieler hierzulande, mit der FLTT-Lizenz Nummer 166 aus dem Jahr 1952, über diesen Erfolg unterhalten, aber auch über seine Motivation, nach mehr als 70 Jahren immer noch mit einem unbändigen Siegeswillen an der Platte zu stehen.

Tageblatt: Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Weltmeistertitel im Doppel und zu Silber in der Einzelkonkurrenz bei der Masters-WM in der Altersklasse 85 bis 89 Jahre! Hatten Sie sich im Vorfeld Chancen auf eine Finalteilnahme ausgerechnet?

Val Langerhegermann: Mit einem Platz auf dem Podium hatte ich schon gerechnet, da ich mich gewissenhaft auf die WM vorbereitet habe. Zur Vorbereitung auf den Doppelwettbewerb bin ich im Dezember nach Düsseldorf gefahren und habe dort während vier Tagen mit meinem Partner Dr. Stolzenburg, den ich schon sehr lange kenne, trainiert. Im Doppel haben wir es geschafft, nach unserem EM-Titel 2009 in Porec (CRO), jetzt auch WM-Gold zu holen. Im Einzel belegte ich Platz eins in meiner Qualifikationsgruppe und wäre damit eigentlich im Hauptfeld gesetzt gewesen, was aber im Endeffekt nicht der Fall war. Dadurch traf ich in der ersten Runde der Direktausscheidung gleich auf den amtierenden Europameister, der kein anderer ist als mein Doppelpartner. Darüber hat dieser sich mächtig aufgeregt. Ich war in Topform und konnte dem Deutschen Meister eine empfindliche Niederlage zufügen. Anschließend schaffte ich es ohne größere Probleme bis ins Finale, wo ich auf den ehemaligen Weltmeister Mazuda aus Japan traf, der in Luxemburg wahrscheinlich als A2-Spieler eingestuft wäre. Ich war unglaublich gut drauf und konnte den ersten Satz mit 11:9 gewinnen. Nach dem Satzausgleich fiel die Vorentscheidung im dritten Satz, in dem ich die erneute Führung trotz meines 8:5-Vorsprunges verpasste.

Was treibt Sie an, mit 85 Jahren um die halbe Welt zu fliegen und sich mit Ihren Alterskollegen zu messen?

Während anderthalb Monaten habe ich mich in meinem Verein Zewen (D) intensiv auf die WM vorbereitet. Mittwochs bin ich nach Echternach gefahren, um zusammen mit Fernand Boden zu trainieren. Wenn man die Möglichkeit hat, einen Titel zu gewinnen, fliegt man gerne bis in den Oman. Mit meinem Sohn, der als Coach mitgereist war, haben wir zudem davon profitiert, um etwas Tourismus zu betreiben.

Dies war ja nicht das erste Mal, dass Sie bei der WM auf dem Treppchen standen. Wo reihen Sie die Leistung von Muskat in Ihrer äußerst erfolgreichen Karriere ein?

In Anbetracht meines Alters stufe ich diese Leistung relativ hoch ein. In der Altersklasse über 40 Jahre stand ich bereits im Jahr 1984 in Helsinki (FIN) im Finale. Seitdem habe ich es bei Welt- und Europameisterschaften, sowie den Masters Games, insgesamt 26 Mal aufs Podium geschafft, davon neunmal aufs höchste Treppchen. Bei der WM in Yokohama (JPN) war es mir im Jahr 2004 gelungen, den Ü65-Weltmeistertitel im Einzel zu holen.

Wie ist die Stimmung unter den Teilnehmern?

Untereinander kennen wir uns alle. Während der Begegnungen wird allerdings verbissen um jeden Ball gekämpft. Am liebsten nehme ich an den Turnieren für Masters teil. Ich finde es schade, dass in Luxemburg, wo es wirklich nicht an Masters mangelt, keine Wettkämpfe für die verschiedenen Alterskategorien organisiert werden. In Deutschland beispielsweise findet, neben den nationalen Titelkämpfen, eine separate Mannschaftsmeisterschaft für Masters statt.

Was fasziniert Sie am Spiel mit dem kleinen Ball?

Durch den Tischtennissport habe ich einen sehr großen Bekanntenkreis, rund um den Globus. Es bereitet mir immer eine große Freude, meine Freunde aus Argentinien oder aus Japan wiederzusehen. Diese Tischtennisgemeinschaft ist wie eine Familie. Die ehemaligen Nationalspieler treffen sich ebenfalls regelmäßig im Rahmen des Swaythling Club International.

Teilen Sie uns das Geheimnis hinter Ihrer beeindruckenden Fitness mit?

Gerne gönne ich mir ein Bierchen. Es ist jedoch wichtig, eine gewisse Disziplin einzuhalten. Eine Pause von drei bis vier Wochen kann man sich kaum erlauben, ansonsten muss man danach die gleiche Zeit aufwenden, um die vorherige Form wieder zu erreichen.

Sind Sie auch noch mit dem Rad unterwegs?

Natürlich. Im vergangenen Jahr hatte ich 10.000 km heruntergespult. Ich bin oft mit einer Gruppe von Freunden, darunter Jang Regenwetter, der langjährige Präsident des Radsportverbandes, unterwegs. In diesem Jahr fahren wir zur Tour de France in die Alpen, wo wir die Pässe hochfahren, allerdings mit einer kleineren Übersetzung. Nach meiner aktiven Zeit als Rennfahrer bin ich viel gelaufen. In meinem Alter ist das jedoch nicht so gesund für die Gelenke. Durch den runden Tritt ist der Radsport, auch im Alter, eine ideale Sportart. Viele ehemalige Fußballspieler haben das Rad ebenfalls für sich entdeckt.

Welches Ziel haben Sie sich als nächstes gesetzt?

Kurzfristig ist nichts geplant. An der Tischtennis-EM für Masters, die im Juli in Lillehammer (SWE) stattfindet, werde ich nicht teilnehmen, da ich zu der Zeit bei der Tour de France bin.

An ein Ende Ihrer Sportlerkarriere verschwenden Sie noch keine Gedanken, oder?

Momentan noch nicht. Wo ich auf jeden Fall dabei sein will, ist die Weltmeisterschaft, die im Juni kommenden Jahres in Rom stattfindet. Mein Doppelpartner hat mich bereits gefragt, ob ich wieder zusammen mit ihm antreten würde.