Editorial1:0 Katar

Editorial / 1:0 Katar
Katars Emir: Tamim bin Hamad Al Thani Foto: AFP/Franck Fife

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Seit Sonntag ist sie vorbei, die viel kritisierte und diskutierte Fußballweltmeisterschaft, die in Katar ausgetragen wurde. Es war nicht die letzte Großveranstaltung im Wüstenstaat. Das Emirat strebt nach mehr. Geplant sind bereits die Schwimm- (2024) und die Tischtennis-WM (2025) sowie die Asienspiele (2030). Die Formel 1 und Tennisturniere haben bereits ihren festen Platz im katarischen Sportkalender. Der ganz große Wurf ist für das Jahr 2036 geplant – dann wollen die Herrscherfamilie Al Thani und ihre Mitstreiter die Olympischen Sommerspiele ausrichten.

Es wäre die dritte Bewerbung von Katar. Das Land am Persischen Golf bemühte sich bereits um die Sommerspiele von 2016 (Rio de Janeiro) und 2020 (Tokio). Noch ist keine Entscheidung gefallen und auch keine Bewerbung eingereicht, aber die Chancen stehen nicht schlecht, dass auch dieses Mega-Event an die Scheichs geht.

Dafür gibt es mehrere Gründe. Die nächsten Olympischen Spiele gehen nach Europa (Paris, 2024), Nordamerika (Los Angeles, 2028) und Ozeanien (Brisbane, 2032). Es liegt also fast schon auf der Hand, dass die Spiele 2036 in Asien oder Afrika stattfinden werden. Katar repräsentiert zudem die arabische Welt, in der noch nie ein solches Mega-Event ausgetragen wurde.

Die Katarer haben zudem bewiesen, dass sie hervorragende und mittlerweile sehr eingespielte Organisatoren von Sportveranstaltungen sind. Das liegt mit Sicherheit auch am Geld. Das Emirat verfügt derzeit über fast unerschöpfliche Ressourcen und kann auch deshalb leichter und besser planen als andere Nationen.

Und die Moral der Geschichte? Es gibt keine Moral. Die Europäer und die anderen hochentwickelten Demokratien dieser Welt werden auch in Zukunft öfter mal in die Röhre schauen müssen.

Katar ist nun ein Big Player. Ob man will oder nicht – die meisten Fans und Spieler kehrten zufrieden aus der Wüste nach Hause zurück. Der Sport hat es wieder einmal geschafft, dass am Ende doch recht wenig über die wahren Probleme dieses ultrareichen Landes gesprochen wurde.

Das Emirat hat also gewonnen. Für die Menschen, die in der Wüste leben, sind das aber keine sonderlich erfreulichen Nachrichten. Die Katarer werden auch weiterhin erzkonservativ und intolerant sein. Die Arbeitsmigranten werden nach wie vor Menschen zweiter Klasse sein und von den Eingeborenen quasi wie Eigentum behandelt werden.

Geändert hat sich also nichts. Und trotzdem ist Katar einen Schritt weiter in seiner Strategie gekommen und wird wohl in Zukunft mit etwas mehr Wohlwollen von einigen Menschen und Entscheidern aus dem Okzident betrachtet werden.

Ob die Theorie aufgeht, dass Großveranstaltungen archaische Gesellschaften nach vorne bringen, werden wir dann spätestens 2036 sehen. Wenn dann nicht bereits zu viele Menschen ausgebeutet wurden oder mit dem Leben bezahlt haben.

Phil
25. Dezember 2022 - 9.35

@JJ Sorry, Monsieur oder Madame... mä dir hutt Null Ahnung wéi et leeft. Schlooft virun w.e.g!

JJ
21. Dezember 2022 - 11.56

Und dann noch eine Marionette wie Infantino bei der Hand und die Karre rollt. Wieviele Tote Sklaven ein Olympiastadion wohl kosten wird? Aber Menschen sind ersetzbar wie einst Napoleon meinte: Eine laue Sommernacht und die gefallenen Soldaten sind ersetzt.