EditorialLuxemburger sind die neuen Weltmeister im Nörgeln

Editorial / Luxemburger sind die neuen Weltmeister im Nörgeln
Viel kritisiert und gerne gescholten: Inzwischen erfreut sich die Tram höchster Beliebtheit Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Der Deutsche, so heißt es oft, sei der Weltmeister im Nörgeln. Wer das behauptet, scheint die Rechnung ohne den Luxemburger gemacht zu haben. Zumindest was Teildisziplinen des Nörgelns angeht, hat dieser meist die Nase vorn. Etwa, wenn es um Sport, Politik und das Ausgeben von öffentlichen Mitteln geht. Dann weiß der Luxemburger alles (besser). „Wat dat nees kascht …“ und „A wee soll dat bezuelen?“ konkurrieren an den Stammtischen der Nation um den Titel der meistgeäußerten Kritiken.

Dabei scheint es ganz egal zu sein, ob es bei den entsprechenden Themen um öffentliche Projekte oder privat finanzierte Initiativen geht. Hauptsache, man kann seinen Pfefferkern beisteuern. Ob bei Diskussionen an der Theke, im virtuellen Raum oder – ironischerweise – in der hauptstädtischen Tram. Fünf Jahre schon verkehren die schicken Wagen in der Stadt Luxemburg, und das zur allgemeinen Zufriedenheit der knapp 80.000 Nutzer, die im Schnitt täglich zusteigen.

Bis zur Jungfernfahrt mit Passagieren war es allerdings „e laangen Dag“, wie so mancher Luxemburger zu sagen pflegt. In der Zwischenzeit mussten viele Gemüter beruhigt, zahlreiche Kritiker umgestimmt und unzählige Befürchtungen widerlegt werden. Auch heute ist die Tram noch immer nicht ganz unumstritten. Allerdings überwiegt die Zahl der Befürworter. Effizient, pünktlich, sauber, schick und vor allem kostenlos ist die Luxemburger Straßenbahn, die niemand so richtig haben wollte – zumindest wenn man den Gegnern von damals Glauben geschenkt hätte. 

Zurück zur Diskussion in der Tram: Zwei ältere Herren echauffierten sich am Samstag zwischen den Haltestellen „Faïencerie“ und „Place de Metz“ über die Investitionspolitik der Luxembourg Air Rescue. Die Flugrettung, die sich ganz dem Krankentransport in der Luft verschrieben hat, hatte am Tag zuvor die Anschaffung eines neuen Langstreckenflugzeugs bekannt gegeben. „Wat dat nees kascht“, meinte einer der beiden Herren, die in der Sitzreihe hinter dem Verfasser dieser Zeilen saßen.

Es folgten wilde Spekulationen von „staatlich“ finanzierten „Luxusjets“, um „die da oben“ aus ihrem „Fünf-Sterne-Urlaub“ auf den Malediven zu repatriieren. „A wee soll dat bezuelen?“, mit der unvermeidlichen Konklusion: „Natürlich der Steuerzahler.“ Dass es sich bei der LAR um eine weitgehend von Mitgliederbeiträgen finanzierte ASBL handelt, schien die Herren nicht weiter zu kümmern. 

Die Unterhaltung verlief vielmehr nach dem altbekannten Muster eines Stammtisch-Gesprächs. Wilde Spekulationen, gepaart mit Unterstellungen gegenüber verantwortungslosen Entscheidungsträgern, die sich gegenseitig mit öffentlichen Geldern bereichern. Wie zuvor schon bei der Tram, der „Nordstraße“, der SES, dem Übergang von der Schwerindustrie zum Dienstleistungs-Powerhouse, den Investitionen in Wissenschaft und Forschung und den jüngsten Bestrebungen in Sachen Weltraumwirtschaft.

Dass es sich bei vielen dieser Projekte um regelrechte Erfolgsgeschichten handelt, die nicht nur Luxemburg einen Platz auf der Weltkarte bescheren, sondern in vielerlei Hinsicht auch der Gesellschaft zugutekommen, gerät schnell in Vergessenheit. Stattdessen widmen sich „Knadderer“ und „Knouterer“ der nächsten Ungerechtigkeit: Benzinpreise, Energiesparmaßnahmen, Elektroautos … you name it! Nörgeln ist in, Einsicht zeigen out. Selbstverständlich gibt es auch Patzer. Doch halten wir es an dieser Stelle mit einer weiteren Luxemburger Redensart, die an den Stammtischen der Nation viel zu kurz kommt: „Deen näischt mécht, deen näischt brécht.“ 

Knadderer(in)
15. Dezember 2022 - 9.58

Sollt et stëmmen, dass déi Prägung déi e Kand an sénger fréister Jugend kritt huet ausschlaggebend ass, dann dierften vill vun eise Matbierger an engem Geessestall op d'Welt komm sin, well dat éischt wat se geléiert hun ass MECKEREN - Här Hamus, ech loossen ären Editorial ouni Kommentar esou stoën, well ech aanerefalls jo och géif meckeren an ech schéisse mech net gär selwer an de Knéi

jung.luc.lux
12. Dezember 2022 - 19.43

Ich lade das Tageblatt ein nach Frankreich zu schauen, dann vielleicht sieht das Tageblatt ein wo die Weltmeister im Nörgeln sind. (CGT, CFDT, Chemises jaunes) Dieser Artikel ist ein Angriff auf die Leute die nicht mit allen Regierungswahrheiten einverstanden sind.

mengMusel
12. Dezember 2022 - 19.14

Nee Här Hamus, awer esou net. Et kann een net einfach 1 Satz dobaussen obfänken an da verallgemängeren A fir dann en Editorial doraus ze machen as lächerlech!

jean-pierre.goelff
12. Dezember 2022 - 13.57

...von wegen nörgeln,da haben sie doch aber die Franzosen vergessen!Ach,ganz vergessen,die streiken ja wieder!

Grober J-P.
12. Dezember 2022 - 10.38

Dürfen denn wenigstens die 18% "Unterrreichen" nörgeln?

JJ
12. Dezember 2022 - 8.57

Genau so ist es. „A wee soll dat bezuelen?“ WIR bezahlen das.Das müsste doch jedem bekannt sein. Mäzene für Fußballstadien oder -Vereine findet man höchstens in der Baubranche. Sporthallen,Schulen,ÖT,Theater usw. wird alles von uns bezahlt. Was würde ein Zugticket kosten wenn alle Unkosten vom Ticketverkauf gedeckt würden oder eine Eintrittskarte zum Fußballspiel? Also,Steuern müssen bezahlt werden sonst läuft die Karre nicht. Wenn dann,wie im Falle von Covid drastische Maßnahmen erforderlich sind und Impfstoffe gratis zur Verfügung stehen gehen wir,als Idioten verkleidet,auf die Straße und gröhlen Nazi und Heil Hitler. DAS sind wir. Aber nicht alle,GsD.

charlesplier1960
12. Dezember 2022 - 8.42

Dem Letzebuerger geht et nach ze gutt. Wann een kuckt wat se sech leeschte koennen dann kann een nemmen staunen. An awer geht et net duer. Ech sin iwezeecht dervun, dass der vill drenner sin, dei Problemer hun, dei zwee Enner baieneen ze kreien. Mais aaner, zumols dei Meckerer, sin oft mat Wirschtecher ugestreckt a wessen net, wei gudd se et hun.