Fall „Léiwen Léiw“Der Ex-Leiterin drohen vier Jahr Haft wegen mutmaßlicher Misshandlung Minderjähriger

Fall „Léiwen Léiw“ / Der Ex-Leiterin drohen vier Jahr Haft wegen mutmaßlicher Misshandlung Minderjähriger
Das Einzige, was in einer Kinderkrippe auf dem Boden liegen darf, sind vielleicht Plüschtiere, nicht aber die Mitarbeiter und vor allem nicht die Kinder. Die ehemalige Leiterin der Kinderkrippe „Léiwen Léiw“ in Bous hat das offenbar anders gesehen. Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Schlimmes hat sich offenbar in der Kinderkrippe „Léiwen Léiw“ in Bous abgespielt. Die Leiterin ist wegen vorsätzlicher Körperverletzung Minderjähriger angeklagt. Zeugenaussagen sind belastend und bedrückend. Die Staatsanwältin spricht von einem Terrorsystem, auch Mitarbeitern gegenüber. Sie fordert vier Jahre Haft.

Nach nur drei Jahren Betrieb wurde die „Crèche Léiwen Léiw“ im Oktober 2017 geschlossen. Aus offensichtlich gutem Grund. Was sich in der Kinderkrippe laut Zeugen abgespielt haben soll, ist alles andere als ein Kavaliersdelikt. Es ist belastend und bedrückend. Und es scheint regelmäßig gewesen zu sein und erniedrigend gegenüber Kindern und Erwachsenen. Vor allem aber ein Verstoß gegen geltendes Recht.

Die Staatsanwaltschaft spricht in ihrer Anklagerede von echten Straftaten. Von Terror, Nötigung, Körperverletzung und diversen schlimmen Vorfällen, die zur Schließung der Krippe führten – und für Frau N., die frühere Leiterin und Besitzerin, nun auf die Anklagebank.

Klima des Terrors

Frau N. wird an erster Stelle vorsätzliche Körperverletzung Minderjähriger vorgeworfen. Ihr Verhalten sei unzulässig und ungebührend gewesen, so die Staatsanwältin. Frau N. habe die Gesundheit der Kinder aufs Spiel gesetzt. Sie habe sich ob ihrer Sorgfaltspflicht nicht entsprechend benommen. Zudem habe sie Mitarbeiter schlecht behandelt, unter Druck gesetzt, beschimpft und beleidigt und gar verletzt. Sie habe ein allgemeines Klima des Terrors geschaffen.

Die Staatsanwältin ließ am Donnerstag einige Aussagen der zahlreichen Zeugen Revue passieren. Darunter auch von früheren Mitarbeiterinnen der Kinderkrippe. Die sprachen von häufigem aggressivem Verhalten der Direktorin, von Gewalt gegenüber Mitarbeitern und Kindern. Diesen sei zum Beispiel ein Löffel brutal in den Mund gesteckt worden, damit sie schneller oder überhaupt essen. Mitarbeiterinnen seien Haare ausgerissen und Gegenstände auf sie geworfen worden.

Dieser psychische Missbrauch habe Folgen für Mitarbeiter gehabt, unter anderem Krankmeldungen. Besonders auch für eine Frau, die seit Beginn ihrer Beschäftigung unter diesem Benehmen gelitten und Strafanzeige erstattet habe, so die Staatsanwältin. Sie spricht auch von einer Verwandten der Angeklagten, die als Reinigungskraft angestellt war, aber auch Aufsichtsaufgaben in der „Crèche“ habe übernehmen müssen. Diese sei von der Angeklagten öfters angeschrien und beleidigt worden, sodass sie sich bei Vernehmungen und auch diese Woche vor Gericht sehr verängstigt und eingeschüchtert zeigte. „Sie sei wie Dreck behandelt worden“, so eine Zeugin. Die Staatsanwältin spricht auch von Kratzspuren und blauen Stellen am Körper.

Frau N. habe die Gesundheit der ihnen anvertrauten Kinder in Gefahr gebracht und gegen Hygieneregeln verstoßen. Diese Kinder hätten damals teils noch nicht sprechen können, man wisse also nicht, was Spätfolgen sein könnten, so die Staatsanwältin.

Schwere Vorwürfe

Den Vorwurf, dass es sich bei allem um eine Art Komplott der Beschäftigten gegen ihre Chefin handeln könne, weist die Staatsanwältin zurück. Frühere Mitarbeiterinnen, die nicht zum gleichen Zeitpunkt in der „Crèche“ tätig waren, hätten unabhängig voneinander von schweren Misshandlungen berichtet. An der Schuld der Angeklagten gebe es deshalb keinen Zweifel. Dafür sei die Beweislast zu erdrückend. 

Die Vertreterin der Anklage betonte, dass Frau N. sich an den Schwächsten und Schutzbedürftigsten der Gesellschaft vergriffen habe. Viele Kinder hätten noch nicht einmal sprechen können und auch die betroffenen Mitarbeiter hätten sich in einer schwierigen sozialen Lebenslage befunden. Die Vertreterin der Anklage sieht die gegen die Angeklagte erhobenen Vorwürfe mehr als berechtigt an und fordert eine Gefängnisstrafe von vier Jahren sowie eine angemessene Geldstrafe.

Der Prozess wird am Freitag mit dem Plädoyer der Verteidigung fortgesetzt. 

Leila
9. Dezember 2022 - 11.13

Nach "nur" drei Jahren? Drei Jahre zu lang!!!