Ukraine-KriegPutin will vorerst keine neuen Annexionen

Ukraine-Krieg / Putin will vorerst keine neuen Annexionen
Eine Krankenpflegerin trainiert mit dem ukrainischen Soldaten Dmytro (27), der in einem Gefecht mit russischen Truppen beide Beine verloren hat, in einem Rehabilitationszentrum in der Nähe von Lwiw Foto: Mykola Tys/AP/dpa

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Ein Dreivierteljahr Krieg und kein Ende in Sicht: Selbst Kremlherr Putin spricht nun von einem „langen Prozess“ nach dem Überfall aufs Nachbarland. Moskaus Ziele hören sich nun kleinteiliger an.

Russland will nach Angaben des Kreml vorerst keine weiteren Gebiete der Ukraine annektieren, sondern die offiziell schon einverleibten Regionen ganz unter seine Kontrolle bringen. Dafür stehe „viel Arbeit“ an, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag. Präsident Wladimir Putin stimmt sein Land auf einen längeren Krieg ein. Vor allem im Osten der Ukraine wird weiter heftig gekämpft.

Russland hatte die Ukraine am 24. Februar angegriffen. Ende September erklärte Moskau die ukrainischen Gebiete Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja völkerrechtswidrig zu eigenem Staatsgebiet. Doch hat Russland die annektierten Regionen gar nicht ganz unter militärischer Kontrolle – im Gegenteil: Zuletzt eroberte die Ukraine Teile der russisch besetzten Regionen zurück.

Russland fürchtet auch ukrainische Angriffe auf die bereits 2014 annektierte Krim. Man sehe weiter die Gefahr eines Überfalls auf die Halbinsel, sagte Kremlsprecher Peskow nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Interfax. Die Behörden der Krim-Metropole Sewastopol meldeten am Donnerstag erneut den Abschuss einer ukrainischen Drohne durch die russische Schwarzmeerflotte. Peskow warf der Ukraine die „Organisation von Terroranschlägen“ vor.

Der Kremlsprecher wies auch Äußerungen zurück, nach denen die Ukraine sich in ihrem Verteidigungskampf gegen die russische Aggression nicht auf ihr eigenes Staatsgebiet begrenzen müsse. Dadurch werde der Konflikt ausgeweitet, warnte Peskow. Zuletzt war wiederholt russisches Gebiet beschossen worden. Die Ukraine äußert sich nicht klar zu diesen Vorfällen.

Gefahr einer atomaren Eskalation gedämpft

Präsident Putin stellte am Mittwoch klar, dass Russland seine Nuklearwaffen nicht für einen Erstschlag, sondern ausschließlich als Antwort zum eigenen Schutz einsetzen werde. Putin hatte zu Beginn des Kriegs die Atomwaffen in erhöhte Bereitschaft versetzen lassen, um zu verhindern, dass der Westen in den Konflikt militärisch eingreift.

Putin hatte am Mittwoch auch erklärt, der Krieg könne „ein langer Prozess werden“. Zudem gab er bekannt, dass nun die Hälfte der rund 300.000 in den vergangenen Wochen eingezogenen Reservisten in der Ukraine stationiert seien. Die restlichen rund 150.000 Männer seien als „Kampfreserve“ auf Stützpunkten des Militärs untergebracht.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj berichtete in der Nacht zum Donnerstag von weiter schweren Gefechten im Osten seines Landes. Bei jüngsten russischen Angriffen auf die Stadt Kurachowe im Gebiet Donezk seien zehn Menschen getötet worden. Über die Lage rund um die derzeit besonders heftig beschossene Kleinstadt Bachmut sagte er: „Dort gibt es eine sehr harte Konfrontation. Jeder Meter zählt.“

Rotes Kreuz besucht Kriegsgefangene

Das Rote Kreuz besuchte nach eigenen Angaben erstmals seit Monaten wieder ukrainische Kriegsgefangene in russischem Gewahrsam. In den vergangenen zwei Wochen seien Gefangenen Bücher, Hygieneartikel, Decken und warme Kleidung sowie Nachrichten von ihren Familien gebracht worden, berichtete das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). Auch auf ukrainischer Seite hätten Mitarbeiter Kriegsgefangene besuchen können. „Ich erwarte, dass diese Besuche nun zu mehr regulärem Zugang zu allen Kriegsgefangenen führen“, sagte IKRK-Präsidentin Mirjana Spoljaric.

Gronk
9. Dezember 2022 - 19.20

Ach isser nicht nett, dieser Putin.