Medizinisches CannabisHanföl wird in Luxemburg nur neuen Patienten verschrieben – im Gegensatz zu Cannabis-Blüten

Medizinisches Cannabis / Hanföl wird in Luxemburg nur neuen Patienten verschrieben – im Gegensatz zu Cannabis-Blüten
Der Luxemburger Staat besitzt aktuell 425 Flakons Hanföl von unterschiedlicher Stärke Foto: privat

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Seit 2019 können in Luxemburg speziell ausgebildete Ärzte schwer kranken Patienten medizinisches Cannabis verschreiben. Aus logistischen Gründen erhielten die Patienten zu Beginn nur Cannabis-Blüten. Seit ein paar Monaten kann auch Hanföl verschrieben werden. Wegen eines geringen Vorrats betrifft dies jedoch nur neue Patienten.

Nur neue Patienten können aktuell Hanföl verschrieben bekommen, und zwar in Flakons von 25 ml. Das Gesundheitsministerium hat am 24. Oktober ein Schreiben hierzu an sämtliche Ärzte geschickt.

In einer parlamentarischen Frage wollte Sven Clement (Piratenpartei) von Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) wissen, weshalb Hanföl nur an neue Patienten verschrieben werde und ob das nicht zu einer Zweiklassenmedizin führe. Die Ministerin hat nun geantwortet. „Die Wahl, Hanföl nur an neue Patienten abzugeben, wurde wegen des doch sehr begrenzten Vorrats getroffen. Zugleich wird angeraten, dass Produkte, die noch nicht von Ärzten verschrieben wurden, progressiv eingeführt werden“, rechtfertigte Lenert diesen Schritt und gab zu, dass man sich in einer zeitlich beschränkten Probephase befinde. Bis zum 30. November 2022 wurden bislang sechs Flakons der verschiedenen Hanföle verschrieben. Über eine weitere Bestellung werde derzeit nicht nachgedacht – „da das Konsumverhalten der Patienten in den kommenden Wochen erst noch ausgewertet wird“, so Lenert weiter.

22,5 Kilogramm Cannabis-Blüten

Der Luxemburger Staat ist zurzeit im Besitz von 425 Fläschchen Hanföl und 22,5 Kilogramm Cannabis-Blüten. Die Blüten können in drei Kategorien aufteilt werden. Zum einen gibt es die THC-reichen Blüten, die einen THC-Gehalt von rund 18 Prozent und 0,1 Prozent CBD haben. Die zweite Sorte ist mit 9 Prozent THC und 9 Prozent CBD völlig ausgeglichen. Cannabis-Blüten mit einem CBD-Gehalt zwischen 2 und 12 Prozent sowie einem Rest-THC-Gehalt von maximal 0,29 Prozent fallen in die dritte Kategorie. Sie werden in Behältern von 15 Gramm verschrieben.

Auch in Sachen Cannabis-Öl können die Patienten aus drei verschiedenen Sorten wählen. Die potenteste enthält 25 Prozent THC. Das ausgewogenste Cannabis-Öl kommt mit 10 Prozent THC und 10 Prozent CBD daher. Die dritte Sorte enthält 20 Prozent CBD und 5 Prozent THC.

THC, das zum Rausch führt, und das entzündungshemmende und schmerzlindernde CBD wirken sich ähnlich auf den Körper aus, egal, ob in Blütenform oder als Öl eingenommen  Was sich allerdings ändert, ist die Dauer, bis der Patient eine Wirkung spürt. Bei der Einnahme von Hanföl kann dies bis zu zwei Stunden nach dem Konsum der Fall sein.

Zu Beginn des Pilotprojektes gab es medizinisches Cannabis nur in Blütenform
Zu Beginn des Pilotprojektes gab es medizinisches Cannabis nur in Blütenform Foto: AFP/Jens Schlüter

Seit Beginn des Pilotprojektes im Februar 2019 wurden bislang mehr als 640 Patienten mit medizinischem Cannabis behandelt. Die Bedingungen: Sie müssen ihren Wohnsitz in Luxemburg haben, mindestens 25 Jahre alt sein, bei einer Krankenkasse aus Luxemburg versichert sein und die luxemburgische Nationalität besitzen. Drogensüchtigen und Patienten mit Herzproblemen wird medizinisches Cannabis verwehrt. Auch Berufsfahrer sind davon ausgenommen. Patienten müssen sich an einen der rund 250 Ärzte wenden, die an der obligatorischen Weiterbildung des Gesundheitsministeriums teilgenommen haben. Bei schwer kranken Menschen kann medizinisches Cannabis als Appetitanreger oder gegen Übelkeit genutzt werden sowie Schmerzen lindern. Sie erhalten ein Rezept für mindestens zwei Monate. Die Verschreibung von medizinischem Hanf verfällt nach spätestens 21 Tagen. Das Medikament muss persönlich in einer der Krankenhausapotheken abgeholt werden. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten der Arztrechnung.