InfektwelleIn Deutschland sind die Spitäler am Limit: „Kinder sterben, weil wir sie nicht mehr versorgen können“

Infektwelle / In Deutschland sind die Spitäler am Limit: „Kinder sterben, weil wir sie nicht mehr versorgen können“
Eine Intensivpflegerin hält den Fuß eines jungen Patienten, der beatmet wird, in der Hand Foto: dpa/Marijan Murat

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In Deutschland schlagen Notfallmediziner bei der Behandlung von Kindern Alarm. Die massive Infektwelle und der Personalmangel bringen die Kinderintensivmedizin ans Limit.

„Kinder sterben, weil wir sie nicht mehr versorgen können“, sagte der Leitende Oberarzt der Kinderintensivmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover, Michael Sasse. Die Lage sei ohnehin schon prekär. Doch die enorme Welle von Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) habe die Situation noch einmal verschlimmert. „Jetzt werden drei Jahrgänge von Kindern diese Infekte durchmachen, weil sie ohne Mundschutz durch die Gegend rennen“, sagte Sasse mit Blick auf die aufgehobenen Corona-Beschränkungen.

Deutschlands Gesundheitsminister Karl Lauterbach sagte schnelle Hilfen zu. Krankenhäuser könnten Personal in die Kinderstationen verlagern, sagte er am Donnerstag. Dafür forderte der Minister die Krankenkassen auf, vorübergehend die Personaluntergrenzen nicht mehr zu überprüfen. Außerdem verlängerte das Ministerium die Möglichkeit zur telefonischen Krankschreibung auch für Kinderärzte. Eltern haben so die Möglichkeit, bei Erkrankung ihres Kindes zu Hause zu bleiben und trotzdem den Anspruch auf Krankengeld zu behalten. Der Minister appellierte zudem an alle Eltern, Vorsorgeuntersuchungen ihrer Kinder für wenige Wochen zu schieben, sofern das vertretbar ist.

Lauterbach verwies zudem darauf, dass der Bundestag am Freitag beschließen will, die Lage der Kinderkliniken durch Zuschläge zu verbessern. Vorgesehen ist unter anderem, die Kinderheilkunde aus dem Finanzierungssystem der Fallpauschalen herauszunehmen und die Vorhaltekosten zu finanzieren. 270 Millionen Euro sind dafür für die kommenden zwei Jahr veranschlagt.

Neue Masken-Diskussion

Unterdessen verteidigte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek Überlegungen, Corona-Beschränkungen fallenzulassen. „Wir haben in Bayern auch die Lage in den Kinderkliniken und Kinderarztpraxen genau im Blick. Wir müssen angesichts der akuten Welle an Erkrankungen rasch gegen die aktuellen Behandlungsengpässe vorgehen“, sagte er. Eigenverantwortung werde langfristig das Leitmotiv dieser späten Corona-Phase sein. „Deswegen gehe ich davon aus, dass wir im ÖPNV auf die Maskenpflicht verzichten werden, sobald dies sinnvoll ist. Wie wir hier konkret weiter vorgehen, werden wir kommende Woche im Kabinett beraten“, kündigte Holetschek an.

Die Schutzmaßnahmen der Infektionsschutzmaßnahmenverordnung dienten zur Bewältigung der Corona-Pandemie. Diese Verpflichtungen haben wir in einer Ausnahmesituation geschaffen. „Wir werden diese verpflichtenden Maßnahmen nicht allein deshalb fortführen, weil andere, regelmäßig auftretende Krankheiten das Gesundheitssystem belasten“, sagte der CSU-Politiker. „Klar ist aber auch: Mit Blick auf andere Infektionskrankheiten der Atemwege halte ich eine klare Maskenempfehlung im ÖPNV auch nach einem Ende der Maskenpflicht weiterhin für sinnvoll“, so Holetschek.