ReportageVorsicht Gold! – Wohin mit dem Altschmuck?

Reportage / Vorsicht Gold! – Wohin mit dem Altschmuck?
Vahe Arakelyan arbeitet seit 2005 mit Gold und anderen Edelmetallen Foto: Editpress/André Feller

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Gold ist ein edles, korrosionsbeständiges Metall, das die Menschen seit mindestens sechs Jahrtausenden in seinen Bann zieht. Als Geldanlage ist es besonders in Krisenzeiten interessant. Eine Vielzahl von Anlegern handelt derzeit an der Börse mit dem Edelmetall. Ein weiterer beliebter Handelsplatz ist der örtliche Goldhändler. Anstelle von Börsenpapieren wechseln dort Altgold, Münzen und Goldbarren den Besitzer. Das Tageblatt sprach mit Vahe Arakelyan, einem Experten für den Gold- und Diamantenhandel, über die Entwicklung des physischen Handels mit Gold und Edelmetallen in Luxemburg.

Juweliere verwenden für die Herstellung von Schmuck meist 18-karätiges Gold
Juweliere verwenden für die Herstellung von Schmuck meist 18-karätiges Gold Foto: Editpress/André Feller

Seit 2005 handelt der 41-jährige Armenier zusammen mit seinem Vater mit Schmuck, Edelmetallen und Diamanten. Zuvor hatte er an der Universität von Nancy studiert. Es ist kein Zufall, dass sich unser Gesprächspartner für diese Branche entschieden hat. Armenien gilt als eines der wichtigsten Länder für das Schleifen von Diamanten. „Als wir Kinder waren, war der Diamantenhandel für uns allgegenwärtig“, erzählt uns Vahe Arakelyan.

So sei ihm der Beruf des Gold- und Diamantenhändlers sozusagen in den Schoß gefallen, sagt er. Zusammen mit seinem Vater gründete er eine Filiale für den An- und Verkauf von Altgold und anderen Edelmetallen. Im Zentrum der Stadt Luxemburg betreibt er den Gold- und Schmuckhandel Luxor. Dort bietet er hauptsächlich Schmuck von verschiedenen, teilweise exklusiven Herstellern in allen Preisklassen an. Als alter Hase in der Branche kennt er sich bestens mit dem physischen Handel mit Gold und Edelmetallen aus.

Objektive Wertermittlung

Diamanten würden seltener von Privatpersonen gehandelt, so der Fachhändler. Die Bestimmung der Qualität und der Merkmale (Größe, Farbe, Reinheit und Karat) sei kompliziert. Anders als bei Gold werden die Preise nicht an der Börse festgelegt, sondern von der international anerkannten Rapaport-Preisliste, so unser Gesprächspartner. Seit vielen Jahren garantieren die international anerkannten Zertifikate GIA (Gemmologisches Institut von Amerika) und HRD (Hooge Raad voor Diamant) eine gute, nachprüfbare Qualität.

Gold hingegen sei viel einfacher und vor allem objektiv zu bewerten. Mit einfach zu handhabenden chemischen und physikalischen Testmethoden kann die Reinheit des Goldes vor Ort schnell festgestellt werden. Die Händler greifen dabei auf Kontrollsäuren in verschiedenen Konzentrationen zurück. Für den physikalischen Test wird ein Messgerät verwendet, das die Leitfähigkeit des Testobjekts bestimmt.

Abgesehen von leichten Schwankungen, steigt der Goldpreis seit 2018 an
Abgesehen von leichten Schwankungen, steigt der Goldpreis seit 2018 an Foto: Editpress/André Feller

24 Karat Gold, d.h. mit einer Reinheit von 99,999%, wird in der Regel in Form von Goldbarren angeboten. Reines Gold ist weich und formbar. Es eignet sich kaum für die Herstellung von Schmuck. Juweliere stellen eine Legierung her, indem sie andere Metalle wie Silber, Kupfer oder Palladium hinzufügen. Juweliere verwenden für die Herstellung von Schmuck meist 18-karätiges Gold, das in den deutschsprachigen Ländern oft als 750er-Gold bezeichnet wird. 18-karätiges Gold enthält also 75% Gold und 25% Legierungen.

Sobald der Reinheitsgrad bestimmt ist, gibt es nur noch zwei Schritte, um den Wert des Goldes zu ermitteln: Wiegen und die Bestimmung des Tagespreises, der wiederum von den Entwicklungen an der Börse abhängt.

Beim An- und Verkauf von Altgold, Münzen oder Zahngold erheben die Altgoldhändler eine Gewinnspanne. Im Durchschnitt liegt zwischen dem Ankaufs- und dem Verkaufspreis eine Marge von 2 bis 4 Euro pro Gramm Gold, je nach Händler. Es ist daher ratsam, sich bei mehreren Geschäften nach den Preisen zu erkundigen, verrät uns der Inhaber von Luxor.

Einschmelzen oder Tauschen?

Fast jeden Tag suchen Leute den Laden in der rue des Capucins auf, um Altgold zu verkaufen, erklärt uns der Händler. Oft handelt es sich dabei um Erbstücke oder alten Schmuck, den man umwandeln möchte. Dann stellt sich eine wichtige (Kosten-)Frage: einschmelzen oder umtauschen? Schmuckgold, Münzen oder Zahngold bestehen aus verschiedenen Legierungen, sie sind also nicht rein.

Um aus mehreren Einzelstücken neuen Schmuck herzustellen, wird das Gold beim Juwelier oder in einer sogenannten Affinerie eingeschmolzen. Dieser individuelle Bestellvorgang ist natürlich mit einem finanziellen Aufwand verbunden. Die Kosten haben sich mittlerweile verdoppelt, merkt der Edelmetallhändler an. Je nach den Umständen kann es sinnvoller sein, das Altgold gegen einen Goldbarren mit ungefähr gleichem Gewicht einzutauschen. Zwar spielt die Gewinnspanne des Händlers bei diesem Tausch eine Rolle, aber dem stehen die Kosten des Einschmelzens gegenüber. Vahe Arakelyan rät Interessenten, sich einen Kostenvoranschlag für das Schmelzen beim Juwelier geben zu lassen. Dies würde die Entscheidung vereinfachen.

Der Goldhändler gibt uns auch noch einen weiteren, nicht zu unterschätzenden Ratschlag. Wenn man sich zum Beispiel dazu entschließt, sein Altgold gegen Goldbarren einzutauschen, sollte man nur Goldbarren von einem Hersteller kaufen, der von der LBMA zertifiziert ist. Das Zertifikat der London Bullion Market Association, kurz LBMA, ist weltweit anerkannt und bürgt für Echtheit und Qualität. Goldbarren von Herstellern mit LBMA-Zertifikat, von denen es derzeit 71 weltweit gibt, stehen für eine besonders gute Handelbarkeit beim Verkauf.

Seit vielen Jahren garantieren international anerkannte Zertifikate eine gute, nachprüfbare Qualität
Seit vielen Jahren garantieren international anerkannte Zertifikate eine gute, nachprüfbare Qualität Foto: Editpress/André Feller

Diese Liste kann unter https://www.lbma.org.uk/good-delivery/gold-current-list öffentlich eingesehen werden. Nach Ansicht des Experten sollte man sich daher von Goldbarrenherstellern, die nicht auf dieser Liste stehen, distanzieren.

Ein dynamischer Handel

Abgesehen von leichten Schwankungen, steigt der Goldpreis seit 2018 an. Allein im Jahr 2020 stieg der Goldpreis um 35%. Der Handel mit physischem Gold beim Goldhändler habe sich sehr dynamisch entwickelt, sagt unser Händler. Zum einen aufgrund des hohen Goldpreises, zum anderen aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten. Immer mehr Menschen würden ihre goldenen Wertgegenstände in Bargeld umwandeln. Er habe schon mehrmals erlebt, dass Kunden mit kleinen Goldmengen von 0,5 oder sogar 0,1 Gramm zu ihm gekommen sind.

Zu seiner Kundschaft gehören auch Notare, wenn es z.B. um die Aufteilung eines Erbes ginge, erklärt der Experte.

Nicht nur der Verkauf von Altgold hat zugenommen, sondern auch der Kauf von Gold als Wertanlage, berichtet Vahe Arakelyan. Für manche Kunden, insbesondere Kleinanleger, ist es einfacher, einen Goldbarren von 1, 5 oder 10 Gramm in einem lokalen Goldhandel zu kaufen als über eine Bank, zumal die von der Bank erhobenen Nebenkosten entfallen, fährt der Händler fort. Ein weiterer Vorteil des physischen Goldhandels liegt im steuerlichen Bereich; physisches Gold ist von der Mehrwertsteuer befreit.

Auf die Frage, ob man noch Goldbarren kaufen müsse, um zu investieren, konnte unser Gesprächspartner keine Antwort geben. Niemand wisse, wie es sich in Zukunft entwickle. Außerdem sei Gold laut Vahe Arakelyan kurzfristig keine sehr interessante Anlage, langfristig jedoch schon.