ASTI-ProjektMit „Coach4Work“ bekommen Immigranten Hilfe, um auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen

ASTI-Projekt / Mit „Coach4Work“ bekommen Immigranten Hilfe, um auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen
Sehen das Pilotprojekt als vollen Erfolg an: Pascal Flammang (Arbeitsministerium), Evandro Cimetta (ASTI-Präsident), Laura Zuccoli (Koordinatorin) und Gusty Feyder (freiwilliger Helfer) Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Bewerbungsschreiben, ­​​​​​​​Vorstellungsgespräch, Arbeitsamt: Etliche Immigranten kommen zum ersten Mal mit diesen Herausforderungen in Kontakt, was die Eingliederung in den Arbeitsmarkt deutlich erschwert. Um ihnen die ersten Schritte auf dem Arbeitsmarkt zu erleichtern, hat die ASTI („Association de soutien aux travailleurs immigrés“) das Programm „Coach4Work“ ins Leben gerufen. Zeit, eine Bilanz zu ziehen.

Immigranten – ob freiwillige oder durch die Umstände dazu gezwungen – wünschen sich oft nicht nur, in Luxemburg zu leben, sondern auch hier zu arbeiten. Oft ist die Arbeitskultur in ihrem Ursprungsland jedoch eine komplett andere, was es ihnen wesentlich erschwert, hier im Land Fuß zu fassen. Wie zum Beispiel die Frau, die der freiwillige Helfer Guy Schaefer betreute. Eine freie Stelle in einem Restaurant weckte ihr Interesse. Ein Problem bestand jedoch: Die Dame war nicht mit der hiesigen Esskultur vertraut. Im Rahmen des „Coach4Work“-Programms bereitete Schaefer sie nicht nur auf das erste Vorstellungsgespräch vor, sondern machte sie auch mit hiesigen Esskultur vertraut. Mit Erfolg: die Frau erhielt den Job. 

Anfang 2022 hatte die ASTI das Programm „Coach4Work“ gestartet. Unter 55 Interessenten, die sich nach einem Aufruf gemeldet hatten, wurden nach Vorgesprächen 24 (später kamen noch vier weitere hinzu) ausgesucht, die allen einen individuellen Betreuer zur Seite gestellt bekamen, der sie Schritt für Schritt bei ihrer Arbeitssuche begleitete.

Bewerbungen und Soft Skills

In einem ersten Gespräch ermittelten die Coaches zuerst die Vorstellungen und Wünsche der Kandidaten bezüglich einer Arbeit in Luxemburg. Und darin liege sehr oft schon das erste Problem, erzählt Gusty Feyder, ebenfalls freiwilliger Helfer des Programms: Die Bewerber, die sehr unterschiedliche Bildungsstände aufwiesen, vom Abiturienten bis hin zum Akademiker, hätten oft Wünsche die in Luxemburg nicht realisierbar seien. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn es die Arbeit, der sie in ihrem Ursprungsland nachgegangen sind, in der Form nicht in Luxemburg gibt. Die Betreuer versuchen gegebenenfalls, zusammen mit den Teilnehmern andere Möglichkeiten auszuloten. In einer nächsten Etappe werden dann die Grundkenntnisse vermittelt, die am Arbeitsmarkt erforderlich sind. 

Während einer bis zwei Stunden pro Woche erhielten die Personen – 17 Frauen und sieben Männer – Nachhilfe in verschiedenen Bereichen: Erstellen eines Lebenslaufs und eines Bewerbungsschreibens, vorteilhaftes Auftreten in einem Vorstellungsgespräch, aber auch das Einschreiben bei der ADEM. Trainiert wurden auch andere sogenannte Soft Skills: das Auftreten, die Motivation und Selbstvertrauen.

Von den insgesamt 28 Teilnehmern am Programm haben jetzt, Ende November, die Hälfte eine Arbeitsstelle gefunden. Eine Person hat sich selbstständig gemacht. Vier befinden sich einer Ausbildung, sechs suchen aktuell noch nach einem Job.

Eine Person konnte mithilfe der ASTI ihr Diplom aus dem medizinischen Bereich anerkennen lassen. Ein besonderes Problem, dem sich die Behörden in Luxemburg annehmen müssten, wie die Koordinatorin des Programms, Laura Zuccoli, erklärt. Obwohl das Diplom der betreffenden Person bereits in einem anderen EU-Land anerkannt ist, hat es einige Arbeit gebraucht, bis dies auch in Luxemburg der Fall ist. 

Helfer arbeiten auf freiwilliger Basis

Das Programm beruht auf Freiwilligenarbeit. Die Betreuer sind Freiwillige, die auf ähnliche Weise ausgewählt wurden wie die Jobsuchenden. Das Interesse war auch hier groß: Nach einem Aufruf hatten sich innerhalb einer Woche 26 Personen gemeldet. Auch sie mussten sich einem Vorgespräch unterziehen. Der Aspekt der Freiwilligenarbeit spielt für alle am Projekt Beteiligten eine wichtige Rolle: Der humane Aspekt käme dem sozialen Zusammenhalt zugute. In diesem Zusammenhang fordert die ASTI fordert unter anderem einen gesetzlich garantierten Spezialurlaub für freiwillige Helfer im sozialen Bereich.

Finanziert wurde das Programm mit 125.000 Euro, die Hälfte vom europäischen Sozialfonds, die andere Hälfte vom Arbeitsministerium. Es handele sich zwar um Freiwilligenarbeit, betont ASTI-Präsident Evandro Cimetta am Dienstag vor der Presse, doch kostenlos sei das Programm nicht. Zum einen erhielten die Betreuer ihrerseits eine Ausbildung von angestellten Mitarbeitern der ASTI, zum anderen gab es das ganze Jahr über auch Nebenkosten wie zum Beispiel für Essen.

Und man sollte nicht vergessen, dass sich das Projekt für die öffentliche Hand allemal rechne, nämlich durch die Steuern, welche die neuen Arbeitnehmer später dem Staat zahlen.

Alles in allem habe das individuelle Coaching durch Freiwillige seine Effizienz bewiesen, sagen die Verantwortlichen der ASTI, die sich wünschen, dass aus diesem Pilotprojekt ein dauerhaftes Angebot wird. Man habe bereits um eine Unterredung mit dem Arbeitsminister gebeten, um dies zu besprechen.